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Unter Niveau. Die Nuthe, die sich nur aus Regenwasser speist, leidet mehr unter der Trockenheit als die Havel, ist aber von einem rekordverdächtigen Niedrigwasserstand weit entfernt. 120 Zentimeter beträgt der Pegel aktuell, nur fünf Zentimeter weniger als durchschnittlich im August. Die Havel hat sogar fast normales Niveau.
© Manfred Thomas

Wie ein riesiger Stausee: Potsdamer Gewässer trotzen der Hitze

Trotz der Dürre der letzten Wochen sind die Potsdamer Seen und Flüsse nicht so gefährdet wie andere Gewässer in Brandenburg. Einschränkungen für den Wassersport gibt es trotzdem.

Die Potsdamer Gewässer haben unter der Trockenheit der letzten Wochen weniger gelitten als man vermuten könnte. Während andernorts schon erste Flüsse austrockneten und aus der Elbe wegen des niedrigen Wasserstandes sogar schon Munition aus dem Zweiten Weltkrieg auftauchte, geht es der Havel vergleichsweise gut. Verantwortlich dafür sind vor allem die Wehre und Schleusenanlagen in Brandenburg/Havel. Diese ermöglichten einen konstanten Wasserstand der Havel, erklärte Thomas Frey vom Brandenburger Landesumweltamt auf PNN-Anfrage. Vereinfacht könne man sagen, dass die Untere Havelwasserstraße einem „riesigen und weitverzweigten Stausee“ ähnele, sagte Frey. Dessen Regulierung werde nach einem zwischen dem Wasser- und Schifffahrtsamt in Brandenburg/Havel, den Unteren Wasserbehörden und dem Landesumweltamt abgestimmten Plan gesteuert.

„Zur Bewirtschaftung der Havel gibt es langjährige Erfahrungswerte und so gelingt es, den Wasserstand selbst in solch trockenen Sommern vergleichsweise hoch zu halten“, erklärte er. Da die Havel über das Grundwasser mit den Potsdamer Seen verbunden ist, profitieren davon ebenfalls Badeseen, wie der Heilige See und der Sacrower See. Aufgrund der Stauhaltung sei der Wasserpegel daher kein Indikator für die Trockenperiode dieses Sommers und spiegele die Wasserknappheit nicht wider. Aufschlussreicher sei deshalb ein Blick auf die Durchflusswerte der Havel: „Hier messen wir aktuell nur ein Fünftel der sonst im August üblichen Abflussmengen“, sagte Frey. Den von der Behörde herausgegebenen hydrologischen Berichten zufolge beträgt der aktuelle Durchflusswert an der Havel 10,1 Kubikmeter pro Sekunde. Normalerweise sind es im August aber durchschnitttlich 48,1 Kubikmeter pro Sekunde. „Vergleichbare Niedrigwasserereignisse“, bilanziert Frey, „gab es zuletzt 2006 und 1999.“ Dennoch bewegten sich die Werte im Bereich des mittleren Niedrigwassers und seien für die Sommermonate keineswegs ungewöhnlich.

Ein wenig anders stellt sich hingegen die Lage in der Nuthe dar. Der 66,5 Kilometer lange Fluss, der in Potsdam in die Havel mündet, ist vom Zufluss durch Regenwasser abhängig. „Es gibt keine Speicherbecken, aus denen die Nuthe gespeist wird. Daher korreliert der Wasserstand direkt mit den Niederschlägen“, so Frey. Ende vergangener Woche lag der Wasserstand der Nuthe bei 120 Zentimetern und somit fünf Zentimeter unter dem für den August durchschnittlichen Wert. Steigen könne der Pegel nur durch einen kräftigen, langanhaltenden, tief in den Boden eindringenden Regen. Jedoch gibt Frey auch hier Entwarnung: Die aktuellen Werte lägen in einem „für warme Sommer üblichen Bereich und stellen keine Extremwerte dar“. Zum Vergleich: Im Jahr 1976 lag der Wasserstand bei lediglich 95 Zentimetern – das ist bis heute der niedrigste jemals gemessene Wert.

Der Pegel ist deutlich niedriger als im Sommer üblich

Zwar könne der niedrigere Wasserstand der Nuthe aufgrund des geringeren Sauerstoffgehalts für einige Tierarten zu einer Gefahr werden. Ein hitzebedingtes Fischsterben sei jedoch kaum zu erwarten, so Frey. Sie könnten auf den Sauerstoffabfall rechtzeitig reagieren und einfach durch die Mündung in die tiefere Havel schwimmen.

Einschränkungen gibt es allerdings im Sportbootverkehr auf der Nuthe. Für den gesamten schiffbaren Teil, von der Mündung in die Potsdamer Havel bis zur Eisenbahnbrücke, gilt ab sofort eine Tauchtiefeneinschränkung auf 0,30 Meter. Im Klartext: Boote, deren Tiefgang mehr als 30 Zentimeter beträgt, dürfen dort aktuell nicht mehr fahren.

Andreas Jahn, Inhaber eines Kanucenters im Zentrum Ost, macht sich Sorgen. „Der Wasserstand der Nuthe sieht niedrig aus. Zehn bis 15 Zentimeter niedriger als sonst im Sommer üblich“, meint der 59-Jährige, der den Bootsverleih gemeinsam mit seinem Bruder Thomas seit 2008 führt. „In zehn Jahren habe ich es dreimal erlebt, dass der Wasserstand so weit runter geht“, erzählt er. Für kleine Boote sei der niedrige Pegel kein Problem. Das zehn Meter lange Boot seines Vaters könne in diesem Jahr aber nicht auf der Nuthe fahren, sagte Jahn.

Die Schlaatz-Bewohner ärgern sich vor allem über die Verunreinigung und Verschlammung der Nuthe. Peter Voigt wohnt seit 2002 im Plattenbaukiez. „Früher konnte man in der Nuthe baden“, erinnert sich der 79-Jährige. Mittlerweile müsse man aber immer wieder Fahrräder und Einkaufswagen aus dem Fluss bergen.

Sophie Skeisgerski, Anna Köhler

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