Havel-Therme in Werder: Werders Thermenretter
Andreas Schauers Bäder zeigen, dass ein Betrieb ohne Zuschuss möglich ist.
Werder (Havel) - Ein zuverlässiger Macher, dessen Geschäftspläne aufgegangen sind: So wird Andreas Schauer, der wahrscheinlich die Werderaner Therme vollenden und betreiben wird, von den Kommunen und Konzernen beschrieben, mit denen er derzeit zusammenarbeitet. Seine Thermen im badischen Bad Mergentheim, im saarländischen Kleinblittersdorf und im schweizerischen Pratteln laufen zuschussfrei, wie die Besitzer den PNN bestätigen. Die Besucherzahlen sind in den vergangenen Jahren in allen drei Einrichtungen gestiegen.
Die Stadt Bad Mergentheim hatte ähnliche Probleme wie Werder (Havel) auf dem Weg zur fertigen Therme: Das 1975 erbaute Bad sollte saniert werden. 16,5 Millionen Euro waren dafür vorgesehen. Doch der damalige Vertragspartner, die von Marcus Steinhart geführte Firma G1, meldete während der Arbeiten im Jahr 2012 Konkurs an. Die Folge: Stillstand auf der Baustelle. Marcus Steinhart ist der Sohn von Heinz Steinhart, dessen Kristall Bäder AG auch den Thermenbau in Werder begonnen hatte und von der sich die Stadt in einem mehrjährigen Verfahren getrennt hat.
Bad Mergentheim hatte die Fertigstellung der Therme selbst geplant und als Bauherr fungiert, die Sanierungskosten hatten sich auf 30 Millionen Euro verdoppelt. 2014 wurde der Betrieb an eine von Andreas Schauer geführte Gesellschaft vergeben. „Das größte Verdienst von Herrn Schauer war sicher, dass er mit seiner Erfahrung und Expertise im Endspurt der Fertigstellung des Bades noch wertvolle Anregungen geben konnte“, sagt Carsten Müller, Pressesprecher der Stadt Bad Mergentheim. So habe Schauer die Initiative zum Umbau des Außenbeckens mit 60 Wasser-Attraktionen gegeben, welches heute die meisten Besucher anziehe.
Ein Zuschuss zum Betrieb sei bisher nicht geflossen. Für Einbußen Schauers, die auf bauliche Mängel zurückzuführen waren, habe die Stadt jedoch „die Verantwortung übernommen“. Der Pachtvertrag zwischen Schauer und der Stadt ist nicht öffentlich, zur Höhe der Zahlungen von Schauer äußerte sich Müller daher nicht. Aus einem Teil der Einnahmen konnten aber Rücklagen gebildet werden, um künftig in die Therme zu investieren.
Im Gegensatz zu den Thermen in Werder und Bad Mergentheim hat Andreas Schauer die Saarlandtherme in Kleinblittersdorf von Anfang an selbst geplant. Anschließend hatte er auch diese Therme gepachtet. Die Investitionen von 14 Millionen Euro hatte eine Projektgesellschaft getragen, an der mehrere Kommunen und Regionalverbände beteiligt waren. Dazu gab es 20 Prozent EU-Förderung. Schauer hatte die Therme im Jahr 2012 vertragsgemäß fertiggestellt, wie Lars Weber, Pressesprecher des Regionalverbandes Saarbrücken, auf PNN-Anfrage sagt. „Wir können bestätigen, dass sich Herr Schauer als zuverlässiger und hochkompetenter Partner erwiesen und unternehmerisches Geschick bewiesen hat“, so Weber. Anfangs sei man von 170 000 Besuchern im Jahr ausgegangen, im vergangenen Jahr seien jedoch etwa 300 000 Gäste in die Therme gekommen.
Die muss deshalb ausgebaut werden. Um dabei freies Spiel zu haben, hat Schauer die Therme für 8,45 Millionen Euro gekauft. Rechne man dies und die bisherigen Pachtzahlungen zusammen, so habe die Projektgesellschaft ihre Anfangsinvestitionen Weber zufolge vollständig wieder eingenommen.
Werder (Havel) - Die größte von Schauer betriebene Therme ist das Aquabasilea in Pratteln in der Nähe von Basel. Gut 111 Millionen Schweizer Franken hat das 2010 eröffnete Bad gekostet, etwa 96,5 Millionen Euro. Trotzdem kamen zwischen März und Dezember 2010 nur 212 000 Besucher. Der Inhaber, die Credit Suisse Asset Management, trennte sich nach wenigen Monaten vom ersten Betreiber. Seit 2011 ist Schauer für die Anlage verantwortlich, in der Gäste etwa auf zwei Wildwasserbächen im Außenbereich rutschen können. Dazu gibt es zwölf Saunen und einen Hamam. Die Besucherzahl liegt inzwischen bei etwa 455 000 Gästen jährlich.
Offiziell äußert sich die Credit Suisse nicht zu Betreibern ihrer Objekte. Mitarbeiter bestätigen den PNN jedoch, dass man sehr zufrieden sei. Schauer investiere regelmäßig in Neuerungen, der Betrieb laufe zuschussfrei. Theune Spa Management, der Inhaber der vierten derzeit von Schauer betriebenen Therme, dem Berliner Liquidrom, hatte auf mehrere Anfragen der PNN nicht reagiert.
Seine Erfahrungen will Andreas Schauer in Werder einbringen, wie berichtet soll am 4. Juli über den Vertragsschluss im Stadtparlament abgestimmt werden. Im Schweizer Bad werde das textile Saunen sehr gut angenommen, deshalb sollen auch in den Havelauen einige Saunen nur bekleidet betreten werden dürfen. Zwar wird es in Werder keine Wildwasserbäche geben, mit der Sauna auf dem Zernsee und dem auffahrbaren Dach über dem Familienbereich soll die Therme aber nach außen geöffnet werden. Für die Fertigstellung sind wie berichtet gut 28 Millionen Euro vorgesehen – zwei Millionen davon als Reserve für vorhandene Baumängel, damit sich Fehler wie in Bad Mergentheim nicht wiederholen.
285 000 Besucher sollen Schauer zufolge jährlich nach Werder kommen. Dadurch will er genug Geld einnehmen, um der Stadt jährlich eine sechsstellige Pacht zu zahlen. Deren genaue Höhe ist bis zur Vertragsunterzeichnung geheim, nach PNN-Informationen liegt die Pacht aber im oberen sechsstelligen Bereich.
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