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© Andreas Klaer

Michendorf: Pächter will Hotel nicht zur Flüchtlingsunterkunft machen

Ein Hotel in Michendorf soll eine Flüchtlingsunterkunft werden. Der gekündigte Pächter will sich dagegen rechtlich wehren. Der neue Eigentümer betont, nichts Böses zu wollen - sondern 250 Flüchtlingen einen warmen Platz im Winter zu geben.

Michendorf - Gegen Pläne, aus dem Sens-Convent-Hotel in Michendorf ein Flüchtlingsheim zu machen, gibt es vom Pächter des Hotels Widerstand. Er werde alle rechtlichen Möglichkeiten ausschöpfen, um den Hotelbetrieb aufrechtzuerhalten, sagte Hotel-Geschäftsführer Karsten Dreger von der Sens-Convent Michendorf GmbH, Tochter einer Berliner Hotel-Holding, den PNN. „Dadurch, wie hier auch vom Landkreis mit einem gutgehenden Hotel umgegangen wird, ist großer Schaden entstanden. Mir bleibt gar nichts übrig, als mich mit allen Mitteln dagegen zu wehren“, so Dreger.

Allein durch die gestrigen Presseberichte habe es Stornierungen im Umfang von 50 000 Euro gegeben, aber auch eine Welle der Unterstützung von Michendorfern. Für die neue Nutzung war Dreger der Pachtvertrag gekündigt worden – angeblich wegen Zahlungsrückständen an den Eigentümer. Die Kündigung sei am gestrigen Dienstag bei ihm eingetroffen, so Dreger gegenüber den PNN. Die Begründung, dass er mit Pachtzahlungen im Rückstand sei, lasse er nicht gelten.

Komplexe Eigentumssituation in Michendorf

Zwar sei es richtig, dass er beim  Start des Betriebs vor drei Jahren einen Teil der Pacht für Investitionen genutzt habe, das sei aber mit dem Eigentümer abgestimmt gewesen. Aktuell habe er Zahlungen ausgesetzt, weil er den kaputten Fahrstuhl reparieren und nach Intervention der Behörden die Brandmeldeanlage erneuern lassen musste. Dies habe er dem Insolvenzverwalter des Eigentümers auch mitgeteilt, nachdem der auf vorherige Schreiben zu den Mängeln nicht reagiert habe. „Es gibt genug weitere Einreden gegen die Kündigung, die ich aber nicht öffentlich erläutern möchte“, sagte Dreger.

Die Eigentumssituation ist komplex: Der frühere Eigentümer, der Düsseldorfer Medico Fonds 41, hatte im März Insolvenz angemeldet. Das Hotel wurde vor einigen Tagen vom Insolvenzverwalter an die „Objektgesellschaft Brandenburg 1 GmbH“, Tochter der „Markus Mertens Vermögensverwaltungsgesellschaft mbH“ in Köln, veräußert. Die „Brandenburg 1“ wiederum schloss einen Pachtvertrag mit dem Landkreis Potsdam-Mittelmark, wonach die 125 Hotelzimmer ab 1. Januar zur Unterbringung von 250 Asylbewerbern dienen sollen (PNN berichteten).

Neuer Eigentümer: "Wir wollen nichts Böses"

Dreger sprach von einer „feindseligen Verschwörung“. Er habe sich selbst darum beworben, das Hotel zu kaufen. Offenbar gehe es aber darum, um jeden Preis das Maximum aus der Immobilie zu erwirtschaften. Das gehe mit einem Asylbewerberheim besser als mit einem Hotel.

Der neue Eigentümer Markus Mertens widersprach gestern dem Vorwurf, er sei ungerecht. „Wir wollen nichts Böses, sondern 250 Flüchtlingen noch vor dem Winter einen warmen Platz bieten“, so Mertens gegenüber den PNN. Das Thema Asyl sei für Investoren mit vielen Risiken, Aufwänden und Investitionsbedarfen verbunden. „Wenn nur noch negativ über Leute gesprochen wird, die sich dem Thema stellen, dann macht keiner mehr mit.“ Er würde sich wünschen, dass der Streit gütlich beigelegt wird, so Mertens. Für die Kündigung habe es gute Gründe gegeben, das Objekt habe man mit gekündigtem Mietvertrag erworben. Gegebenenfalls übe er sich in Geduld und warte den Rechtsstreit ab, sagte Mertens.

Michendorfs Bürgermeister zeigt Verständnis

Der Michendorfer Bürgermeister Reinhard Mirbach (CDU) zeigte gestern Verständnis, dass der Landkreis – gerade für die Winterzeit – nach angemessenen Unterbringungsmöglichkeiten für die wachsende Zahl von Flüchtlingen suche. „Das Sens-Convent-Hotel ist dafür geeignet.“ Bedauerlich sei die Situation, weil sich das Hotel in den vergangenen Jahren wieder etabliert und positive Kritiken bekommen habe. „Man muss sehen, wie das Innenverhältnis geklärt werden kann.“

Für die Gemeinde werde die Betreuung von 250 Personen eine Herausforderung, zumal es sich nicht um eine vorübergehende Unterbringung handele. So müsse über Plätze in Schulen und Kindergärten und Räume für Willkommensklassen nachgedacht werden.

Mirbach hofft, dass die Pläne zum Bau einer Traglufthalle auf einem Grundstück an der Michendorfer Rettungswache für 300 Asylbewerber mit der Hotellösung vom Tisch sind. Das wollte das Landratsamt allerdings nicht bestätigen. „Die Leichtbauhalle ist nicht vom Tisch“, sagte der Sprecher des Landratsamtes, Kai-Uwe Schwinzert. „Perspektivisch sind wir gezwungen, alle Standorte zur Unterbringung von Flüchtlingen im Landkreis weiter zu verfolgen, auch wenn Gemeinden das verständlicherweise anders sehen.“

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