Potsdam-Mittelmark: Teltower wünschen sich ein Hallenbad
Bürgermeister Schmidt findet die Idee aus dem Bürgerhaushalt gut, doch es gibt auch Skepsis
Region Teltow - Es klingt verrückt: Teltow baut ein Hallenbad. Die Idee ist beim Bürgerhaushaltsverfahren in Teltow entstanden, erreichte dort mit 379 Stimmen den ersten Platz. Und sie hat einen gewichtigen Fürsprecher: Teltows Bürgermeister Thomas Schmidt (SPD) findet nicht, dass der Vorschlag aus dem Traumwunderland kommt. Auf einer Umsetzungsskala von eins bis zehn würde Schmidt eine sieben bis acht geben.
„Das ist definitiv im Bereich des Möglichen“, betonte der Bürgermeister gestern gegenüber den PNN. Es sei natürlich kein kurzfristiges Thema. Und Teltow könnte ein solches Projekt auch nicht allein schultern, wie er meint, bräuchte die Nachbarn Stahnsdorf und Kleinmachnow. Als Basis könnte er sich die Freibad Kiebitzberge GmbH vorstellen, an der Kleinmachnow (49,8 Prozent), Teltow (30,2) und Stahnsdorf (20) beteiligt sind. Die Gesellschaft wurde vor einem Jahr nach ewigen Debatten gegründet, um die dringend notwendige und teure Freibadsanierung gemeinsam zu schultern.
Bürgermeister Schmidt sieht einen Bedarf in den Kommunen für ein Hallenbad – kein großes Spaß- oder Freizeitbad, wie er betont. Vielmehr denkt er an ein kleines Sportbad. Die Kinder der drei Gemeinden müssten zum Schulschwimmen dann nicht mehr nach Potsdam fahren, Sportvereine könnten trainieren. „Wir sind eine starke Region. Ich bin guter Dinge, dass wir einen Weg finden können.“ In Teltow gebe es geeignete Grundstücke, Schmidt könnte sich aber auch eine Kopplung mit dem Kleinmachnower Freibad vorstellen, eine mechanische Überdachung etwa.
Um Verhandlungen aufzunehmen, braucht der Bürgermeister ein Mandat der Stadtverordneten. In einer Rathausvorlage für die nächste Sitzungsfolge ist von möglichen Nutzungskomponenten wie Schulschwimmen, Sport- und Gesundheitsförderung die Rede. „Insbesondere bezogen auf die Wirtschaftlichkeit bedarf es vorab einer eingehenden Prüfung, da kommunal betriebene Hallenbäder zumeist einen erheblichen Zuschussbedarf verursachen“, wie es weiter zutreffend heißt.
Die Nähe Teltows zu Hallenbädern in Berlin, Potsdam und Ludwigsfelde ließe vermuten, dass sich „der wirtschaftliche Aspekt problematisch darstellen dürfte“. Ein Gutachten wird in der Rathausvorlage empfohlen. Außerdem soll geprüft werden, ob nicht im Reha-Zentrum Seehof Kapazitäten frei sind, denn dort gibt es bereits ein kleines Bad.
Ein paar Kennzahlen für einen Badneubau lieferte gestern Ludwig Lüllepop, der Kommunen beim Bau von Bädern berät, aktuell die Stadt Werder (Havel) beim Bau der Blütentherme. Für ein kleines Hallenbad mit 25-Meter-, Lehrschwimm- und Kinderbecken sei mit Ausgaben von etwa acht Millionen Euro zu rechnen. „Oft gibt es Begehrlichkeiten, sodass wir am Ende eher bei zehn Millionen landen.“ Die Betriebskosten für so ein Bad würden im Schnitt bei 500- bis 600 000 Euro liegen.
Nutzt man die Synergien des Freibades, etwa hinsichtlich des Personals, ließen sich die Betriebskosten womöglich auf 400 000 Euro senken, so Lüllepop gegenüber den PNN. „Das müsste man genauer untersuchen.“ Dass ein kleines Bad großen Freizeitbädern in der Region wehtun würde, glaubt er nicht. „Das Beispiel Ludwigsfelde zeigt, dass das Potenzial größer ist als mancher denkt.“
Kleinmachnows Bürgermeister Michael Grubert (SPD) ist skeptisch gegenüber der Teltower Idee, würde es aber begrüßen, sie mal unter die Lupe zu nehmen. Auf das Ergebnis einer Expertise wäre er gespannt, glaubt, dass sich die Investitionen noch schultern ließen, nicht aber die Betriebskosten. „Es wird sich zeigen, dass es nicht geht.“
Andere Bäder in der Region seien leicht erreichbar, so Grubert, der zum Beispiel die Welle in Zehlendorf nennt. „Und wenn eine Familie Mitte November schwimmen will, könnte die Wahl eher auf die Therme in Ludwigsfelde fallen als auf ein 25-Meter-Becken in Teltow.“ Auf dem Gelände des Kleinmachnower Freibades hält er ein Hallenbad nicht für umsetzbar, der Dauerverkehr würde das reine Wohngebiet noch stärker belasten als der Saisonbetrieb des Freibades es schon tut. So viel scheint gewiss: Der Region steht eine spannende Debatte bevor. Henry Klix
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