Neuer Chef und Pläne für die Biosphäre: Potsdamer Tropenhalle soll mehr für Anwohner bieten
Der neue Chef will die Potsdamer Tropenwelt für Anwohner attraktiver machen. Bald wird auch die finale Entscheidung zum Umbau fallen - damit die Biosphäre nicht ein dauerhaftes Millionengrab bleibt.
Potsdam - Nach Jahren der konzeptionellen Stagnation soll die Biosphäre am Volkspark auch für die vielen neuen Anwohner im Bornstedter Feld attraktiver werden. So soll schon ab Januar das Restaurant in dem Haus testweise für Nicht-Besucher der Tropenhalle offen stehen, in der Freiluftsaison zwischen Parkplatz und Halle eine kleinere Außengastronomie etabliert werden. Für den nächsten Winter ist ein Weihnachtsmarkt in der Halle im Gespräch. Die Pläne stellte der neue Geschäftsführer der Biosphäre, Sebastian Leifgen, am Mittwoch vor Journalisten vor – bei einer digitalen Pressekonferenz zusammen mit dem Potsdamer Baubeigeordneten Bernd Rubelt (parteilos).
Der "Mittelpunkt des Stadtteils"
Leifgen sagte, die vielen neuen Anwohner im Bornstedter Feld seien eine große Chance für die Halle – man wolle zum „Mittelpunkt des Stadtteils“ werden. So wolle man nun das Restaurant für Nicht-Besucher öffnen, müsse das aber noch baulich so gestalten, dass Essensgäste sich dann nicht einfach so ohne Eintritt „in die Halle schleichen“. Die Außengastronomie mit Lounge-Möbeln und einfacher Sommerküche solle auch den Eingang zum Volkspark einladender gestalten.
Preisstruktur überdenken
2022 wolle er jeden Monat einen neuen Schwerpunkt setzen – wenn Corona das zulasse: Zum Beispiel im Februar einen Biomarkt mit Produkten aus der Region, im Juni ein Nachbarschaftsfest und ein Kindertagsprogramm oder im September ein Krimidinner. Es gehe darum, „Erlebnisse und Erinnerungen zu schaffen“, beschrieb Leifgen seinen Ansatz. Dezernent Rubelt befand, der neue Biosphären-Chef bringe „viel neuen Schwung“ für die Halle, die im kommenden Jahr 20 Jahre alt wird. Leifgen erklärte, man werde auch die Preisstrukturen in dem Haus überdenken und mehr auf Online-Buchungen setzen. So hatte die Biosphäre etwa für Kindergeburtstage – vor der Coronakrise – bis zu 36 Euro pro Gast genommen.
Der 40 Jahre alte Leifgen, der bereits mehrere Hotels geleitet hat, ist Nachfolger von Eckhard Schaaf, der die über die kommunale Bauholding Pro Potsdam betriebene Tropenhalle vor 16 Jahren übernommen hatte. Damals hatte die Stadt nach der Insolvenz des bis dato privaten Betreibers einspringen müssen, alle Versuche einer erneuten Privatisierung scheiterten vor allem an Kostenfragen. Seitdem ist die im Zuge der Bundesgartenschau 2001 für knapp 30 Millionen Euro errichtete Halle ein Zuschussgeschäft, für das die Stadt jährlich rund 1,7 Millionen Euro aus dem Haushalt aufwenden muss – weswegen der Bund der Steuerzahler die Biosphäre bereits mehrfach als Beispiel für die Verschwendung öffentlicher Gelder aufgeführt hatte.
