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Die Linie vom Werderaner Bahnhof nach Beelitz gibt es seit 2019. Fahrgastzahlen stiegen in der Region um gut 20 Prozent.
© Enrico Bellin

Mehr Fahrgäste: Regiobus plant Linien nach Kleinmachnow

Seit fünf Jahren fahren PlusBusse durch die Mittelmark und sorgen mit W-Lan und Zuganbindung für mehr Fahrgäste. Künftig soll es das auch nach Kleinmachnow und Lutherstadt Wittenberg geben.

Von Enrico Bellin

Hans-Jürgen Hennig hat Grund zur Freude: Um 12,3 Prozent sind die Fahrgastzahlen in mittelmärkischen Bussen im vergangenen Jahr gestiegen, sagt der Regiobus-Geschäftsführer am Mittwoch den PNN. Ein Hauptgrund dafür sind die neun PlusBus-Linien des Kreises. Die erste wurde vor fünf Jahren eröffnet, eine Premiere in Brandenburg. Das Jubiläum wurde am Mittwoch in der Potsdamer Villa Aurora gefeiert.

Die Busse fahren auch am Wochenende

PlusBusse fahren mindestens im Stundentakt, enden an Bahnhöfen, wo maximal 15 Minuten später ein Zug abfährt, fahren auch am Wochenende und sind mit W-Lan ausgestattet. Zug und Bus sind verbunden: Wer etwa im RE7 sitzt, hört vor Erreichen des Bahnhofes Bad Belzig im Zug die Durchsage, das er dort in die PlusBusse nach Treuenbrietzen, Potsdam und Brandenburg an der Havel umsteigen kann.

Erst am Montag wurde die Linie X1 Potsdam-Teltow auf den PlusBus-Standard umgestellt: Fahrzeiten wurden leicht geändert, zwischen 5.30 Uhr und 20 Uhr fahren die Busse jetzt alle 20 Minuten. Zudem sind sie mit W-Lan ausgestattet. 

Wann die Linie nach Kleinmachnow startet, ist noch offen

Es ist die erste PlusBus-Linie in der Teltower Region, die zweite soll folgen: Wenn der Kreistag am 27. Februar die Fortschreibung des Nahverkehrsplanes beschließt, sollen die Planer mit den Vorbereitungen einer direkten Verbindung von Kleinmachnow nach Potsdam beginnen. Bisher muss man in Teltow oder Stahnsdorf zwischen Buslinien wechseln oder per Bus zu den S-Bahnhöfen Mexikoplatz oder Wannsee fahren, um von Kleinmachnow nach Potsdam zu gelangen. Ob die neue Linie schon zum Jahresende starten kann, ist aber noch offen. „Dafür müssen wir auch schauen, wie die Baustellensituation in der Region ist“, so Hennig. Schließlich ist noch bis Ende 2021 die Rammrathbrücke gesperrt. Es nütze ja nichts, eine neue Buslinie an den Start zu bringen, die dann nicht fahren kann.

Hochzufrieden zeigt sich Hennig auch mit der im April 2019 eingeführten Linie Beelitz-Werder (Havel). Da es zwischen beiden Städten zuvor keine Verbindung gab, sei es zwar schwer, einen Fahrgastzuwachs zu ermitteln. Im regionalen Korridor sei die Fahrgastzahl aber um gut 20 Prozent gestiegen.


Landesweit gibt es derzeit 27 PlusBus-Linien, jede dritte ist also in der Mittelmark. „Die Pflicht haben wir erfüllt, jetzt kommt die Kür: Verbindungen über Landkreisgrenzen hinweg“, sagte Susanne Henckel, Geschäftsführern des Verkehrsverbundes Berlin Brandenburg (VBB), am Mittwoch. Diese Linien seien schwerer zu planen, da es mehr beteiligte Akteure gibt. Busverkehr wird zum Großteil von den Landkreisen finanziert. Seit zwei Jahren gibt das Land bei PlusBus-Linien 40 Cent pro gefahrenem Kilometer dazu. Im Nachtragshaushalt, der am Dienstag verabschiedet wurde, sind Verkehrsminister Guido Beermann (CDU) zufolge 900.000 Euro zusätzlich für PlusBusse vorgesehen. Die Landesregierung will die Anzahl der PlusBus-Linien bis zum Jahr 2024 auf 50 erhöhen.

Wie wichtig die Linien sind, erörterte der Landrat des Landkreises Dahme-Spreewald Stephan Loge (SPD). Sein Landkreis hat zwei Linien auf das System umgestellt, von Luckau und von Burg nach Lübben. Während die Burger Linie hauptsächlich für Touristen wichtig sei – die Fahrgastzahl sei um gut 30 Prozent gestiegen –, seien es auf der nach Luckau die Berufspendler. Zwar zähle Luckau eher zur ländlichen Region, die Arbeitslosenzahl sei jedoch die geringste im Kreis, da die Bewohner zur Arbeit pendeln. „Durch die PlusBus-Linien wird das Wohnen in der Fläche attraktiver“, so Loge.

Von Bad Belzig zum ICE in die Lutherstadt

Auch im dünn besiedelten Fläming soll das Angebot ausgeweitet werden: Regiobus plant eine neue Linie von Bad Belzig nach Lutherstadt Wittenberg. „Es gibt viele Pendler in diesem Korridor, zudem wäre die Verbindung ein Zubringer zum ICE in Wittenberg“, so Hennig. Die Schnellzüge fahren von dort über Leipzig oder Halle nach München. Auch die Fahrzeit aus Potsdam, Michendorf und Beelitz in die Mitte und den Süden Deutschlands könnte sich bei guter Anschlussgestaltung verkürzen, da Fahrgäste keinen Umweg über Berlin mehr fahren müssen. Es gibt jedoch ein Problem: In Sachsen-Anhalt und Brandenburg gelten unterschiedliche Tarifsysteme, die harmonisiert werden müssen. Regiobus würde die Linie zusammen mit einem Privatunternehmen betreiben müssen, welches derzeit auf anhaltinischem Gebiet fährt. Das würde man Hennig zufolge aber lösen können. Wann genau die Linie in Betrieb gehen wird, ist derzeit noch unklar.

Problem am Bahnhof: Die Züge sind schon voll

Auch andere Probleme des Busverkehrs kamen am Mittwoch zur Sprache: So ist es zwar schön, wenn die Busse pünktlich am Bahnhof sind. „Aber wenn die Züge schon voll besetzt ankommen, hilft das wenig“, so Stephan Loge. Ab 2022 hat das Land in neuen Verkehrsverträgen wie berichtet mehr und längere Züge bestellt, bis dahin ändert sich an der Situation aber wenig. Auch der Informationsfluss zwischen Bus und Bahn müsse VBB-Chefin Henckel zufolge verbessert werden. „Es muss auch möglich sein, dass in den Zügen etwa Verspätungen von Bussen am Bahnhof durchgesagt werden.“ Dafür seien neue teure Systeme nötig, die jedoch ebenfalls Bestandteil der Verträge ab 2022 seien.

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