Hafen in Potsdam-Mittelmark: Teltower stehen zur Marina
Zum Tag der offenen Baustelle am Samstag ist die Stimmung unter den Teltowern gut. Rund 900 Besucher sind laut Informationen der Stadtverwaltung gekommen. Die meisten scheinen den Bau der Marina zu unterstützen.
Teltow - Kontaminierter Boden, Baukosten, die sich auf 15 Millionen Euro verdreifacht haben, und fehlende Investoren: Viele Teltower begrüßen trotz der Probleme den Bau der Teltower Marina, die voraussichtlich im Herbst kommenden Jahres eröffnet werden soll.
Zum Tag der offenen Baustelle am Samstag ist die Stimmung gut. Rund 900 Besucher sind laut Informationen der Teltower Stadtverwaltung gekommen. Es gibt Bratwurst, Kinder werden geschminkt, Bürgermeister Thomas Schmidt (SPD) und Mitarbeiter seiner Verwaltung stehen Interessierten Rede und Antwort. Das Rathaus will zeigen, dass es auf der Hafenbaustelle vorangeht, auch wenn zuvor monatelang die Arbeiten ruhten und Teltow mit seinem Hafenprojekt immer wieder negative Schlagzeilen machte.
„Wenn es fertig ist, ist es ein schöner Ort zum Verweilen“, sagte zum Beispiel Sebastian Schneider aus Teltow. Fehler würden überall passieren. Schneider spielt auf das Problem der Altlasten im Boden an. Auch wenn man das zuvor gewusst hätte, wäre es teuer geworden. Dass die Verwaltung das Thema so unterschätzt habe, überrascht ihn aber doch: „Mir ist nicht ganz klar, wie man das bei der riesigen Fläche übersehen kann.“
„Irgendwann wäre die Sache mit den Altlasten sowieso herausgekommen"
Dass die Kosten dermaßen in die Höhe geschossen sind, scheint auch andere Besucher kaum zu schockieren. „Irgendwann wäre die Sache mit den Altlasten sowieso herausgekommen – entweder jetzt oder zehn Jahre später“, sagt ein Teltower, der seit 41 Jahren in der Stadt lebt und nicht namentlich genannt werden möchte. Irgendjemand müsse die Beseitigung der Altlasten ohnehin übernehmen, nun mache es eben die Stadt. „Aber es zieht sich hin, wie alles“, moniert er. Auch er hofft, dass der Hafen einst ein lebendiger Ort wird – mit neuen gastronomischen Angeboten. „So viele Möglichkeiten hat man bisher in Teltow nicht.“
Positiv eingestellt ist auch Hanne Pluns, die derzeit noch in Dahlem wohnt und demnächst nach Teltow ziehen wird. „Jede Aktivität, die in Teltow zum Gemeinschaftsgefühl beiträgt, finde ich super.“ Auch andere Berliner haben sich am Samstag die Baustelle in Teltow näher angesehen.
Am Hafenbecken sind am Samstag aber auch kritischere Stimmen zu hören. „Wenn man die Geschichte der Stadt kennt, hätte niemand über Altlasten im Boden überrascht sein können“, sagt die Teltowerin Jessica Heller, die die Idee, einen Hafen zu bauen, grundsätzlich gut findet. Aber das Projekt in Teltow sei mit 39 Bootsliegeplätze zu klein geplant. Heller sieht darin den Grund, dass die Stadt nun Schwierigkeiten habe, einen Betreiber für das Hafengebäude mit Hafenmeisterei und gastronomischem Angebot zu finden. Wie viele andere Besucher hofft sie, dass die gewünschte Belebung des Hafenareals dennoch eintritt. „Es wäre schade, wenn in das geplante Restaurant letztlich kaum Gäste kämen“, sagt Heller.
Die wenigen Kritiker unter den Besuchern machen unter anderem deutlich, dass das Geld für den Hafen besser in einer Schwimmhalle, die Teltow bisher fehlt, oder einer Konzerthalle angelegt sei. „Von dem Hafen und den Bootsliegeplätzen profitieren vor allem reiche Menschen“, ärgert sich die Teltowerin Daniela Rädisch. Dem schließt sich auch ihr Begleiter André Dittmeyer an: „Wahrscheinlich ist es noch nicht mal das Ende der Kosten.“
Kostenexplosion auf Infotafeln
Wie es zu der Kostenexplosion kommen konnte, steht auf Infotafeln geschrieben. Auch die Geschichte des Hafens und der bisherige Verlauf der Bauarbeiten ist dort für die Besucher dokumentiert. Bürgermeister Schmidt steht in der Nähe der Aufsteller. Das Jackett lässig über die Schulter geworfen, er wirkt so, als wolle er anpacken. Auch die letzten Kritiker von seiner Vision überzeugen. Seine Rathausmitarbeiter indes wuseln über das weiträumige Areal. Immer wieder nehmen sie kleine Gruppen mit in einen gesperrten Bereich vor dem Teltowkanal. Von dort hat man den direkten Blick auf das Hafenbecken. Der Andrang ist groß, vor dem abgesperrten Bereich bilden sich immer wieder kleine Gruppen, die nahe an das Hafenbecken geführt werden wollen.
Bei einem Durchgang berichtet Anke Brink, Sachbearbeiterin für den Bereich Tiefbau in der Stadtverwaltung, dass etwa 22 000 Tonnen Sand und Schotter ausgetauscht worden seien. Sie erzählt den Besuchern auch, dass derzeit weder ein Investor noch ein Betreiber für das geplante Hafengebäude gefunden seien. Und gibt offen zu: „Das ist unsere Achillesferse.“ Denn die Stadt kann und will ihren Hafen nicht selbst betreiben. Brink und ihrem Chef geht es an diesem Tag um Transparenz, das wird deutlich.