Potsdam-Mittelmark: Schneller nach Steglitz
Berlins Bahnchef will die Anbindung von Potsdam und der Mittelmark an Berlins Südwesten verbessern - und hält die Stammbahn für unerlässlich.
Der Südwesten des Landkreises Potsdam-Mittelmark und die Landeshauptstadt Potsdam könnten für gut drei Millionen Euro eine bessere Bahnanbindung an den Südwesten Berlins erhalten. Das sagte Berlins Bahnchef Alexander Kaczmarek am Dienstagabend bei einer Diskussionsveranstaltung des Deutschen Bahnkundenverbandes (DBV) Potsdam-Mittelmark. Mit dem Geld könne man dafür sorgen, dass in Berlin-Wannsee endende Züge über eine derzeit nur von Güterzügen genutzte Strecke über Zehlendorf zum Rathaus Steglitz fahren. „Etwa drei Millionen Euro wären für den Bau eines Bahnsteiges in Steglitz sowie die nötige Signaltechnik ausreichend“, so Kaczmarek. Zusätzlich müsste ein vorhandener, aber seit Jahren ungenutzter Bahnsteig in Zehlendorf modernisiert werden.
Konkret könnten die Züge der Regionalbahnlinie 33, die derzeit von Jüterbog über Beelitz, Michendorf, Potsdam-Rehbrücke und Medienstadt Babelsberg nach Wannsee fahren, weiter bis zum Rathaus Steglitz geführt werden und so eine umsteigefreie Verbindung herstellen. In Steglitz könnten die Fahrgäste dann in S- und U-Bahn wechseln. Das vorhandene Gleis genüge den Ansprüchen. Auch der DBV hatte eine solche Verbindung bereits vor Monaten gefordert. Die Bahn sei dazu bereit, die Länder Berlin und Brandenburg müssten dies jedoch beauftragen und die Verlängerung der Regionalbahnlinie bestellen. „Das wäre eine Übergangslösung, bevor man eine größere Investition in die Infrastruktur angeht“, so Kaczmarek.
Bahnchef hält Wiederaufbau der Stammbahn zwischen Potsdam, Kleinmachnow und dem Bahnhof Potsdamer Platz in Berlin für unerlässlich
Damit meint der Bahnchef den Wiederaufbau der Stammbahn zwischen Potsdam, Kleinmachnow und dem Bahnhof Potsdamer Platz in Berlin, den er für unerlässlich hält, um eine Alternative für Regionalzüge zur überlasteten Strecke durch die Berliner Innenstadt zu haben. Wie berichtet hat der Verkehrsverbund Berlin Brandenburg (VBB) in einer Korridoranalyse verschiedene Varianten für den Wiederaufbau der Stammbahn und auch für eine S-Bahnanbindung von Kleinmachnow und Stahnsdorf grob untersucht. In einer neuen Studie soll geprüft werden, welche der sechs getesteten Varianten die meisten Vorteile bietet. Einen Termin dafür gibt es laut Steffen Strau, Sprecher des brandenburgischen Infrastrukturministeriums, noch nicht.
Die von Kaczmarek und dem Bahnkundenverband zunächst gewünschte Verlängerung der Regionalbahn bis Steglitz wurde jedoch vom Land nicht untersucht und soll es vorerst auch nicht werden. „Wir werden in den kommenden Wochen unseren Entwurf für einen neuen Nahverkehrsplan vorstellen, in dem auch Feststellungen zu Investitionen getätigt werden“, so Streu.
Sorgen in Kleinmachnow: Wird die Strecke später Güterzügen genutzt?
Laut Bahnkundenverband lässt sich das Ministerium mit seinen Plänen aber zu viel Zeit. Seit einigen Jahren wird inzwischen über den Wiederaufbau der seit 1945 nicht mehr befahrbaren Stammbahn gesprochen, erste Pläne stammen aus den 1990er-Jahren. „Das Ministerium schläft und hat bei all seinen Überlegungen auch nicht über die Grenzen des jeweils betroffenen Gebietes hinausgeschaut“, so DBV-Regionalvizechef Conrad Anders gegenüber den PNN. Bei den Betrachtungen zum Wiederaufbau der Stammbahn sei zum Beispiel nur der Bereich zwischen Potsdam und Berlin untersucht worden. Außen vor bleibe dabei, dass durch die zusätzliche Strecke aus weiten Teilen Brandenburgs mehr Züge nach Berlin fahren könnten.
In Kleinmachnow, an dessen nördlichem Gemeinderand die Stammbahn vorbeiführen würde, gibt es indes wie berichtet neben der Freude über eine mögliche Bahnanbindung auch Sorgen, dass die Strecke später von vielen Güterzügen genutzt werden und so für zusätzlichen Lärm sorgen könnte. „Zudem würden etwa 30 bis 40 Hektar der Parforceheide zerschnitten“, so Peer Hartwig vom Verein Schutzgemeinschaft Stammbahn bei der Diskussion am Dienstag. Er sprach von etwa 400 Millionen Euro, die ein Wiederaufbau der ersten preußischen Bahnstrecke kosten würde. In der vergangenen Woche wurde im Kleinmachnower Umweltausschuss beschlossen, einen Vertreter der Bahn einzuladen, um Fragen zu klären.
Kosten für Stammbahn: 400 Millionen Euro unrealistisch?
Laut Alexander Kaczmarek sind die Stammbahn-Kosten noch nicht ermittelt, 400 Millionen Euro hält er für unrealistisch. Ein neun Jahre altes Gutachten gehe von Wiederaufbaukosten von 160 Millionen Euro aus, inzwischen dürfte es aber deutlich teurer werden. Auch würden wahrscheinlich keine Güterzüge über die Strecke fahren. „Die Strecke führt in den Berliner Nord-Süd-Tunnel, dort sind keine Güterzüge zulässig.“ Zudem gebe es nur einen Güterkunden an einem noch vorhandenen Reststück der Strecke, für den etwa zweimal wöchentlich ein Zug gefahren wird. „Wir haben keine weiteren Kunden, die dort Züge bestellen würden“, so der Berliner Bahnchef.
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