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Bürgerinitiative wehrt sich gegen Deponie in der Fresdorfer Heide: Kämpfer gegen den Müll

Eine Bürgerinitiative aus Michendorf und Nuthetal will verhindern, dass Biomüll und Bauschutt in die Fresdorfer Heide kommen. Bald soll eine Entscheidung fallen.

Michendorf - Ein kleines Waldstück trennt Peter Wordelmanns Haus von der alten Mülldeponie in der Fresdorfer Heide. Eigentlich dachte er, dass es am Standort der Potsdamer Stadtentsorgung GmbH (Step) ruhig bleibe. Im November letzten Jahres dann die Überraschung: Die Grünen informierten über die Pläne der Step. Die will wie berichtet im Wald zwischen Tremsdorf und Wildenbruch auf ihrem Grundstück eine Vergärungsanlage für Bioabfälle bauen. Der Antrag zum Aufstellen eines Bebauungsplanes liegt bereits im Michendorfer Rathaus.

Bürgerinitiative „Depo-Nie in der Fresdorfer Heide" gegründet

„Die meisten Einwohner wissen davon nichts“, sagt der 71-jährige Politologe. Zwischen Weihnachten und Silvester verteilte er zusammen mit weiteren Mitstreitern 2500 Flugblätter. Er will aufklären und kämpfen. Und mit ihm rund 50 weitere Michendorfer und Nuthetaler. Zusammen gründeten sie die Bürgerinitiative „Depo-Nie in der Fresdorfer Heide“ und setzen ihre Hoffnung nun auf die Gemeindevertreter. Am 15. Februar wird das Michendorfer Kommunalparlament voraussichtlich über das Step-Vorhaben beraten und entscheiden, ob der B-Plan aufgestellt werden soll. Möglich wäre laut Wordelmann auch eine Aussetzung des Beschlusses, um Zeit zu gewinnen.

Es sind die Dimensionen, die den Wildenbrucher erschrecken: Nicht nur die Step will in der Fresdorfer Heide Bioabfälle verarbeiten, wie berichtet plant auch der Nachbar der Potsdamer Stadtentsorgung, die Bauzuschlagstoffe und Recycling GmbH (BZR) eine Bauschuttdeponie sowie die Erweiterung ihres bisherigen Kiessandtagebaus. „Für uns ist das eine Katastrophe“, sagt Wordelmann. Er fürchtet ein Mülldrehkreuz, „weil solche Standorte Stoffströme anziehen und somit weiter ausgebaut werden.“ Bis zu 200 Schwerlaster würden durch die umliegenden Ortschaften fahren, rechnet Wordelmann aus. Der Lärm und Gestank durch Gärreste würden zunehmen.

Vergärungsanlage soll nicht stinken

Die Gegenseite winkt ab: Enrico Munder, Step-Geschäftsführer, wirbt seit mehreren Monaten vor Gemeindevertretern und Ortsbeiräten für die Vergärungsanlage. Er verspricht, dass es nicht stinken und auch nicht viel lauter werde. Zwar würden mindestens 25 000 Tonnen Bioabfälle pro Jahr angeliefert, jedoch würden die Lkw von der Autobahnabfahrt Saarmund abfahren, an Saarmund vorbei und hinter dem Flugplatz auf das Gelände auffahren. Munder rechnet mit bis zu zehn Lastwagen mit jeweils zehn Tonnen pro Tag.

„Die Fresdorfer Heide ist unser favorisierter Standort“, so Munder. Dort habe man dort bereits ein eigenes Grundstück, das logistisch günstig liege. Zwei Alternativstandorte gibt es im Potsdamer Norden, in Satzkorn und im Marquardter Friedrichspark. Aber auch dort gibt es Proteste von Anwohnern.

Höhere Einnahmen für Michendorf 

Mit dem Projekt, so appelliert Munder an die Kommunalpolitiker, hätte die Gemeinde Michendorf höhere Gewerbeeinnahmen. In der Anlage werde zudem aus den Abfällen Strom und Wärme erzeugt, die Energie eingespeist. Auch vom anfallenden Dünger könnten Landwirtschafts- und Gartenbaubetriebe profitieren.

Die Landesregierung steht hinter der Step. „Das Brandenburger Umweltministerium unterstützt das Vorhaben der Stadtentsorgung Potsdam zur Errichtung eines modernen Biomasse-Energiezentrums“, heißt es in einem Schreiben, dass der Stadtentsorgungsbetrieb an den B-Plan-Antrag angehängt hat. Und weiter: „Durch die vollständige Einhausung der Anlage werden Geruchsemissionen, Umweltbelastungen sowie weitere Belastungen für den Menschen vermieden.“

Schon alles beschlossene Sache?

Den Wildenbrucher Wordelmann verärgert das Schreiben: „Wir haben zunehmend den Eindruck, dass hinter den Kulissen alles schon beschlossene Sache ist.“ Nicht umsonst würden Step und BZR so sicher auftreten, sagt der Sprecher der Bürgerinitiative.

Die BZR indes will laut ihrem Geschäftsführer Dietmar Buchholz bis spätestens März dieses Jahres zwei Planfeststellungsverfahren beantragen. Dabei geht es einmal um die rund acht Hektar große Erweiterung des Kiessandtagesbaus und um die Errichtung einer Bauschuttdeponie. „In Brandenburg fehlen solche Deponien, der Bedarf ist da“, so Buchholz. Er stützt sich auch auf ein Gutachten, dass das Landesumweltamt hat erstellen lassen. Demnach würden die Kapazitäten der landesweit für leicht kontaminierten Bauschutt bestehenden Deponien bis 2018 erschöpft sein. Zum größeren Verkehrsaufkommen, das durch die beiden BZR-Vorhaben verursacht würde, rechnet Buchholz vor: „Täglich würden rund 720 Kubikmeter Bauschutt entsorgt werden, das macht rund 128 Lkw am Tag.“

Erholungsräume, kein Betriebshof für umliegende Großstädte

Viele Gemeindevertreter stehen dem Vorhaben der BZR wie berichtet kritisch gegenüber. Im Planfeststellungsverfahren hat Michendorf die Möglichkeit, eine Stellungnahme abzugeben. Der Sprecher der Bürgerinitiative befürchtet aber, dass die Landespolitik darüber hinweg gehen könnte. „Dann werden wir klagen“, kündigte er an. Mehr Chancen sieht Wordelmann indes im Verhindern des B-Plans für die Gäranlage. Man gehe kurz vor der Abstimmung im Kommunalparlament verstärkt auf die Politik zu. Und auch die Michendorfer und Nuthetaler sollen informiert werden. „Michendorf und Nuthetal sollen nicht zu einem willfährigen Betriebshof für die umliegenden Großstädte und Regionen verkommen“, sondern naturnaher Erholungsraum bleiben.

Die Bürgerinitiative „Depo-Nie in der Fresdorfer Heide“ lädt am 12. Januar um 19 Uhr zu einer Infoveranstaltung in die Cafeteria der Grund- und Oberschule Wilhelmshorst, Heidereuterweg 1, ein.

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