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Nach Anschlag in Halle: Potsdamer Synagoge soll keine "Festung" werden

Nach dem Anschlag in Halle werden jüdische Einrichtungen in Potsdam überwacht. Die geplante neue Synagoge soll aus Sicht der künftigen Nutzer aber dennoch einen offenen Charakter haben.

Potsdam - Trotz des rechtsextremen Anschlags auf eine Synagoge in Halle plädiert der Vorsitzende der Synagogengemeinde Potsdam dafür, das neue jüdische Gotteshaus nicht zur „Festung“ zu machen. Die Gemeinde wolle bei der Planung des Neubaus in der Potsdamer Innenstadt nicht überreagieren, sagte Ud Joffe am Dienstag auf PNN-Anfrage. „Die Synagoge darf keinesfalls den Charakter einer ,Festung’ vermitteln – was wäre das für eine Botschaft? Vielmehr soll es ein offenes und einladendes Gebäude sein, für alle Bürger unserer Stadt – ein Ausdruck unserer Zuversicht und positiven Lebenseinstellung.“ Am effektivsten fände Joffe „die direkte Begleitung der größeren Versammlungen im Jahr durch ein oder zwei Beamte.“ 

Der Neubau der Potsdamer Synagoge an der Schloßstraße soll nach jüngster Planung im Frühjahr 2020 begonnen werden. Erste Planungen gab es schon 2005, doch 2009 entzündete sich an den Entwürfen des Architekten Jost Haberland ein Streit innerhalb der Jüdischen Gemeinde – vor allem wegen der schmucklosen Fassade und dem aus Sicht mancher zu kleinen Synagogenraum.

Im Jahr darauf gründete Ud Joffe die Synagogengemeinde Potsdam. Im Juni 2011 verhängte die Landesregierung einen Baustopp für die Synagoge, seitdem liegt das Grundstück in der Schloßstraße 1 brach. Seit April 2016 stehen die Zeichen wieder auf Kompromiss: Vertreter der Jüdischen Gemeinde und der Synagogengemeinde einigten sich auf einen gemeinsamen Betrieb der Synagoge.

Das Land rechnet mit einem Baustart 2020

Noch immer gibt es aber offenbar Abstimmungsbedarf, was die Fassade betrifft. So heißt es aus dem für den Neubau zuständigen brandenburgischen Kulturministerium auf PNN-Anfrage: „Derzeit finden Abstimmungsgespräche zwischen der Landesregierung, dem Brandenburgischen Landesbetrieb für Liegenschaften und Bauen (BLB) und dem beauftragten Architekten sowie den Vertretern der beiden Gemeinden zur genauen Ausgestaltung des Gebäudes und der Fassade statt.“ Details werden nicht genannt. Aber man scheint beim Land zuversichtlich zu sein, bald alles zu klären. Denn auch dort geht man weiterhin von einem Baustart im kommenden Jahr aus - und einer Fertigstellung 2022.

Auch in den Koalitionsverhandlungen für die neue Landesregierung in Brandenburg spielte die Potsdamer Synagoge eine Rolle. Man habe die finanzielle Unterstützung des Baus beschlossen, hieß es am vergangenen Donnerstag. Genaue Summen waren offenbar noch nicht Thema. Mittlerweile rechnet man mit Baukosten von acht Millionen Euro – drei Millionen Euro mehr als ursprünglich. Das nun zu bildende Kabinett ist bereits das sechste seit Beginn der Planungen 2005. Dass auch dieses die Kosten vollständig übernehmen wird, gilt als sicher. 

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