Erhalt der Geburtenstation in Bad Belzig: Potsdam bremst sein Klinikum aus
Die Geburtenstation in Bad Belzig soll geschlossen werden, Schwangere aus der Region sollen in Potsdam entbinden. Nun schalten sich Potsdams Stadtpolitiker ein, sie wollen die Geburtenstation erhalten.
Potsdam/Bad Belzig - Potsdams Stadtparlament weist erstmals seit Jahren das auf Expansionskurs befindliche kommunale Klinikum „Ernst von Bergmann“ in die Schranken. In bemerkenswerter Einigkeit verlangten die bürgerliche Rathauskooperation und die Opposition in der Stadtverordnetenversammlung am gestrigen Mittwoch vom Klinikum, die zum 1. April geplante Schließung der Geburtenstation des Krankenhauses in Bad Belzig zu stoppen. Das städtische Potsdamer Klinikum ist Mehrheitseigner des Krankenhauses in der 11.027 Einwohner zählenden Stadt rund 60 Kilometer von Potsdam entfernt.
Der Antrag, der die Schließung der Geburtenstation verhindern soll, kam von der Fraktion Die Andere. Kurzfristig hatten sich die Rathauskooperation aus SPD, CDU/ANW, Grünen sowie die Opposition aus Linke, Die Andere und Potsdamer Demokraten/BVB auf einen gemeinsamen Text verständigt.
Kreistag stimmte einstimmig für den Erhalt
Potsdams Kommunalpolitik reagiert damit auf die massiven Proteste gegen die geplante Schließung der Geburtenstation, die erst Ende Januar bekannt geworden war. Im Februar hatten rund 500 Menschen in Bad Belzig gegen das Aus demonstriert, zudem hat eine Bürgerinitiative über eine Willen zum Erhalt der Geburtenstation erklärt. Es sei nicht zumutbar, dass Frauen aus Bad Belzig und Umgebung künftig in Potsdam, Brandenburg an der Havel oder im sachsen-anhaltinischen Wittenberg entbinden müssten.
Das Bergmann-Klinikum, das das Bad Belziger Krankenhaus vor zwei Jahren mehrheitlich übernommen hatte, verteidigte seine Pläne auf Anfrage erneut als unumgänglich. Seit Jahren würden die Geburtenzahlen in Bad Belzig sinken, 2014 seien dort erstmals weniger als 200 Kinder zur Welt gekommen. Vor allem aber finde man weder Ärzte noch Hebammen, trotz bundesweiter Suche, wie Sprecherin Damaris Hunsmann sagte: „Sonst würden wir die Station aufrechterhalten.“
Todesfälle möglich, wenn Geburtshilfe schließt
Peter Lewdon, Chefarzt der Frauenklinik Brandenburg, hatte zuletzt öffentlich vor der Schließung der Station gewarnt: „Auch bei der geringen Zahl an Entbindungen ist in den nächsten Jahren mit vermeidbaren Schäden oder sogar kindlichen oder mütterlichen Todesfällen in unserer Region zu rechnen, wenn die Geburtshilfe in Bad Belzig schließt.“
Das Klinikum verwies dagegen auf Erfahrungen aus Schweden und Finnland: Dort liege die Säuglingssterblichkeit unter der in Deutschland – obwohl es weniger Krankenhäuser und deutlich längere Transportwege gebe.
Den Erhalt der Bad Belziger Station halten Potsdams Stadtverordnete unter zwei Bedingungen für möglich: Es müsse ein langfristig tragfähiges Konzept zur Absicherung der Station durch Fachärzte und Hebammen vorliegen. Zudem müsse Potsdam-Mittelmark die Station finanziell und versicherungsrechtlich absichern. Landrat Wolfgang Blasig (SPD) will sich heute zum Potsdamer Beschluss äußern.
Das brandenburgische Gesundheitsministerium, geführt von der Linken Diana Golze, erklärte zu dem Potsdamer Beschluss, der Versorgungsauftrag für die Station in Bad Belzig sei offiziell noch nicht zurückgenommen. Nächste Woche solle dazu eine Arbeitsgruppe tagen, sagte Ministeriumssprecherin Marina Ringel. Dazu müsse eine „belastbare Vereinbarung zwischen Fachärzten für Geburtshilfe, Hebammen und Kinderärzten getroffen werden, die einen 24-Stunden-Betrieb kompetent sicherstellt“.
In den vergangenen Jahren hatte das Klinikum „Ernst von Bergmann“ mehrere Krankenhäuser in Brandenburg ganz oder teilweise übernommen. Ringel sagte, die Kooperation von kommunalen Kliniken sei gewünscht, um die medizinische Versorgung – gerade im ländlichen Raum – zu sichern und zu verbessern. (mit pee)
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