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Trauriger Rest. Bei Zehlendorf liegen noch Gleise der Stammbahn.
© Thilo Rückeis

Verkehrsanbindung in Potsdam-Mittelmark: Landtagskandidaten wollen die Stammbahn

Eine Umfrage unter den Landtagskandidaten zeigt einen parteiübergreifenden Konsens: Die Stammbahn soll wieder her. Auch die S-Bahn nach Stahnsdorf wird gefordert.

Von Enrico Bellin

Kleinmachnow - 23 Mal „ja“: Die meisten Landtagskandidaten der Wahlkreise zwischen Brandenburg an der Havel und Kleinmachnow sind für die Stammbahn. Das hat eine Umfrage der Bürgerinitiative Stammbahn für den Wiederaufbau der Bahnstrecke von Potsdam über Kleinmachnow und Zehlendorf zum Potsdamer Platz in Berlin ergeben. Gleichzeitig sprechen sich die Kandidaten für eine Verlängerung der S-Bahn von Teltow nach Stahnsdorf aus, die als Ergänzung für den Nahverkehr der Region betrachtet wird und nicht in Konkurrenz zum Stammbahn-Wiederaufbau stehen soll.

Die Bürgerinitiative hat alle 36 Kandidaten von SPD, CDU, Linke, Grünen, FDP und BVB/Freie Wähler zu ihrer Position zu beiden Schienenprojekten gefragt. Gleichzeitig wollten sie wissen, wie der Lärmschutz für Anwohner der Trasse gesichert werden soll und wie sich die Kandidaten nach der Wahl für die Reaktivierung einsetzen wollen.

„Kleinmachnow ist die einzige Gemeinde Brandenburgs mit mehr als 20.000 Einwohnern ohne Gleisanschluss, dafür hat Kleinmachnow eine besonders hohe Zahl von Pkw je Einwohner, nämlich mehr als drei Autos je Kleinmachnower Haushalt“, begründet etwa Sebastian Rüter, SPD-Kandidat im Wahlkreis 20, die Notwendigkeit des Wiederaufbaus der seit 1945 nicht mehr befahrenen Strecke. Steeven Bretz, CDU-Kandidat im Potsdamer Wahlkreis 22, fordert eine zügige Entscheidung pro Stammbahn. Wie berichtet werden seit Jahren im Rahmen des Projektes i2030 von Berlin, Brandenburg und der Deutschen Bahn mehrere Varianten einer künftigen Bahnverbindung untersucht. „Statt endloser Variantenuntersuchungen und Modellrechnungen müssen endlich verbindliche Entscheidungen zum Ausbau der Infrastruktur getroffen werden“, so Bretz. Zudem solle die Stammbahn zwingend als Regionalexpressstrecke gebaut werden. Derzeit werden auch Varianten einer S-Bahn auf der Strecke untersucht.

Dabei gibt es jedoch unterschiedliche Ansichten: So will Andreas Menzel, Kandidat für die Freien Wähler im Potsdamer Wahlkreis 21, lieber eine S-Bahn auf der Strecke. Dadurch würde Güterverkehr auf der Strecke verhindert. Linke-Landesvorsitzende Anja Mayer hingegen spricht sich für Erdwälle und Lärmschutzwände entlang der Strecke aus, ebenso der Grünen-Kandidat aus dem Wahlkreis 19, Robert Funke. Er betont jedoch, dass die Bahnreaktivierung insgesamt für weniger Lärm sorgt, da ein Zug mehrere hundert Menschen transportiert, ein ebenfalls lautes Auto jedoch nur ein bis zwei Personen. FDP-Kandidat Matti Karstedt aus dem Wahlkreis 16 spricht sich unter anderem für begrünte Lärmschutzwände und Kooperationen mit zum Lärmschutz forschenden Instituten aus.

Hubertus Bösken, Sprecher der Bürgerinitiative Stammbahn, zeigt sich von den „klaren Ansagen“ der Kandidaten begeistert. Nun erwarte er, dass sie sich auch tatsächlich nach der Wahl für die Strecke einsetzen. „Dann kann die Stammbahn zwei Wahlperioden später fahren“, so Bösken in einer aktuellen Erklärung.

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