Potsdam-Mittelmark: Milben schaden Bienen
40 Prozent der Bienen haben den milden Winter nicht überlebt. Schuld ist die Varroa-Milbe
Werder (Havel) - Der milde Winter hat den Brandenburger Bienen stark zugesetzt. Bis zu 40 Prozent der Völker seien gestorben, sagt der Werderaner Lothar Lucke am gestrigen Freitag den PNN. Lucke ist zweiter Vorsitzender des Brandenburgischen Imkerverbandes.
„In einem normalen Winter sterben bis zu 15 Prozent der Tiere, aber durch das warme Wetter konnte sich die VarroaMilbe besser vermehren und die Bienen abtöten“, so Lucke. Durch das zeitige Frühjahr und den milden Herbst habe sich die Milbe bis zu 30 Prozent stärker vermehren können als üblich. Die Milbe befällt vor allem die Brut von Honigbienen im Bienenstock, saugt aber auch am Hinterleib von erwachsenen Bienen. Diese werden davon sehr geschwächt. Außerdem übertragen Milben Viren. Wie viele Völker genau gestorben sind, ist noch nicht ganz klar. Genaue Zahlen gebe es Lucke zufolge sowohl für Brandenburg als auch für ganz Deutschland erst in einigen Wochen.
Die Werderaner Bauern müssen sich um die Bestäubung ihrer Obstbäume laut Lucke aber keine Sorgen machen. „Die Lage ist nicht zu dramatisch, ich kann alle Aufträge der Bauern erfüllen.“ Da einer seiner Partner mehr Obstbäume gepflanzt hat, müssen die Bienen des Imkers in diesem Jahr sogar 20 Prozent mehr Bäume rund um die Blütenstadt bestäuben. Möglich sei das allerdings nur, weil Lucke Völker behalte, die er eigentlich verkaufen wollte. Ob es in anderen Regionen Brandenburgs zu Engpässen bei der Bestäubung kommen könnte, kann Lucke indes nicht einschätzen. Im Normalfall sind im Land Schätzungen zufolge 20 000 Bienenvölker aktiv.
Der Imkerverband fordert indes vom Land Brandenburg mehr Forschung zur Bekämpfung der Milbe, die bereits vor 35 Jahren eingeschleppt wurde. „Es gibt zwar Tierarzneimittel, die lehne ich wegen Rückständen im Honig und im Wachs aber ab“, so Lothar Lucke.
Eine wirksame Bekämpfung der Milbe auf natürliche Weise biete zwar die Anwendung von Ameisensäure. Jedoch können Imker nur schlecht abschätzen, wie viel Säure in ihrem Bienenstock gerade nötig ist. „Es ist eine eher plumpe Behandlungsmethode“, so Lothar Lucke. Der Imker stelle einige Milliliter Säure in den Stock, durch die von den Bienen verursachte Hitze verdampfe sie dann. An manchen Tagen wedelten die Bienen die Säure jedoch direkt aus dem Einflugsloch heraus und die Konzentration bleibe zu niedrig, um der Milbe zu schaden. An anderen steige sie zu schnell an, woran wiederum die Bienenkönigin sterben könne.
Deshalb sei die Entwicklung einer Apparatur nötig, die die Säurenkonzentration im Stock überwacht und den Imker unterstützt oder gleich selbst die Säurenzufuhr regelt. Enrico Bellin (mit dpa)
Enrico Bellin (mit dpa)
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