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Die Pro Potsdam soll rund eine Million Euro an den SV Babelsberg 03 zahlen - und das Grundstück erhalten, auf dem das Karl-Liebknecht-Stadion in Babelsberg steht.
© B. Settnik/dpa

EXKLUSIV: Hilfeplan für SVB: Potsdam soll eine Million Euro für Babelsberg 03 zahlen

Hilfe für den verschuldeten Viertligisten SV Babelsberg 03: Nun soll die kommunale Bauholding Pro Potsdam einspringen - mit rund einer Million Euro. Finanziert wird das von der Stadt.

Potsdam - Die Stadt Potsdam will dem verschuldeten Fußballviertligisten SV Babelsberg 03 bei der Konsolidierung finanziell erneut unter die Arme greifen. Einen entsprechenden Hilfeplan präsentierte nach PNN-Recherchen Finanzdezernent Burkhard Exner (SPD) am Mittwochabend nicht-öffentlich im Hauptausschuss der Stadtverordneten.

Pro Potsdam soll Karli-Grundstück erhalten

Im Kern ist demnach vorgesehen, dass die kommunale Bauholding Pro Potsdam dem Verein rund eine Million Euro zahlen soll – um eine Entschuldung zu ermöglichen. Der Verein soll davon sukzessive 200 000 Euro zurückzahlen. Außerdem soll die Pro Potsdam das Grundstück erhalten, auf dem das Karl-Liebknecht-Stadion in Babelsberg steht. Bisher ist das der Stadt gehörende Areal auf den Verein in Form eines Erbbaupachtvertrags überschrieben. Exner ist auch Aufsichtsratschef der Pro Potsdam – eines des größten kommunalen Unternehmen der Stadt Potsdam und vor allem für den Bau von Wohnungen zuständig. Gleichwohl soll die Entschuldung vornehmlich die Stadt Potsdam übernehmen. Denn am späten Abend kristallisierte sich dabei heraus: Die Stadt selbst will aus ihrem Haushalt das Geld für den SV Babelsberg überweisen, wie es gegenüber den PNN hieß. Zunächst hatten Teilnehmer der Sitzung geschildert, die Pro Potsdam solle allein das Geld vorstrecken. 

Hintergrund für die Hilfe sind aktuelle Forderungen der Deutschen Kreditbank (DKB), bei der der Verein nach zwei Krediten aus den Jahren 2003 und 2011 mit rund 1,8 Millionen Euro in der Kreide steht. Aktuell sei der Verein dem Vernehmen nach im Zahlungsverzug bei der Tilgung der Kredite. Allerdings seien noch kritische Fragen von Stadtverordneten offen geblieben, die bei der nächsten Ausschusssitzung in drei Wochen geklärt werden sollen. Daher sei auch noch keine abschließende Entscheidung zu dem möglichen Rettungsplan getroffen worden, hieß es weiter. Ohnehin muss eine Mehrheit der Stadtpolitiker dem Plan zustimmen.

Das Verhältnis zwischen dem SVB und der DKB, die aus der DDR-Staatsbank hervorgegangen ist, gilt als schwierig. Unterschiedliche Auffassungen zwischen Vereinsführung und der Bank hatte es etwa um einen Kredit aus dem Jahr 2003 gegeben. Der aktuelle Nulldrei-Vorstand gibt der Bank zumindest eine Mitverantwortung an den dauerhaften Geldsorgen des Vereins. Denn den Kredit in Höhe von damals einer Million Euro hätte es nach Lesart der heutigen SVB-Führung gar nicht geben dürfen, weil keine ausreichende Bonitätsprüfung stattgefunden habe. Denn nur acht Wochen nach Abschluss des Kreditvertrages und 14 Tage nach der Auszahlung meldete der damalige SVB-Vorstand Insolvenz an. Die Million war weg.

Das Stadion würde bei einer Vollstreckung verwertet, was für Potsdam Schwierigkeiten bringt

Ausgegeben wurde das Geld nicht wie vertraglich vereinbart für Stadioninvestitionen, sondern für Personalkosten und Abfindungen. Als Sicherheit für das Millionen-Darlehen wurde damals eine vollstreckbare Grundschuld ins Grundbuch für das Karl-Liebknecht-Stadion eingetragen – dessen Eigentümer ist auch die Stadt Potsdam. Das heißt: Im Falle einer Vollstreckung würde das Stadion zugunsten der DKB verwertet, was wiederum auch die Stadt in Schwierigkeiten bringt.

In der Vergangenheit hatte es immer wieder Rettungsversuche für den SVB in Potsdam gegeben: 2011 hatten die Potsdamer Stadtverordneten – ohne die Stimmen der CDU – einen einmaligen Zuschuss in Höhe von 700 000 Euro für den Verein abgesegnet. Der war Bedingung für eine damals dringend benötigte 1,5-Millionen-Euro-Bürgschaft der DKB für den Kiezklub, der mit der Wahl eines neuen Vorstands damalige Filz-Vorwürfe, Stasi-Verstrickungen und Finanz-Unregelmäßigkeiten der früheren Spitze hinter sich lassen wollte. Zuvor soll der ehemalige Stadtwerke-Chef Peter Paffhausen Etatlücken des Vereins mit frei vergebenen Bürgschaften ausgeglichen haben, einer der zentralen Vorwürfe der damaligen Stadtwerke-Affäre, die zum Rücktritt Paffhausens führte.

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