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Die Turnhalle des Wolkenberg-Gymnasiums musste für die Flüchtlinge geräumt werden. Das Provisorium wird voraussichtlich bis zum Jahresende benötigt.
© Andreas Klaer

Flüchtlingsunterkunft in Michendorf: Flüchtlinge kommen ab 11. Juni

100 Flüchtlinge sollen in den kommenden Tagen in einer Schul-Turnhalle in Michendorf untergebracht werden. Am 3. Juni gibt es eine Info-Veranstaltung dazu.

Michendorf - Die Michendorfer AG Flüchtlinge hat Einwohner aufgerufen, die Asylbewerber willkommen zu heißen. In einer Mitteilung ruft sie dazu auf, am 3. Juni um 19 Uhr zur Informationsveranstaltung im Gemeindezentrum „Apfelbaum“ zu kommen. Dort will das Landratsamt über die Entwicklungen informieren. Wie berichtet sollen 100 Flüchtlinge in der Turnhalle des Michendorfer Gymnasiums unterkommen, Sportvereine und Schüler können die Halle seit Montag nicht mehr nutzen.

„Zeigen Sie, dass Michendorf seine neuen Nachbarn willkommen heißt und dass Verständnis für die Situation der Flüchtlinge und unser positiver Unterstützungswille die Bedenken und den Ärger überwiegen“, heißt es in einer Mitteilung der AG. Sie war erst vor vier Monaten auf Initiative der Grünen gegründet worden, um – im Vorgriff möglicher Zwangszuweisungen – Wohnungen für drei bis vier Flüchtlingsfamilien in Michendorf bereitzustellen, so AG-Sprecher Günther Schiemann gegenüber den PNN. Aufgrund der überraschenden Entwicklung hat sich die AG am Samstag zur Sondersitzung getroffen und Aktionen vorbereitet. Inzwischen gebe es erste Anfragen von Bürgern, die den Flüchtlingen helfen wollen.

Bürgermeister hat erst vor wenigen Tagen davon erfahren

Michendorfs Bürgermeister Reinhard Mirbach (CDU) bestätigte, dass man an sich sobald wie möglich Flüchtlingsunterkünfte in kommunalen Wohnungen bereitstellen wollte. Davon, dass ab dieser Woche die Turnhalle als Notunterkunft gebraucht wird, habe er letzten Donnerstag erfahren. Könnten die Vereine noch – mit gewissen Einschränkungen – in drei andere Sporthallen der Gemeinde ausweichen, sei das für die Schule nicht möglich.

„Jeder kennt die Bürgerkriegsbilder aus den Nachrichten. Das ist alles nicht so weit weg und wird jetzt auch bei uns spürbar“, sagte Mirbach gegenüber den PNN. Handlungsbedarf auf Bundesebene sieht er bei Asylbewerbern aus dem Westbalkan, die keine Aussicht auf Asyl in Deutschland haben. „Das Problem sollte nicht auf dem Rücken der Kommunen ausgetragen werden.“

Auch Gemeinschaftsräume sollen in Turnhalle entstehen

Mirbach hofft, dass die Turnhalle nicht wie angekündigt, bis zum Jahresende benötigt wird, sondern nach der Sommerpause wieder bereitsteht. Das stellte das Landratsamt am Montag erneut in Aussicht: Man werde alles daran setzen, die Halle mit Schuljahresbeginn für Sportunterricht und Vereine wieder zur Verfügung zu stellen, sagte die Sprecherin des Landratsamtes, Andrea Metzler.

Laut Metzler werden die ersten 30 Asylbewerber am 11. Juni in Michendorf ankommen. Die Zweifeld-Turnhalle werde auf eine Dreifeld-Halle umgerüstet, sodass Familien, Frauen und Männer getrennt untergebracht werden können – insgesamt 100 Menschen. Auch Gemeinschaftsräume und Küchen sollen eingerichtet werden. „Weiterhin erfolgt eine räumliche Trennung der Turnhalle vom Schulgebäude durch einen provisorischen Zaun.“

Landkreis im Zugzwang

Metzler warb bei den Michendorfern um Verständnis: „Diese Maßnahme ist notwendig, um den ungebrochenen Zustrom von Flüchtlingen und Asylbewerbern zu bewältigen.“ Im Landkreis sei mit einer Zuweisung von 800 Flüchtlingen in diesem Jahr gerechnet worden, nun sollen 1162 Asylbewerber zugewiesen werden. Womöglich werde sich die Zahl erneut erhöhen. „Daraus lässt sich erkennen, in welchem Zugzwang der Landkreis ist.“

Im Vorfeld der morgigen Bürgerversammlung habe der Landkreis eine Sicherheitskonferenz einberufen, an der alle relevanten Behörden wie Polizei, Ordnungsamt, Sicherheitsdienst und Sozialarbeiter teilnehmen. „Diese Sicherheitskonferenzen werden in regelmäßigen Abständen in allen Orten mit Übergangswohnheimen durchgeführt“, so Metzler.

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