Selbst der Abriss stand schon im Raum
Gleichwohl hatten die Stadtverordneten 2019 einen damals im Raum stehenden Abriss abgelehnt – und einen Grundsatzbeschluss gefasst, dass der Bau zu einer „Biosphäre 2.0“ umgestaltet wird. Geplant ist eine Art Freizeit- und Wissenschafts-Center mit Tropenflair, inklusive Wellnesszentrum, Tagungshotel und einer stärkeren Einbeziehung des Volksparks. Damals war von mindestens 17 Millionen Euro Kosten die Rede. Die konkreten Umsetzungsschritte sollen nächsten Monat schon den Stadtverordneten zur finalen Beschlussfassung vorgelegt werden. Dezernent Rubelt sagte, nach Jahren der Planung komme nun „viel Bewegung“ in den Prozess.
Das geplante Konzept sei „im Wesentlichen“ bestehen geblieben, sagte Rubelt auf Nachfrage. Allerdings hatte das Rathaus auch mit EU-Förderung gerechnet – da diese aber wegen Potsdams guter wirtschaftlicher Lage zum Teil weggefallen ist, musste man sich neu sortieren. „Wir werden Anträge auf Förderung stellen – planen aber auch ohne“, sagte Rubelt. Möglich sei auch die finanzielle Unterstützung durch Stiftungen. An der Biosphäre 2.0 will die Stadt auch bekannte Wissenschaftseinrichtungen wie das Potsdam-Institut für Klimafolgenforschung beteiligen – und zum Beispiel verschiedene Regionen der Erde wie den Polarkreis oder Wüsten erlebbar machen.
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Insofern seien die aktuellen Pläne von Leifgen für die kommende Saison auch nur eine Übergangsphase vor den Umbauarbeiten, erklärte Rubelt. Wann die genau beginnen, kann nur geschätzt werden – so sind vorher zum Beispiel noch mehrmonatige Ausschreibungen für die Umbauleistungen nötig. Er gehe dann von rund zwei Jahren Umbaudauer aus, sagte Rubelt. „Es wird nicht auf Knopfdruck gleich alles neu.“ Auch solche Bauarbeiten sind für Leifgen kein Neuland: Zuletzt hatte er Sanierungs- und Umbauarbeiten für ein Hotel am Timmendorfer Strand an der Lübecker Bucht verantwortet.
Corona setzt auch der Tropenhalle zu
Doch wird perspektivisch dann auch der städtische Zuschussbedarf geringer oder ganz wegfallen? Der neue Chef Leifgen jedenfalls sagte, die Halle besitze noch deutlich größere Umsatzpotentiale, schon jetzt seien die rund 170 000 Besucher pro Jahr eine gute Basis für die Zukunft: „Die Halle hat noch nicht das Maximum bei der Auslastung erreicht.“ Auch gebe es aktuell schon viele Anfragen für Firmenevents oder Hochzeiten in der Orangerie des Hauses. Allerdings sei angesichts der Corona-Lage klar, dass das Geschäft in den umsatzstärksten Monaten bis März erneut in Mitleidenschaft gezogen werden könnte.
Bürgerdialog zur Zukunft
Die Zukunft der Biosphäre ist im kommenden Jahr auch das erste Thema der regelmäßigen Bürger-Dialoge von Oberbürgermeister Mike Schubert (SPD). Dieser findet wegen der Corona-Situation diesmal allerdings nur als digitale Diskussionsveranstaltung statt – und zwar wie berichtet am 14. Januar 2022. Beginn ist dann 18 Uhr. Das Thema wird das besagte Konzept zum Umbau und zur Weiternutzung der Tropenhalle sein, ebenso soll laut Ankündigung der Stadtverwaltung mit den Bürgern zusammen ein Blick auf die zukünftige Außengestaltung geworfen werden. Die Frage sei, welche Möglichkeiten hier denkbar wären. Dafür hat das Rathaus aufgerufen, dass auch Anwohner sich schon jetzt mit Hinweisen und Wünschen äußern können, bis zum 10. Januar ist das noch möglich. Als Kontakt ist auf der Homepage der Stadt die Tel.: (0331) 289 10 58 und die E-Mail-Adresse OBMdialog@rathaus.potsdam.de angegeben, weitere Infos gibt es im Internet unter www.buergerbeteiligung.potsdam.de.
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