Kinderbetreuung in Potsdam: Potsdam will 5000 neue Kitaplätze schaffen
Potsdam wächst und wächst, viele Familien ziehen in die Stadt. Deshalb soll die Beratungsstelle Kitatipp im Rathaus, die Kinderbetreuung vermittelt, mehr Personal bekommen. Für neue Kitabauten fehlen jedoch oft die Flächen.
Die Kitaversorgung in Potsdam soll in den kommenden Jahren nicht mehr auf Kante genäht sein. Dazu sollen bis 2022 – also in den kommenden vier Jahren – knapp 5000 neue Plätze in Krippen, Kindergärten und Horten geschaffen werden. Das kündigte Sozialdezernent Mike Schubert (SPD) – der auch Oberbürgermeisterkandidat ist – am Dienstag vor Journalisten an. „Wir erhöhen das Tempo deutlich“, sagte er. Anlass war die Vorstellung der neuen Kita-Bedarfsplanung, die ab September von den Stadtverordneten debattiert werden soll.
Neue Plätze in bestehenden Kitas sollen helfen
Auffallen dürfte der Politik, dass die Lage zunächst angespannt bleibt – vor allem im Norden, in Babelsberg und in der Innenstadt sowie in Potsdam-West und rund um die Waldstadt liegt das Angebot unter dem Bedarf. Allerdings würden in allen betroffenen Stadtteilen und in Zusammenarbeit mit den knapp 50 privaten Kitaträgern in Potsdam neue Plätze geschaffen, auch an bestehenden Einrichtungen, so Schubert. Als Beispiel nannte er etwa die Kita Löwenzahn am Ginsterweg in der Waldstadt, die bis 2020 mit Hilfe eines Containermoduls 80 Plätze mehr erhalten soll. Bis dahin soll auch die Kita Sausewind in der Lotte-Pulewka-Straße ein ähnliches Modul mit 100 Plätzen erhalten.
Ab 2020 sollen Kita- und Schulplätze integriert geplant werden
Ziel der Maßnahmen sei, dass wieder ein Puffer an freien Kitaplätzen zur Verfügung stehe – und Eltern, die etwa für den März einen Platz benötigen, nicht erst auf den Beginn des nächsten Kitajahres im September warten und die Zeit irgendwie überbrücken müssen. Dazu sei man auch mit Tagespflegepersonen im Gespräch und prüfe weitere Modelle für eine flexiblere Kitabetreuung, hieß es bei der Vorstellung der Pläne. Generelles Ziel sei eine integrierte Schul- und Kitaplanung ab 2020, sagte Schubert. Dafür müssten aber schnell verwaltungsinterne Entscheidungen getroffen werden, fügte er hinzu.
Seit 2010 habe sich die Zahl der Kitaplätze nahezu verdoppelt
Das alles kostet Geld: In diesem Jahr werde die Stadt wohl knapp 66 Millionen Euro für die Kinderbetreuung, bis 2022 soll dies auf 72 Millionen Euro steigen. Und seit 2010 habe sich die Zahl der damals rund 10 000 Plätze fast verdoppelt, hob Schubert mehrfach hervor: In Potsdam würden 99 von 100 Kindern im Alter von drei Jahren bis zum Schulanfang in Kitas betreut. „Das sind riesige Zahlen.“
Doch Dutzende Eltern haben aktuell noch keinen Platz gefunden, räumte der Dezernent ein. Genauere Zahlen sollen am Monatsende feststehen. Bis dahin hofft das Jugendamt, dass noch Kitaplätze vermittelt werden. „Die Lage ist beherrschbar“, sagte Schubert.
Der Beratungsbedarf der Eltern ist enorm
Im Rathaus kümmert sich das Kitatipp-Büro um Eltern ohne Platz. Wegen des enormen Beratungsbedarfs, auch zu anderen Fragen, müsse dort das Personal kurzfristig von sechs auf neun Stellen aufgestockt werden, kündigte Schubert an. Diese würden zeitweise aus der Fachstelle für Arbeitsmarktpolitik abgezogen. Mit einem Kita-Navigator im Internet soll die Suche nach dem Platz ab dem kommenden Kita-Jahr deutlich einfacher werden. Dieses seit Jahren diskutierte Online-Portal zur zentralen Platzvergabe steht kurz vor der Ausschreibung und Umsetzung: „Die fachliche Vorbereitung ist abgeschlossen.“ Der Lackmustest beim Kita-Navigator sei die Beteiligung der Träger, die dann ihre freien Plätze in das System eintragen müssen. Dafür habe man aber bereits alle nötigen freiwilligen Zusagen, erklärte Schubert auf Nachfrage. Generell sei die Zusammenarbeit mit den Trägern – nach vielerlei Finanzierungsstreitigkeiten in der Vergangenheit – wieder entspannter geworden. Zudem gebe es auch neue Träger, die sich für den Potsdamer Markt interessieren würden, hieß es. Ein Problem sei, noch verkehrsgünstige gelegene Flächen für neue Kitas zu finden. Auch der Fachkräftemangel im Erzieherbereich stelle zunehmend eine Herausforderung dar, sagte er: „Da ist auch der Landesgesetzgeber gefragt, um bessere Bedingungen für den Bereich zu schaffen.“
Im Bemühen um mehr Plätze ist auch mindestens eine kommunale Kita in Planung, Details sollen zum Jahresende feststehen – die Stadt will damit sicherstellen, dass sie die Höhe der Kitabeiträge künftig wieder bindend festlegen kann. Das ist aufgrund des novellierten Kitagesetzes derzeit nicht möglich, dazu braucht die Stadt erst wieder mindestens eine eigene Kita (PNN berichteten).
Zumindest aber hätten sich die meisten Träger in Potsdam der in diesem Monat erfolgten Senkung der Kitagebühren angeschlossen, nur von fünf Betreibern gebe es noch keine abschließende Rückmeldung, so Schubert. Auch hier sei er aber zuversichtlich, sagte er.
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