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Krankenhausspiegel für Brandenburg: Potsdamer Kliniken offenbaren Mängel

Der Krankenhausspiegel Brandenburg ermöglicht Patienten einen Klinik-Vergleich im Internet. Demnach liegt die Qualität bei der Behandlung von Frühchen im Potsdamer Bergmann-Klinikum unter dem Durchschnitt.

Potsdam - Mit 391 Neugeborenen behandelte die Kinder- und Jugendklinik des kommunalen Bergmann-Klinikums 2015 die meisten Frühchen im Land Brandenburg. Doch die Qualität der Behandlung bei sehr kleinen Frühgeborenen, das zeigt der neue Krankenhausspiegel Brandenburg, fällt hinter die der anderen Krankenhäuser der Region und im bundesweiten Vergleich zurück.

So kommt es beispielsweise bei 2,6 Prozent der sehr kleinen Frühgeborenen im Bergmann-Klinikum zu Schädigungen der weißen Hirnsubstanz. Im Brandenburger Schnitt sind es 0,8 Prozent, im Bundesschnitt 1,5 Prozent. Auch andere Komplikationen sind häufiger als in anderen Krankenhäusern der Region. 12,5 Prozent der sehr kleinen Frühgeborenen erleiden schwere chronische Schäden an der Lunge. Brandenburgweit sind es nur in Cottbus mehr, 16,7 Prozent. Auf Brandenburg- und Bundesebene sind es rund acht Prozent. In 1,76 Fällen pro 1000 Kindern holen sich außerdem Früh- und Neugeborene im Krankenhaus eine Infektion, mehr als doppelt so viele wie im Brandenburgschnitt.

36 Kliniken in Brandenburg im Vergleich

Der Chef des Bergmann-Klinikums, Steffen Grebner, sieht den Krankenhausspiegel als Werkzeug, um die Leistung zu steigern. „Nur Transparenz von Qualität kann Qualität langfristig verbessern“, sagte er am Montag bei einer Pressekonferenz zur Vorstellung des Portals in Potsdam. Die Ergebnisse könne man auch „intern zurückspiegeln an Ärzte und Krankenschwestern“, um so einzelne Punkte zu verbessern. Er verglich diesen Prozess mit dem sportlichen Mehrkampf: Jeder müsse an den schwächsten Disziplinen arbeiten, um dort besser zu werden.

Neben dem Bergmann-Klinikum beteiligen sich auch das katholische St.-Josefs-Krankenhaus und das Oberlinhaus freiwillig am Krankenhausspiegel. Ihre Leistungen können auf dem neuen Internetportal verglichen werden, das seit Montag online ist. Patienten und Angehörige können sich hier über 36 Brandenburger Kliniken und 16 Behandlungsgebiete informieren. Dazu wurden die Daten nach vielen Einzelkriterien in Balkendiagrammen aufbereitet. Die Bewertung kann anhand der Ampelfarben abgelesen werden: Grün heißt alles in Ordnung, Rot weist Mängel aus.

Große Qualitätsunterschiede erkennbar - etwa bei Hüft-OPs

„Der Krankenhausspiegel ist eine Bereicherung für die Krankenhauslandschaft in Brandenburg“, erklärte Gesundheitsministerin Diana Golze (Linke). „Die Bürger können so eine datenbasierte Entscheidung treffen, in welchem Klinikum sie sich behandeln lassen.“ Wichtig ist ihr insbesondere die patientengerechte Sprache. Es handle sich außerdem um einen fortlaufenden Prozess, bei dem die Daten jährlich aktualisiert werden. Neben der Bewertung finden Nutzer des Portals auch Erklärungen zu den Krankheitsbildern und den Behandlungsmöglichkeiten. Außerdem wird jedes Krankenhaus in einem Porträt vorgestellt, das Daten wie Bettenzahl oder Abteilungen erfasst. Die Zahl der teilnehmenden Kliniken und der beurteilten Behandlungsgebiete soll womöglich noch erweitert werden.

Zu den bereits bewerteten Bereichen zählen auch Hüftoperationen. Ein angelegtes Kriterium ist hier die Frage, wie viele Patienten bei der Entlassung aus dem Krankenhaus wieder ohne Einschränkungen gehen können. Das St.-Josefs-Krankenhaus landet hier auf dem letzten Platz. 41,1 Prozent der Patienten, die hier eine neue Hüfte bekommen haben, können bei der Entlassung nur eingeschränkt wieder laufen. Im Brandenburg- und Bundesschnitt sind es nur 4,5 Prozent. Positiv fällt im Bereich Hüftoperationen auf, dass die Babelsberger Oberlinklinik in Sachen Prävention brandenburgweit auf Platz eins landet. Auch wird dort nach Oberschenkelhalsbrüchen besonders schnell operiert, was positiv bewertet wird.

Bergmann-Klinikum: Strahlenbelastung

Bei der Strahlenbelastung für Herzkatheter-Untersuchungen wird das Bergmann-Klinikum im Ranking auf dem letzten Platz geführt. In 41,8 Prozent der Fälle wird die empfohlene Strahlenbelastung dort überschritten. Damit liege es „außerhalb des Zielbereichs“, heißt es im Krankenhausspiegel. Trotzdem wird in der Auswertung eine grüne Ampel vergeben. Der Grund laut Bewertungshomepage: „Sie haben fehlerhaft oder unvollständig dokumentiert; eine Bewertung konnte daher nicht vergeben werden.“ Der Brandenburgschnitt bei der Strahlenbelastung liegt bei 20,8 Prozent, auf Bundesebene 18,3 Prozent.

Vergleichen Sie medizinische Leistungen der Kliniken im Krankenhausspiegel

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Lesen Sie weiter: Der Krankenhausspiegel ist ein Gewinn. Patienten bekommen eine Antwort auf die Frage, wo sie sich behandeln lassen sollen. Aber auch für die Kliniken kann der Vergleich wertvoll sein, findet PNN-Autor Henri Kramer in seinem Kommentar.

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