Eigene Teststrategie: Potsdam startet kostenloses Schnelltest-Programm
Ab 1. März will Potsdam Corona-Schnelltests auf Kosten der Stadt in Apotheken anbieten. Außerdem ist ein Pilotprojekt zur Testung in Gemeinschaftseinrichtungen geplant.
Potsdam/Berlin - Die brandenburgische Landeshauptstadt stellt sich der drohenden dritten Corona-Welle mit einem Schnelltest-Programm für möglichst viele Bürger entgegen: Ab 1. März sollen Apotheken für zunächst zwei Wochen die Möglichkeit erhalten, Potsdamer zu testen. Die Kosten dafür trägt die Stadt. Eingeplant sind 650 000 Euro. Diese Teststrategie stellte Oberbürgermeister Mike Schubert (SPD) am Mittwoch im Hauptausschuss der Stadtverordnetenversammlung vor. Der Vorschlag wurde ohne Gegenstimmen angenommen.
Stadt greift Merkels Corona-Gipfel am 3. März vor
Potsdam schließt damit auf eigene Kasse eine Lücke, die nach der bislang nicht umgesetzten Ankündigung von Bundesgesundheitsminister Jens Spahn (CDU) entstanden ist. Spahn hatte für den 1. März bundesweit kostenlose Schnelltests angekündigt, die entsprechende Verordnung kam noch nicht zustande. Nun soll beim Corona-Gipfel am 3. März entschieden werden. Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) hat für den kommenden Monat die Einführung eines Systems umfassender Schnelltests angekündigt, das weitere Öffnungsschritte ermöglichen soll. „Eine intelligente Öffnungsstrategie ist mit umfassenden Schnelltests, gleichsam als Freitesten, untrennbar verbunden“, sagte Merkel der „Frankfurter Allgemeinen Zeitung“ (FAZ). Dieses System zum Freitesten solle im März funktionsfähig sein; auf einen genauen Tag wollte sie sich nicht festlegen.
Ziel von Schubert: Infektionsketten brechen
Potsdam prescht derweil vor: Mit der umfangreichen Teststrategie wolle man in Potsdam Infektionsketten brechen, erklärte Oberbürgermeister Schubert und verwies auf andere Kommunen wie Flensburg, die ähnliche Schritte gehen. Er wolle sich angesichts der möglichen Öffnungen nicht von neuen Corona-Ausbrüchen überraschen lassen. Die erste und zweite Welle hätten ihn gelehrt, dass es zu spät sei, Entscheidungen zu treffen, wenn die Inzidenzwerte bereits stiegen.
Über die Umsetzung des Testschirms habe es schon vor Tagen Gespräche mit Apothekern gegeben. Wer positiv in den Apotheken getestet werde, solle dem Gesundheitsamt gemeldet werden. In anderen Kommunen seien mit dieser Strategie dutzende asymptomatisch Infizierte entdeckt worden, sagte Schubert. Potsdam werde außerdem zusammen mit der Fraunhofer-Gesellschaft in Golm und dem städtischen Bergmann-Klinikum ein Pilotprojekt zur Testung in Gemeinschaftseinrichtungen wie der Suppenküche oder Schulen starten, erklärte Schubert. In den Einrichtungen werde ab kommender Woche zweimal wöchentlich getestet, zunächst für 14 Tage. Davon erhoffe man sich ein Lagebild zu den Auswirkungen der Öffnung. Auch die Sportschule werde einbezogen.
Schubert: "Benötigen valide Grundlagen"
Verwendet würden Schnelltests mit Nasenabstrich, die sollen Experten des städtischen Bergmann-Klinikums vornehmen, so Potsdams Stadtoberhaupt. „Wir benötigen eine valide Grundlage für Entscheidungen. Die schaffen wir – weil andere das nicht tun“, sagte Schubert mit Blick auf die aus seiner Sicht ungenügenden Testbemühungen von Bund und Land. Merkel hatte der FAZ gesagt, man könne jetzt dank Tests und Impfungen über ein „regional differenzierteres Vorgehen“ sprechen: „In einem Landkreis mit stabiler Inzidenz von 35 kann es zum Beispiel möglich sein, alle Schulen zu öffnen, ohne dass es im Verhältnis zu anderen Landkreisen mit höherer Inzidenz und noch nicht geöffneten Schulen zu Verwerfungen kommt“, so Merkel.
In Potsdam werde es jedoch keine kommunalen Stufenpläne für Öffnungen wie in Cottbus geben, sagte Oberbürgermeister Schubert. Ihm gehe es darum, die möglichen Öffnungen vorzubereiten.
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Unterdessen wurde in Potsdam zum ersten Mal die südafrikanische Variante des Coronavirus festgestellt. Nach Angaben der Stadt vom Mittwoch sind in den vergangenen 14 Tagen in insgesamt 18 Fällen Virusmutationen nachgewiesen worden. Das Potsdamer Klinikum meldet am Abend drei weitere B.1.1.7-Patienten, am Vortag waren es acht.
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