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Wie viel kann hier hin? 100 Wohnungen könnten auf der Freifläche in Stahnsdorf entstehen – zu viel, finden manche.
© Ronny Budweth

200 Wohnungen bis 2020: Wie Kleinmachnow und Stahnsdorf wachsen wollen

Dass in Stahnsdorf neuer Wohnraum entstehen soll, ist unumstritten. Was gebaut werden soll, ist aber offen.

Stahnsdorf - 200 neue Wohnungen bis 2020 – für Senioren, Alleinerziehende, Auszubildende und Berufsanfänger. Das ist das erklärte Ziel der Stahnsdorfer SPD-Fraktion. Die Gemeinde müsse sich ihrer sozialen Verantwortung stellen und insbesondere für diesen Personenkreis bezahlbaren Wohnraum schaffen, meinen die Sozialdemokraten. Die Wohnungen selbst sollen durch die kommunale Wohnungsgesellschaft Woges sowohl mit finanzieller Unterstützung der Gemeinde als auch durch private Investoren realisiert werden.

Allerdings: Ausreichend Befürworter unter den Gemeindevertretern fand das Bauprogramm bisher nicht. Denn nach den Plänen der Sozialdemokraten soll mindestens die Hälfte der gewünschten Mietwohnungen auf der Freifläche neben dem Gemeindezentrum an der Annastraße entstehen. Vielen ist das zu viel.

Schon Ende 2016 hatte die CDU/FDP-Fraktion ein Konzept für die Fläche an der Annastraße gefordert und einen Grundsatzbeschluss zu deren künftiger Entwicklung herbeigeführt. Danach soll dort ein „Kleines Ortszentrum“ mit einem multifunktionalen Bürgersaal, Bibliothek, Dienstleistungen und Wohnungen entstehen. Jedoch nicht in der von der SPD geforderten Größenordnung. Der Vorstoß der SPD sei trotzdem ein wichtiger Beitrag zur Debatte, sagt CDU-Fraktionschef Wolfgang Brenneis. „Wir brauchen Wohnraum. Nur müssen wir uns einig werden, was genau wir für die Annastraße wollen“, meint er.

Der Bebauungsplan für das Areal liegt derzeit auf Eis. Bevor das Ortszentrum angepackt werden kann, sei die noch immer offene Frage zu klären, wohin die Feuerwehr ziehen soll, so Brenneis. Ursprünglich war auch die neue Wache für die Wehr an der Annastraße geplant, dann sollte sie auf einem bewaldeten Grundstück am Güterfelder Damm entstehen. Weil sich die Gemeindevertreter seit Jahren nicht auf eines der Grundstücke einigen konnten, werde nunmehr nach einem dritten, noch unbelasteten Standort gesucht. Aus diesem Grund zog der SPD-Fraktionsvorsitzende Heiko Spleet die Beschlussvorlage für das Wohnbauprogramm am Dienstagabend im Bauausschuss zunächst zurück. Ist für die Feuerwache eine Lösung gefunden, soll der Antrag aber erneut zur Diskussion gestellt werden, sagte er. „Wir machen uns weiter dafür stark, dass in Stahnsdorf Wohnungen für diejenigen gebaut werden, die sich kein Haus leisten können“, sagte er.

Auch die Stahnsdorfer Senioren beklagen seit Langem, dass es zu wenig barrierefreie und kleine Wohnungen in der Gemeinde gibt. Die Frage sei nur, wo, wie viel und in welcher Art und Bauweise sie entstehen, sagte Rosemarie Kaersten, Vertreterin der Linken im Gemeinderat und Vorsitzende des Stahnsdorfer Seniorenbeirats.

Die Grundidee der Sozialdemokraten sei gut, jedoch müsse auch ihrer Ansicht nach die Vorlage noch präzisiert und weiter diskutiert werden. Die Senioren stoßen sich vor allem an den von der SPD bereits festgelegten Kriterien für die Wohnraumvergabe, die zu eng gesteckt seien. Sie wollen eine gemischte Mieterstruktur, ein Umfeld, in dem sie gern wohnen, so Kaersten. Auch was „bezahlbarer Wohnraum“ ist, müsse noch intensiver diskutiert werden, sagte sie. Die SPD zeigte sich für Modifizierungen offen.

Zu den Plänen für ein kleines Ortszentrum an der Annastraße waren zuletzt auch die Anwohner befragt worden. Die Stahnsdorfer wollen aber vor allem den vorhandenen Bolzplatz und die Grünfläche als Spielbereich sowie Veranstaltungsort erhalten. Vor diesem Hintergrund sei auch das umfangreiche Wohnbauprogramm der SPD kritisch zu sehen, heißt es aus der Gemeindeverwaltung.

Lange gehörte auch das Areal an der Stahnsdorfer Hildegardstraße zum bevorzugten Wohnbau-Gebiet. Noch befindet sich die Fläche auf dem ehemaligen Kasernengelände im Besitz der Bundesanstalt für Immobilienaufgaben, sie soll aber in diesem Jahr verkauft werden. Derzeit wird in den Gremien über ein Nutzungskonzept und den Bebauungsplan beraten. Die Gemeinde könne sich per Vorkaufsrecht einen Teil der Fläche sichern und dort Wohnungen oder andere öffentliche Einrichtungen bauen, erklärte Stahnsdorfs Gemeindesprecher Stephan Reitzig. Die Gemeindevertreter störten sich aber auch hier an der vorgesehenen Dimension der Bebauung durch den Investor. Nach ersten Ideen sollten dort mehrere Hundert Wohnungen entstehen. SPD-Fraktionschef Heiko Spleet zufolge muss aber geprüft werden, ob dadurch zusätzliche Schul- und Kitaplätze nötig werden. 

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