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Sascha Korn
© S. Schuster

Rechtsrocker will Bison-Zucht in Ruhlsdorf aufbauen: Gefühltes Unbehagen

Der Rechtsrocker Sacha Korn plant in Teltow eine Bison-Zucht. Jetzt holt ihn die Vergangenheit ein.

Teltow - Einen Moment lang ist er sprachlos, dann bricht sich seine Wut bahn: „Die Sache ist längst abgegessen, unnötig, neues Öl ins Feuer zu gießen“, erklärt Sacha Korn. Nachdem bekannt geworden war, dass der Liedermacher und Sänger plant, hinter dem Anwesen seiner Familie im Teltower Ortsteil Ruhlsdorf eine Bison-Zucht zu betreiben (die PNN berichteten), kochen in sozialen Netzwerken die Emotionen hoch. Dem gelernten Betriebswirt wird eine Nähe zur rechtsextremen Szene nachgesagt. Doch Korn will sich nicht in diese Ecke drängen lassen. „Es ist immer wieder dasselbe“, sagt er. Seit Jahren müsse er sich den immer selben Fragen stellen, dabei sei an Fakten nichts Neues hinzugekommen.

Vor drei Jahren hatte der 40-Jährige gegen einen Eintrag in den Verfassungsschutzbericht geklagt. Damals wurde ihm vorgeworfen, bei einer NPD-Veranstaltung in Eberswalde/Finowfurt aufgetreten zu sein. Das Konzert, sagt Korn, fand nie statt. Er klagte, es kam zu einem Vergleich – und letztlich wurde er aus dem Verfassungsschutzbericht gestrichen. Der Mobilen Beratung gegen Rechtsextremismus Berlin (MBR) ist Korn seit 2011 bekannt. Damals tauchten einige Lieder auf einer NPD-Schulhof-CD auf. Korn betonte, dass er davon keine Kenntnis hatte. Die Rechte seien von seinem nordamerikanischen Management vergeben worden, erklärt er. Nach dem Aufschrei in der Öffentlichkeit habe er sich mit dem Management darauf verständigt, „keine Deals mehr ohne Abstimmung zu unterschreiben“.

Texte zu 100 Prozent "politisch unkorrekt"

Dass seine Texte nicht überall gut ankommen, weiß er. Sie seien zu 100 Prozent „politisch unkorrekt“, schreibt er auf seiner Homepage. Aber, „auch andere Bands wie die Toten Hosen machen gesellschaftskritische Texte“. Das aber störe niemanden. Die MBR sieht das anders: „Er bewegt sich bewusst im Graubereich zwischen rechts und rechtsextrem“, sagt Bianca Klose.

„Offensichtlich hat er aber keine Berührungsängste zur organisierten Neonazi-Szene.“ So stellte er sich als Model für den Modekatalog der Marke „Fourth Time“ zur Verfügung – einer Marke, deren Hemden und textile Produkte in subtiler Weise Symbole und Kennzeichen in rechtsextremistischem Kontext zeigen, wie eine Sprecherin des Mobilen Beratungsteams Brandenburg sagt. „Alles Quatsch“, dementiert Korn. Er verfolge keine politische Botschaft. Vor einigen Jahren sei ihm von ein paar Leuten angeboten worden, für das Label zu werben. „Musikklamotten“ – er habe gedacht, das passt.

Szene in Teltow eher unauffällig

Anlass zur Sorge, dass sich in Teltow eine rechtsextreme Szene etablieren könnte, gibt es nach Ansicht der Mitarbeiterin des Mobilen Beratungsteams nicht. Die Szene in Teltow sei eher unauffällig. Vor Jahren habe es in der Altstadt mal einen Laden gegeben, in dem Devotionalien verkauft worden seien. Heute gebe es aber weder einen NPD-Ortsverein noch eine entsprechende Struktur. Das sieht auch Berndt Längrich so. „Vor Zeiten gab es mal einige Leute, die waren rechtslastig“, sagt der Ruhlsdorfer Ortsvorsteher. Deren Zahl sei jedoch in den vergangenen Jahren deutlich gesunken. Längrich erfuhr von Korns Vergangenheit aus Reihen der Linken, irgendwo sei mal ein Konzert nicht zustande gekommen, hörte er. Das bestätigt Klose: „Mehrere Konzerte in Berlin und Brandenburg wurden durch zivilgesellschaftliche Proteste verhindert.“ Konkreteres wurde bislang an den Ortsvorsteher nicht herangetragen. Auch in der Teltower Stadtverwaltung sei nichts „aktenkundig“, teilt Stadtsprecherin Andrea Neumann mit. Ebenso seien in den kommunalen Gremien im Zuge der Beratungen zu seinem Antrag keine derartigen Fragestellungen aufgetaucht. Ein gewisses Unbehagen macht sich dennoch breit, sagt Längrich.

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