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Unter der Templiner Straße wurde Phenol entdeckt. So einfach wie erhofft wird die Sanierung nicht.
© A. Klaer

Templiner Straße zwischen Potsdam und Caputh: Gift unter den Betonplatten

Die Templiner Straße muss saniert werden. Doch die Vorplanung verzögert sich wegen eines unerwarteten Problems.

Schwielowsee/Potsdam - Böse Überraschung auf der Templiner Straße zwischen Potsdam und Caputh: Bei Voruntersuchungen für die geplante Sanierung ist festgestellt worden, dass das alte Baumaterial teilweise mit Phenol verseucht ist. Da sich die völlig marode Straße in der Trinkwasserschutzzone des Potsdamer Wasserwerks in der Leipziger Straße befindet, müsse über die Vorplanung neu nachgedacht werden, sagte Thomas Schenke vom zuständigen Fachbereich des Potsdamer Rathauses auf PNN-Anfrage. Die Planung sollte an sich schon im März abgeschlossen werden, werde nun aber erst Anfang September fertig.

Wie man mit der giftigen Hinterlassenschaft umgeht, könne erst entschieden werden, wenn ein hydrologisches Gutachten vorliegt – dadurch kämen die Verzögerungen zustande. Fakt sei schon jetzt, dass man das günstigste und in diesem Fall bevorzugte Bauverfahren zumindest nicht durchgängig anwenden könne, so Schenke weiter: Ursprünglich sei geplant gewesen, die alten Betonplatten zu zerfräsen und mit weiterem Recyclingmaterial gleich als Unterbau für die Straße zu verwenden. Die Wiederverwendung berge jedoch die Gefahr, dass „Schadstoffe an den Bruchkanten ausgespült und in den Untergrund und schließlich ins Grundwasser gelangen“, sagte Schenke.

Wie gelangte das Gift in die Straße?

Phenol wird vor allem als Ausgangsstoff zur Herstellung von Kunststoffen verwendet und ist ein Nervengift. Für Trinkwasser gilt ein Grenzwert von 0,0005 Milligramm pro Liter. Wie es in die Straße gelangte, ist nicht abschließend geklärt. Voraussichtlich müssen die Fahrbahn nun in vielen Bereichen völlig neu aufgebaut und die alten Betonplatten fachgerecht entsorgt werden, so Schenke. Außerdem werde darüber nachgedacht, die Betonschicht „zu überbauen“. Entschieden werde aber erst, wenn genauere Erkenntnisse zur Phenolbelastung vorliegen.

Schenke geht dennoch davon aus, dass die anvisierten Baukosten von drei Millionen Euro zumindest nicht massiv steigen werden. „An zehn Prozent Mehrkosten wird die geplante Sanierung dann wohl auch nicht scheitern“, so Schenke. Auch am Zeitplan wolle man möglichst festhalten, der eine Sanierung in zwei Bauabschnitten in den Jahren 2016 und 2017 vorsieht. Die Straße soll dabei etwas breiter, einige der Kurven etwas abgeflacht werden. Der daneben verlaufende Radweg könne größtenteils bleiben, wie er ist.

Keine Gefahr für das Grundwasser

Die rissige Betonplattenpiste ist schon 1958 gebaut worden. Schenke nimmt an, dass die Phenolbelastung etwas mit dem Ölpapier zu tun hat, das unter den Betonplatten zum besseren Abbinden ausgelegt wurde. Da Öl und Bitumen in der DDR knapp waren, seien Straßen häufig auch aus Betonplatten gebaut worden, die am Bauplatz gegossen wurden. Von der Straße, wie sie jetzt besteht, gehe keine Gefahr für das Grundwasser aus, betonte Schenke auf Nachfrage.

Um die Finanzierung war jahrelang gerungen worden. Die Templiner Straße liegt komplett auf Potsdamer Gemarkung, wobei das Potsdamer Rathaus eine Kostenteilung mit Schwielowsee angeregt hatte, um die Erneuerung zu beschleunigen. Schließlich sagte das Infrastrukturministerium zu, die Hälfte der Baukosten zu zahlen, von den Restkosten soll Potsdam nun 70 Prozent und Schwielowsee 30 Prozent bezahlen, so ein Kompromiss, auf den man sich einigte.

Templiner Straße muss für Bauzeit gesperrt werden

„Das ist jetzt die Stunde der Fachleute“, sagte Schwielowsees Bürgermeisterin Kerstin Hoppe (CDU) am Dienstag zu der neuen Sachlage. Für die Gemeinde sei es wichtig, bald Klarheit besonders über den zeitlichen Ablauf der Sanierung zu bekommen. Denn die Straße muss für die Bauzeit für Kraftfahrzeuge gesperrt bleiben, nur Anlieger werden von Caputh oder von Potsdam aus das Forsthaus Templin erreichen, wo voraussichtlich die beiden Bauabschnitte geteilt werden.

Hoppe hatte beim Potsdamer Rathaus angefragt, als es im Frühjahr nicht zu den vereinbarten Planungsrunden gekommen war. Es sei schnell und freundlich reagiert worden. Sie hoffe, dass nun wie zugesagt Anfang September die Vorplanung gemeinsam abgestimmt werden kann und dann die Fördermittel beantragt werden können. „Wir brauchen Sicherheit, auch für unsere Haushaltsplanung. Und wir müssen den Busverkehr für die Bauzeit abstimmen“, so die Bürgermeisterin. Bei ihrer Sitzung heute Abend will Hoppe die Gemeindevertreter über die neue Situation informieren.

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