Potsdam-Mittelmark: Schlussstein für die Havelauen
Das letzte Flurstück in Werders neuem Stadtteil ist verkauft – inzwischen hat das Viertel 2250 Einwohner
Werder (Havel) - Das letzte Flurstück in den Havelauen hat den Besitzer gewechselt. Neuer Eigentümer ist die Berliner Firma MCG Blue Orange. Nach sieben Jahren beendet damit die Havelauen Projektgesellschaft (HPG) die Erschließung und Entwicklung des jüngsten Stadtviertels der Blütenstadt. Zum Abschied lobte die Stadt noch einmal die gute Zusammenarbeit mit dem Investor.
Zu dem 24 000 Quadratmeter großen Flurstück, das die MCG Blue Orange erworben hat, gehört auch der direkte Umkreis der halbfertigen Blütentherme. Martin Pietsch, Geschäftsführer der MCG Blue Orange, ist überzeugt, dass die Blütentherme in den kommenden Jahren fertig wird. Rundum sollen Freizeit- und Ferienwohnungen sowie eine Sportanlage entstehen, um den Erholungswert des Areals weiter zu steigern. „Wir haben damit eine Riesenchance, hier etwas ganz Außergewöhnliches zu schaffen“, sagt Pietsch. Werder sei für Touristen in den vergangenen Jahren immer attraktiver geworden „und das nicht nur für Leute aus Berlin“, so der Geschäftsführer. Damit das Konzept funktioniere, so betont Pietsch, sei insbesondere der Austausch mit dem zukünftigen Entwickler der Blütentherme wichtig. „Da müssen wir einen verzahnten Masterplan erarbeiten.“
Das Gebiet, auf dem die Havelauen entstanden sind, wurde bis 1991 militärisch genutzt, bis 1945 als Luftkriegsschule, später als Stabsunterkunft der Roten Armee und schließlich als Kaserne der Bundeswehr. Ab 1994 begann die Konversion des Areals. Zunächst nahm sich die Firma Mega AG der Entwicklung eines Wohn-, Gewerbe- und Freizeitgebietes an. Doch der Fortschritt war schleppend, schließlich ging die Firma in Insolvenz. Im Mai 2011 übernahm die HPG die weitere Entwicklung.
Ein weiteres Projekt, das bis 2020 auf einem noch unbebauten Areal im Bereich des Yachthafens entstehen wird, ist der Komplex Vital Werder. Geplant ist auf dem über 10 000 Quadratmeter großen Grundstück ein Ensemble aus drei viergeschossigen Gebäudekomplexen. An der Otto-Lilienthal-Straße soll ein Haus für Ärzte und gesundheitsnahe Dienstleistungen entstehen. Auf 4000 Quadratmetern Bruttogeschossfläche sollen etwa Arztpraxen, Reha-Einrichtungen und ein Fitnessstudio einziehen. Zum Stichkanal hin sind 48 Eigentumswohnungen geplant und zur Straße Zum Großen Zernsee hin sollen 28 Mietwohnungen gebaut werden. Die Wohneinheiten sollen eine Größe von 60 bis 120 Quadratmeter haben. Unter den Häusern soll eine Tiefgarage mit 140 Stellplätzen für Kunden, Patienten und Anwohner entstehen, deren Baubeginn noch für dieses Jahr geplant ist. Durch Aufzüge soll die Tiefgarage direkt mit den Wohnungen sowie den Dienstleistungs- und Praxisbereichen verbunden sein. Die Bauanträge für das gesamte Großprojekt will die ausführende Firma kahabe GmbH bis zum Sommer dieses Jahres eingereicht haben. Im kommenden Jahr werde der Bau dann beginnen und ein bis eineinhalb Jahre dauern, so Projektmanager Joachim Hartmann.
Seit 1994 seien in die Havelauen 340 Millionen Euro investiert worden, sagt Werders Bürgermeisterin Manuela Saß (CDU). Sie wohnt selbst seit 1997 in den Havelauen, inzwischen sind viele der HPG-Mitarbeiter, die die Entwicklung vorangetrieben haben, ihre Nachbarn. Werder sei durch die Havelauen noch wirtschaftsfreundlicher geworden, so Saß. Unter anderem verlegte die Firma Condio, die in Werder zuvor nur einen Nebensitz hatte, im vergangenen Jahr ihren Hauptsitz vom niederländischen Kempen in die Havelauen. Herbstreith und Fox eröffnete vor Ort sein Innovationscenter. Und ab April baut die Braumanufaktur im Forsthaus Templin eine Abfüllanlage in dem neu entstandenen Stadtviertel. „Ende des Jahres wird es das erste in Werder abgefüllte Bier geben“, so Steffen Lehmann von der HPG.
Nicht zuletzt hat die Stadt Werder aber auch einen Großteil seines Bevölkerungswachstums der vergangenen Jahre den Havelauen zu verdanken. Seit die HPG die Entwicklung des Stadtviertels übernommen hat, ist die Zahl der „Auenländer“, wie sich die Bewohner nennen, von 650 auf 2250 angestiegen. Und während sich mancher Investor noch daran erinnert, dass es hier „anfangs nur Leute, aber keine Einkaufsmöglichkeiten“ gab, ist der Stadtteil inzwischen durch mehrere Fachgeschäfte, Supermärkte und Drogerien gut versorgt.
Zwei Wermutstropfen bleiben zunächst noch die unklare Zukunft der Blütentherme und die langen Wartezeiten an der Bahnschranke. Seit sieben Jahren diskutieren die Stadt Werder, das Land und die Bahn über Möglichkeiten, den Bahnübergang durch einen Tunnel zu ersetzen. Die Schranken des Bahnübergangs sind bis zu neun Stunden täglich geschlossen. Erst kürzlich wurde bekannt, dass sich die Verhandlungen über eine mögliche Unterführung weiter verzögern.
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