Herbstreith & Fox in Werder (Havel): Was von den Früchten übrig bleibt
Bei Herbstreith & Fox in Werder entstehen jährlich 3 500 Tonnen Pektin, um Lebensmittel noch appetitlicher aussehen zu lassen. Doch das schmeckt nicht jedem.
Werder (Havel) - Marmelade, in der die Fruchtstücke schön gleichmäßig verteilt sind und Kiwischeiben auf dem Kuchen, der auch nach Stunden in des Bäckers Theke noch frisch aussieht: Ohne Pektin würden unsere Lebensmittel wohl weniger appetitlich anmuten. Wo das aus Obstschalen gewonnene Geliermittel inzwischen überall eingesetzt wird, erklärte Hans-Ulrich Endreß, Entwicklungsleiter von Herbstreith & Fox, am Dienstagabend bei den Werderaner Gesprächen im Schützenhaus.
Größter Arbeitgeber in Werder
Das Unternehmen, das in seinem Werk an der Werderaner Autobahnauffahrt Endreß zufolge etwa 200 Mitarbeiter beschäftigt, ist der größte Arbeitgeber der Stadt. 3 500 Tonnen Pektin verlassen das Werk jährlich. Das Pektin ist dabei nicht nur eine pflanzliche Alternative zur Gelatine. „Durch den Einsatz bestimmter Pektine können wir dafür sorgen, dass in Marmelade Reibungskräfte entstehen, die verhindern, dass sich bei längerer Lagerung Fruchtstücke absetzen“, so Endreß.
In Werder werde Pektin hauptsächlich aus dem Trester von Zitrusfrüchten hergestellt, grob gesagt dem, was nach dem Saftpressen übrig bleibt. Die Zitronen und Limetten dafür stammen laut Endreß zum Großteil aus Argentinien und Mexiko, ein kleiner Teil auch aus Südeuropa. Das Unternehmen würde gern eine neue Anlage bauen, um die Fruchttrester zu trocknen (PNN berichteten). Ein nötiges Bebauungsplanverfahren hatte bereits im Jahr 2010 begonnen. Es sorgte besonders bei den Anwohnern der direkt gegenüber dem Werk liegenden Kolonie Zern für Unmut, da ihr Wohnquartier wohl in Vorbereitung des Ausbaus zur Grünfläche herabgestuft worden war, was Um- und Ausbauten von Häusern ausschließt.
Schlechter Geruch bei Regenwetter
Auch unter den rund 40 Zuhörern im Schützenhaus waren zahlreiche Bewohner der Kolonie Zern. Eine Anwohnerin wollte beispielsweise Klarheit darüber, was den Geruch verursache, der besonders bei schlechtem Wetter über der Siedlung hänge. Laut Endreß ist die eigentliche Pektinproduktion geruchlos. Die Zitrusfrüchte sind weitestgehend entölt, bei der Trocknung ihrer Trester könnten aber Reste des Öls verdampfen. „Das könnte dann nach ranziger Zitrone riechen“, sagte der Entwicklungsleiter nach der Veranstaltung im Gespräch mit der Frau. Endreß, der selbst meist im Hauptsitz des Unternehmens im württembergischen Neuenbürg arbeitet, nahm die Kontaktdaten der Nachbarn auf und wolle sie weiterleiten. Die Bedenken müsse man schließlich ernst nehmen.
Und was denn für Lastwagen mit Kennzeichen für ätzende oder brennbare Flüssigkeiten zum Werk fahren? „Wer zuhause kocht, benötigt auch Essing und vielleicht Alkohol“, so Hans-Ulrich Endreß. Wenn man beide Stoffe in großen Mengen transportiere, müsse man sie nun einmal kennzeichnen.
10.000 Tonnen Zitrusfrüchte
Und große Mengen werden zum Werk transportiert: Zitrustrester besteht zu etwa 30 bis 40 Prozent aus Pektin. Um die 3 500 Tonnen Pektin jährlich zu produzieren, benötigt man also rund 10 000 Tonnen des Ausgangsmaterials. Auch die Reste der Produktion werden größtenteils wieder abgefahren. Was nach der Pektinherstellung übrig bleibt, wird Endreß zufolge zum Großteil zu Tierfutter.
Ursprünglich war das Werderaner Werk 1988 für eine Produktion von 550 Tonnen Pektin jährlich in Betrieb gegangen, dort sollten die Reste einer benachbarten Apfelsaftfabrik verwertet werden. Diese Produktionsmenge war jedoch zu klein für einen wirtschaftlichen Betrieb, sagt Endreß, der das Werk im Jahr 1989 erstmals besichtigte. 1990 wurde es von Herbstreith & Fox übernommen und später erweitert.
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