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In Potsdam könnte schon bald die Notbremse gelten.
© Ottmar Winter PNN

Die Lage in Potsdam am Montag: Potsdam vor der Notbremse

Inzidenz der Corona-Infektionen ist in Potsdam weiter über 100. Virus-Mutationen sind inzwischen dominant. Die Krankenhäuser schaffen mehr Intensivbetten.

Potsdam - In Potsdam mehren sich die Anzeichen, dass die ansteckendere Virusvariante B.1.1.7 auch hier die Pandemie verschärfen wird. Die Krankenhäuser in Potsdam und der Region bereiten sich auf mehr Patienten vor. Nach Rathausangaben liegt der Anteil der erstmals in Großbritannien aufgetauchten Virusmutation B.1.1.7 unter den positiven Testergebnissen in Potsdam inzwischen bei 92 Prozent. Seit die positiven Testergebnisse auf Mutationen untersucht werden, wurden in Potsdam insgesamt 230 Fälle bestätigt.

Die britische Variante macht sich auch bereits deutlich bei Krankenhauspatienten bemerkbar. Die Zahl der Corona-Patienten in Potsdams Krankenhäuser liegt seit mehreren Tagen stabil bei 22 – davon wurden 15 intensivmedizinisch versorgt. Die meisten Corona-Patienten werden im Klinikum „Ernst von Bergmann“ behandelt. Von den 20 stationären Patienten dort sind bis auf einen alle mit der britischen Mutation infiziert, wie das Klinikum auf PNN-Anfrage mitteile. 

Intensivpatienten werden jünger

Anders als in der ersten und der zweiten Welle der Pandemie überwiegen die hochbetagten Patienten nicht mehr deutlich. „Aktuell haben wir fünf Patienten unter 60 Jahren auf der Covid-Intensivstation“, so Tillmann Schumacher, Oberarzt der Infektiologie. „Wir müssen erkennen, dass die Infektiösität der B.1.1.7 Mutation stärker ist und mehr Jüngere betroffen sind, die auch intensivmedizinisch betreut werden müssen.“ 

Im Klinikum "Ernst von Bergmann" werden die Betten-Kapazitäten für Ovid-Patienten erhöht.
Im Klinikum "Ernst von Bergmann" werden die Betten-Kapazitäten für Ovid-Patienten erhöht.
© Andreas Klaer

Deshalb stockt das Klinikum nun die Kapazität seiner Intensivstation wieder auf. Im Laufe dieser Woche sollen dann 24 Covid-Intensivbetten zur Verfügung stehen, hieß es auf PNN-Anfrage. Auch im Klinikverbund VCC werde in Absprache mit dem Brandenburger Gesundheitsministerium ähnlich verfahren. Bei planbaren medizinischen Eingriffen werde wieder eine Priorisierung vorbereitet.

Notbremse könnte schon am Dienstag ausgelöst werden

Der Montag war der zweite Tag in Folge mit einem Inzidenzwert von mehr als 100 in Potsdam. Einen höheren Wert als am Montag hatte Potsdam zuletzt am 26. Januar verzeichnet. Anschließend war die Zahl der Infektionen pro 100.000 Einwohner innerhalb von sieben Tagen bis Mitte Februar stetig gesunken. Seitdem steigen die Infektionszahlen wieder – erst langsam, nun deutlich schneller. „Am Dienstag könnte damit den dritten Tag in Folge der Inzidenz-Wert von 100 überschritten werden“, hieß es am Montagnachmittag im täglichen Corona-Update des Rathauses. 

Das würde zur Folge haben, dass dann auch in Potsdam die sogenannte Notbremse greifen würde und nach dem 7. März erfolgte Lockerungen zurückgenommen werden müssten. In diesem Zeitraum war beispielsweise der Einzelhandel wieder geöffnet worden. Welche Regelungen genau gelten werden, konnte das Rathaus am Montag noch nicht sagen. Rathaussprecher Jan Brunzlow verwies darauf, dass das Land derzeit eine neue Eindämmungsverordnung vorbereite. Auf diese Verordnung müsste sich dann auch die Stadt beziehen.

Bis Ende der Woche mehr als 20 Teststellen

Unterdessen wird das Netz an Standorten für kostenlose Schnelltests ausgebaut. In den nächsten Tagen sollen mehrere neue Teststellen öffnen. Genaue Standorte stünden noch nicht fest. Bis Ende der Woche rechnet man im Rathaus mit mehr als 20 Teststellen stadtweit, derzeit sind es 18. Anders als manche Teststellen im Einzelhandel werde beispielsweise das Testzentrum im Kutschstallhof auch an den Feiertagen öffnen.

Zwei mal pro Woche können sich Potsdamer kostenlos testen lassen.
Zwei mal pro Woche können sich Potsdamer kostenlos testen lassen.
© Soeren Stache/dpa

Wie berichtet ist ein negatives Testergebnis seit Samstag Voraussetzung, um in vielen Geschäften einkaufen zu gehen. Das sorgte durchaus auch für Kritik bei Einzelhändlern und Kunden. Und auch juristisch ist die Sache noch nicht ausgestanden. Die Stadt hatte am Montag eine Erwiderung auf eine Klage gegen die Testpflicht beim Potsdamer Verwaltungsgericht eingereicht. Nach PNN-Informationen klagt die Baumarktkette Hornbach gegen die entsprechende Allgemeinverfügung von Oberbürgermeister Mike Schubert (SPD). Das Unternehmen konnte am Montag bis Redaktionsschluss noch keine Stellung dazu nehmen.

Seitdem Potsdam am 1. März seine kommunale Schnellteststrategie gestartet hatte, waren nach Rathausangaben von mehreren tausend Schnelltests insgesamt 51 positiv. Von zehn Schnelltests stand das Ergebnis am Montagnachmittag noch aus. Von den übrigen 41 wurden 32 per PCR-Test als positiv bestätigt. Die steigenden Infektionszahlen gehen also nicht auf die Schnellteststrategie zurück.

Potsdam setzt weiter auf Luca-App

Als technische Hilfe hatte Potsdam wie berichtet in der vorletzten Woche einen Vertrag mit dem Anbieter der bundesweit bekannten Kontaktverfolgungs-App Luca geschlossen. In dieser sollen künftig auch Testergebnisse abgespeichert werden. Damit sollen die Ämter einfacher Infektionsketten verfolgen können. 

Schubert hatte für Potsdam erklärt, er wolle mit der von ihm angestrebten Erweiterung der Luca-App eine „All-in-one-Lösung“ auch zum Speichern der notwendigen Schnelltestergebnisse. Dass das Land nun auch am Wochenende mitteilte, selbst einen Vertrag über die Luca-App abgeschlossen zu haben, ist nach Rathausangaben kein Hindernis. Die Potsdamer Pläne gingen weiter als die des Landes.

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