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Es dauert noch. Der für diese Woche terminierte Aushub des Hafenbeckens verschiebt sich auf etwa Ende April.
© Sebastian Gabsch

Hafen-Projekt in Teltow: Noch kein Baustart

Aushub des Hafenbeckens in Teltow soll Ende April beginnen. Marina-Kritiker fordern neuen Beschluss.

Teltow - Mit dem Wasserbecken soll auf der Marina-Baustelle in Teltow in Kürze das Kernstück des geplanten Hafens sichtbar werden. Angekündigt hatte Projektsteuerer Dietmar Städter die Arbeiten im jüngsten Hafenausschuss bereits für diese Woche. Doch noch stehen die Bagger still. Inzwischen hat die Stadtverwaltung die Angaben korrigiert und die Ausbaggerung des Hafenbeckens auf voraussichtlich Ende April terminiert. „Solche Termine sind nicht statisch festzulegen“, erklärte Stadtsprecherin Andrea Neumann. Von einem Verzug wollte sie aber nicht sprechen. „Wir befinden uns in einem dynamischen Prozess“, sagte sie.

Doch bevor das Hafenbecken ausgehoben werden kann, müssten die Stadtverordneten die Fortsetzung des Baus erst einmal beschließen, meint jedenfalls Andreas Wolf (BfB). Seiner Ansicht nach gibt es für den Aushub des Beckens keinen Beschluss. Wolf hatte dazu in der jüngsten Stadtverordnetenversammlung eine Anfrage gestellt, aber mündlich keine Antwort erhalten. Die solle ihm nun schriftlich erteilt werden. Eine Stadtsprecherin sagte den PNN am Montag, Wolfs Auffassung „entspricht nicht den Tatsachen“.

Wolf selbst geht derzeit von einer knappen Mehrheit für den Weiterbau der Marina aus, nachdem zuletzt der Hannoveraner Sachverständige für Sportboothäfen, Heiner Haass, die Hafenbefürworter für seine alternative Idee einer Trockenmarina nicht gewinnen konnte. „Ich finde es schade, dass man sich nicht die Zeit nimmt und einen Kompromiss zwischen Trockenmarina und gegebenenfalls kleinerem Hafenbecken mit Schwimmhalle prüft“, sagte Wolf. Haas hatte die Stadt vor einer Investitionsruine gewarnt und erklärt, dass die Teltower Marina nicht wirtschaftlich zu betreiben sei. Bürgermeister Thomas Schmidt und die Baubeigeordnete Beate Rietz (beide SPD) wollten auf die Äußerungen des renommierten Professors nicht weiter eingehen.

Indes wird die Baustelle für die anstehenden Arbeiten vorbereitet. Nachdem zuletzt zwischen künftigem Hafenbecken und der angrenzenden Oderstraße rund 400 Rüttelstopfsäulen in das Erdreich eingebracht worden waren, um den Boden zu stabilisieren, sei das Gebiet inzwischen nochmals mittels Walztechnik an der Oberfläche verdichtet worden, erklärte Projektsteuerer Städter. Mit Flügel- und Spitzendrucksondierungen im Bereich der Säulen und der künftigen Brückenfundamente werde derzeit geprüft, welche Scherfestigkeit zu erzielen ist. Gleichzeitig werde das Grundwasser kontrolliert. Ein Monitoring der Grundwasserstände findet nach Angaben der Stadt seit 2013 kontinuierlich statt.

Im aufgefüllten Schotterbereich sollen ab kommender Woche zudem Drainagen verlegt werden, um die zum Hafen gehörigen Flächen und Straßen von Schichten- und Oberflächenwasser freizuhalten. „Was das Grundwasser und Schichtenwasser betrifft, haben wir derzeitig alles im Griff“, sagte Städter.

Auch seien in Abstimmung mit der Unteren Wasser- und der Unteren Bodenbehörde zwei zusätzliche Grundwassermessstellen eingerichtet worden. Insbesondere der Grünen-Politiker Eberhard Adenstedt hatte sich Sorgen wegen der aktiven Grundwasserabsenkung gemacht und Schäden südlich der Oderstraße befürchtet (PNN berichteten). Er glaubt weiter nicht, dass mit den zwei zusätzlichen Brunnen das von Städter proklamierte „Maximum an Kontrollmöglichkeiten“ erreicht sei. Er hatte daher ein umfassendes hydrologisches Gutachten zur Ermittlung des Grundwasserverhaltens gefordert. Bei diesen sehr hoch stehenden Grundwasserständen könne das Wasser ins Straßenbett der Oderstraße eindringen und diese destabilisieren, meint er. Dies könne mit computergestützten Modellierungen recht genau prognostiziert werden. „Wenn es bei den Beobachtungsbrunnen bleibt, könnte man im Ernstfall nur zusehen, wie das Wasser steigt.“ Ein solches Szenario schließen Stadt und Projektsteuerer aber aus.

Positive Signale gibt es inzwischen von Seiten des Brandenburger Umweltministeriums im noch ausstehenden Genehmigungsverfahren zum geplanten Restaurant- und Hafenmeistergebäude und seiner Nebenanlagen. In einer Sondersitzung haben die Stadtverordneten in der vergangenen Woche Planzeichnung und Satzung wunschgemäß nachgebessert. Einer kurzfristigen Entscheidung steht nach Ministeriumsangaben nun nichts mehr im Weg. Parallel führt die Stadt Gespräche mit Interessenten für den Gastronomiebetrieb. Wie viele dies sind, wollte die Verwaltung wegen der anstehenden Verhandlungen aber nicht sagen.

Der bevorstehende Aushub des Hafenbeckens war bereits im Frühjahr 2015 geplant, hatte sich aber aufgrund von Problemen mit den Altlasten verzögert. Ursprünglich sollte die Marina mit 39 Bootsliegeplätzen in diesem Jahr eröffnen. Zudem sind die Kosten von 4,9 Millionen Euro inzwischen um das Dreifache gestiegen. Nun sei der Deckel drauf und er bleibe auch drauf, versicherte Städter. Allerdings hatte der Projektsteuerer im Juni 2016 in einer Finanzanalyse prognostiziert, dass die Kosten noch auf über 18 Millionen Euro klettern könnten, die geplante Brücke über den Hafen noch nicht eingerechnet. Solveig Schuster

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