Stadt setzt Segel: Marina in Teltow soll nächste Saison eröffnen
Am Mittwoch soll nun endlich über den Betreiber des Hafens in Teltow entschieden werden. Es gibt nur einen Interessenten, dessen ursprüngliches Ziel jedoch ein ganz anderes war. Doch nun hat er ambitionierte Pläne.
Teltow - Ein Winterlager für bis zu 600 Schiffe, Charterboote, Werkstatt und Radverleih: Das sind die Pläne von Hafenplaner Thomas Klemm. In seine Hände wird die Stadt Teltow voraussichtlich die Zukunft der am Teltowkanal gebauten Marina legen. In einer gemeinsamen Sitzung votierten am Montagabend die Mitglieder von Hafen-, Finanz- und Hauptausschuss mehrheitlich dafür, dem gebürtigen Lausitzer den Betrieb des mit 39 Liegeplätzen ausgestatteten Stadthafens zu übertragen. Zugleich wird Teltow ihm die Fläche zwischen Hafenbecken und dem Betonwerk in der Oderstraße verpachten, die er mit diversen Gewerbehallen bebauen will.
Am Mittwochabend werden die Stadtverordneten final über die Vergabe entscheiden. Eine Wahl haben sie dabei kaum. Klemm war der einzige, der am Ende eines erneuten Ausschreibungsverfahrens noch zu seiner Bewerbung stand. Ein Mitbewerber hatte nach den ersten Gesprächen mit der Stadt die Segel gestrichen.
Der Wahlberliner Thomas Klemm ist nach eigenen Angaben früher zur See gefahren, hat später Marketing und Kommunikation studiert. Vor vier Jahren gründete der 48-Jährige seine Firma „Hafenpartner“ und konzeptioniert seitdem vorwiegend Häfen für die öffentliche Hand. Der Stadthafen Teltow sei nach einem am Wannsee gelegenen Seehafen und dem Templiner Hafen der dritte, den er auch selbst betreiben wird. Sein Wunsch war das aber nicht. Klemm hatte sich zunächst nur für das Bootswinterlager interessiert. Weil die Stadt jedoch zur Bedingung machte, dass Bewerber für das maritime Gewerbe auch den Hafenbetrieb übernehmen müssen, willigte er ein.
Potentieller Betreiber ist guter Dinge
Der Hafen kann nicht wirtschaftlich betrieben werden, weiß Klemm. Es entstehe ihm ein Defizit, dass er mit den Einnahmen aus dem maritimem Gewerbe ausgleichen muss. Hinzu kommt ein Pachtzins für die Fläche. Die Stadt Teltow hatte das Areal von den Klösters Baustoffwerken in Erbbaupacht erworben und wird die Kosten an Klemm weitergeben. Zwischen 70.000 und 80.000 Euro kommen dafür pro Jahr auf den neuen Hafenbetreiber zu. Danach werde die Pacht an die Preisentwicklung angepasst, erläuterte Teltows Kämmerer Rico Kasten. Trotzdem hätte er „keine Insolvenzfantasien“, erklärte der potenzielle Hafenbetreiber. Es gäbe bereits Absichtserklärungen großer, sogenannter Ankermieter, ohne die er sich nicht beworben hätte, sagte er. Dazu zähle ein holländisches Charterunternehmen. Klemm rechnet damit, dass dessen Boote etwa zweimal pro Woche im Teltower Hafen lägen. Die Chartergäste selbst würden mit dem S-Bahn- und Autobahnanschluss gute infrastrukturelle Bedingungen vorfinden.
Auch Serviceeinrichtungen für den Bootsbetrieb sollen kommen. Weitere Einnahmen sollen über den Vertrieb, etwa von solar- oder elektrobetriebenen Booten, generiert werden. Auch ein Verleih von E-Bikes, Tretbooten und Kanus ist geplant. Touristen, die auf dem Kanal nach Teltow kommen, sollen kostenfreie Gastliegeplätze vorfinden. Bei den Dauerliegeplätzen geht Klemm von Einnahmen von etwa 1000 Euro pro Jahr und Platz aus.
Den Betrieb des Hafens soll eine Betriebsgesellschaft führen, an der Klemm mit mindestens 50 Prozent beteiligt sein wird. Daneben sollen die Ankermieter als Hauptnutzer des Areals beteiligt werden.
Keine weiteren Kosten für die Stadt
Der Stadt Teltow entstehen aus dem Hafenbetrieb laut Plan keine weiteren Kosten. Ob sie ihre 15 Millionen Euro Investition je refinanzieren kann, bleibt aber offen. Im Vertrag, der zunächst für 15 Jahre gilt, werde vereinbart, dass die Kommune ab einem Umsatz von 250.000 Euro mit fünf Prozent beteiligt wird. Ziel sei es, mindestens diese Summe pro Jahr einzufahren, erklärte Klemm. Einen Großteil dazu steuere das geplante Bootswinterlager bei, für das es einen großen Bedarf gäbe. Im näheren Umfeld, selbst am Wannsee, gibt es laut Klemm keine solchen Hallen.
Die Eröffnung der Marina ist weiter zur kommenden Saison geplant. Bis das in Containerbauweise geplante Funktionsgebäude mit Hafenmeisterbüro und Toiletten steht, werde die Stadt eine Interimslösung anbieten. Bis auf den Hafenmeister, der an sieben Tagen in der Woche von 9 bis 18 Uhr vor Ort sein soll, wird das Angebot zu Beginn aber überschaubar sein, meint Klemm. „Es darf niemand erwarten, dass sich einfach ein Schalter umlegt“, sagte er. Der Hafen sei ein Projekt, das sich entwickeln muss. Die Hallen für das Bootswinterlager und den Verkauf will Klemm in mehreren Bauphasen errichten. Im Herbst will er mit den ersten vier Hallen beginnen, 2023 soll alles komplett fertig sein.
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