Asylbewerberheim in Teltow: Ist Teltow noch sicher?
Sind die Teltower Asylbewerber ein Sicherheitsproblem? Das Rathaus sagt Nein. Vor Ort und von der Polizei wird diese Darstellung bestätigt.
Teltow - Die Lage um das Asylbewerberheim in Teltow sei ruhig, alles funktioniere bestens und Konflikte im unmittelbaren Umfeld seien nicht bekannt. So klang die Antwort, die Teltows Bürgermeister Thomas Schmidt (SPD) unlängst auf die Frage eines Stadtverordneten zur Situation der Flüchtlinge in Teltow gab. Nach einem PNN-Bericht dazu folgte ein Anruf in der Redaktion: Das stelle sich doch alles ganz anders dar.
Schüler benachbarter Schulen müssten wegen der vielen Diebstähle ihre Räder auf den Schulhof hinters Haus stellen, sagt die Frau am Hörer, die ihren Namen nicht nennen will. Kaufland habe zusätzlichen Wachschutz eingestellt. Es gebe Autoeinbrüche noch und nöcher. Selbst wenn die Eltern ihre Kinder nur schnell in die Kita bringen, werde das Auto aufgebrochen. Und nicht nur sie, viele Teltower seien über die Sicherheitslage beunruhigt, sagt die Anruferin. Die Schuldigen seien die Asylbewerber, das müsse man doch noch sagen dürfen.
Teltow stemmt Hauptteil
Wie also ist es um die Situation am Flüchtlingsheim wirklich bestellt? Die Veränderungen in Teltow sind tatsächlich nicht zu übersehen, die Flüchtlinge sind in den vergangenen Jahren Teil des Stadtbildes geworden. Auf rund 400 ist ihre Zahl nach und nach gestiegen, die Asylbewerber sind derzeit in der Potsdamer Straße 5 und 5a in Teltow untergebracht. Damit stemmt die Stadt den Hauptteil des Flüchtlingszustroms in Potsdam-Mittelmark.
In unmittelbarer Nähe zu den Flüchtlingswohnheimen befindet sich der Campus der Hoffbauer-Stiftung in Kleinmachnow mit Gymnasium, Grundschule und Kita. Mehr Fahrraddiebstähle? Stiftungssprecherin Heidrun Spengler widerspricht auf PNN-Anfrage. Überhaupt, einen Zusammenhang von Fahrraddiebstählen mit dem Asylbewerberheim zu suchen sei perfide, so Spengler.
Zwei Jugendliche fahren die Potsdamer Straße entlang, Richtung Kaufland. Auf die Frage, ob in Teltow in letzter Zeit mehr Fahrräder gestohlen wurden, wissen sie keine Antwort, zucken mit den Schultern. Fahrräder würden doch dauernd geklaut, so einer der Jugendlichen. Beide fahren weiter. Eine Mitarbeiterin an der Esso-Tankstelle direkt gegenüber dem Wohnheim hat gehört, dass mehr Räder verschwinden würden. Dass das mit den Asylbewerbern zu tun habe, glaube sie nicht.
Fahrrad wurde in Berlin, nicht in Teltow geklaut
Ein älteres Ehepaar spaziert Richtung Liebigplatz. Beide wohnen im Viertel direkt hinter den Wohnheimen. Sie haben noch nichts von vermehrten Fahrraddiebstählen gehört. Als sie mal mit dem Rad in Berlin waren, sei es gestohlen worden, so die Frau. Sie sei nur kurz ins Geschäft gegangen, da war es weg.
In Teltow schläft die Polizei offenbar nicht, ständig stehe man mit den Verantwortungsträgern der Asylunterkunft in Kontakt, so Ingrid Schwarz von der Polizeiinspektion Potsdam. „Ebenso gibt es einen ständigen Informationsaustausch mit der Kommune Teltow und den weiteren zuständigen Behörden.“ Für die Polizei sei nicht ersichtlich, dass sich „in oder wegen der Standorte der Asylunterkünfte Krimininalitätsschwerpunkte entwickelten und entwickeln“.
Mehr Fahrraddiebstahl - aber im gesamten Gebiet der Polizeiinspektion
Auch die Kriminalitätsstatistik gebe eine solche Bewertung nicht her. Eine Statistik der Flüchtlingskriminalität werde nicht geführt. Die Zahlen für das erste Halbjahr 2014 im Vergleich zum Vorjahreshalbjahr zeigten aber, dass in den meisten Kriminalitätsfeldern sogar ein Rückgang zu verzeichnen sei. „Lediglich im Bereich der Fahrraddiebstähle ist eine Zunahme erkennbar“, räumt Schwarz ein. Deren Zahl sei von 153 auf 256 drastisch gestiegen. Das Phänomen gebe es allerdings im gesamten Bereich der Polizeiinspektion, sagt Schwarz.
Die Ladendiebstähle sind laut Polizei im Halbjahresvergleich sogar deutlich zurückgegangen – von 96 auf 61. Bei Kaufland in der Potsdamer Straße erkennt man weder eine Zunahme noch einen Rückgang. Zu der Thematik mache das Unternehmen keine Aussage, sagte Kaufland-Sprecherin Christine Axtmann den PNN, und es werde diesbezüglich auch keine Statistik geführt.
Weniger Autos werden geklaut
Auf dem Parkplatz vor dem Supermarkt herrscht reger Betrieb. Eifrig schieben Kunden ihre vollen Einkaufswagen zu ihren Autos. Ein junges Elternpaar belädt den Kofferraum mit dem Wochenendeinkauf. Ob ihnen Konflikte im Umfeld der Flüchtlingsheime bekannt geworden seien? Fragende Gesichter und eine kurze Antwort: Nein. Die Polizei hat auch bei Diebstählen aus Autos einen Rückgang registriert: 289 statt 467 waren es im Halbjahresvergleich. Autos wurden 69 gestohlen, im ersten Halbjahr 2013 waren es 66.
Einmal gab es tatsächlich einen Zwischenfall, sagt die Frau an der Esso-Tankstelle: Im November hatte ein 24-jähriger Libyer versucht, die Tankstelle anzuzünden. Grund war offenbar ein Päckchen Zigaretten, das er sich nicht leisten konnte. Der Asylbewerber kam nicht aus Teltow, sondern aus Sachsen und hätte das Bundesland nicht verlassen dürfen. Für die Polizei handelt es sich so oder so um einen Einzelfall.
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