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Blühende Gärten. Beim 11. Tag der offenen Höfe in Teltow konnten Besucher in aller Ruhe die Altstadt besichtigen – wie das Mattauschhaus in der Alten Potsdamer Straße.
© K. Graulich

Teltow: Idylle hinter Altstadttoren

Beim Blick in Teltows Höfe entdecken Besucher erstaunliche Vielfalt – und tolle Erinnerungsstücke.

Teltow - Margot schlummert in ihrer Hütte. Nur manchmal linst sie mit einem Auge nach draußen, wo Besucher sich am Zaun die Köpfe verrenken, um das Hängebauchschwein zu sehen. Auch die Hühner nebenan quittieren mit stoischer Gelassenheit, dass an diesem Augustsonntag immer wieder Leute über den Hof in der Ritterstraße 1 schlendern.

Es ist der 11. Tag der offenen Höfe in Teltow und das sonnige Wetter bescherte der Altstadt am gestrigen Sonntag wieder zahlreiche Besucher, die auf rund 20 Höfen nicht nur die Artenvielfalt an Pflanzen und Bäumen bestaunten, sondern auch Exoten wie Margot. Die Sau wiegt rund 60 Kilogramm und hat das erste Lebensjahrzehnt bereits hinter sich, weshalb die ganze Aufregung sie nicht mehr anficht – im Gegensatz zu Frauchen Manuela Paletta. Sie ist die Organisatorin des Höfetags, den sie gemeinsam mit Bürgermeister Thomas Schmidt um 13 Uhr auf der Rathaustreppe eröffnete.

Rings um den Marktplatz war ein Spezialitätenmarkt aufgebaut mit Händlern, die geräucherten Fisch, Bienenhonig, Produkte einer Staußenfarm und frisch Gezapftes anboten. Auf dem Rathausinnenhof, dicht umdrängt der Stand von Kräuter-Heidi aus Ferch. Nicht nur Pflanzen der heimischen Kräuterwelt gab es hier zu kaufen, sondern auch marokkanische Minze, ebenso verschiedene Basilikum- und Salbeisorten.

Nur ein paar Meter weiter in der Ritterstraße 33 plätscherte im Hof ein Springbrunnen und ganz hinten vor einem gelben Zirkuswagen trippelten Haubenhühner aufgeregt durchs Gatter. Immer wieder schüttelten sie ihre Haubenköpfe. Vor allem die Damenwelt war entzückt. „Richtig schick sind die“, staunte eine Frau und rief ihrer Tochter zu: „Merk dir mal die Farbtöne Kupfer und Schwarz“. Auch die Tochter war von dem kecken Federvieh angetan, weil die cool wie „Punkies“ aussehen würden.

Die meisten Besucher flanierten von Hof zu Hof und neben interessanten Gartenwelten, kleinen Kunstausstellungen, leckeren Gaumenfreuden und Livemusik gab es auch manchen Einblick in die Sanierungsgeschichte der Altstadt. Auch witzige Dekoideen gab es in vielen Höfen zu entdecken. Da wurden alte Stühle mit Moos bepflanzt, ausrangierte Eisengitter drapierten Mauerwände und ein altes Motorrad mit russischen Schriftzeichen, das an einer Werkstattdecke hing, zog Blicke auf sich. „Überall Krempel“, schnaufte ein älterer Herr, der Mühe hatte, seiner quirligen Gattin zu folgen. Lieber ließ er sich in den Stuhl fallen, der vor ihm stand und rief ihr nach: „Aber die ham hier sogar Musike“. Tauchschemel hieß die Band, die Folk und mittelalterliche Musik spielte. Auch Jazzmusik war an diesem Nachmittag zu hören, gespielt von der Kleinmachnower Band 4friends und in der Andreaskirche gab es gleich zwei Orgelkonzerte, darunter eines für Kinder.

Gelegenheit zum Stöbern in alten Sachen bot sich auf fast allen Höfen. Angeboten wurden meist alte Bücher und Schallplatten. Im Steinweg 4 hatten die Bewohner einen kleinen Flohmarkt aufgebaut. Auch alte Möbel waren im Angebot, darunter Stühle, Kommoden und ein gusseisernes Öfchen. „So was hatten wir früher auch in unserem Laden“, freute sich eine ältere Dame. Manchmal hätten sie im Winter eine Pfanne daraufgestellt und Brotscheiben darin geröstet. „War nach dem Krieg“, sagte sie, „gab ja damals nicht viel“. 

Kirsten Graulich

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