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Rede und Antwort. Werders Bürgermeisterin Manuela Saß (CDU) verteidigte vor rund 200 Werderanern im voll besetzten Scala-Kino den Thermenausbau.
© O. Kummel

Blütentherme Werder: Fertig bauen oder abreißen

Werderaner Stadtpolitiker diskutierten vor 350 Interessierten im Scala-Kino über die Mehrkosten in Millionenhöhe für die Blütentherme und den Alternativvorschlag der Initiative „StadtMitGestalter“.

Werder (Havel) - Wofür genau werden die 30 Millionen Euro zum Weiterbau der Blütentherme gebraucht? Diese Frage und das damit verbundene Misstrauen schwebte am Donnerstagabend bis zum Schluss im Raum, als sich Werders Bürgermeisterin Manuela Saß (CDU) der Diskussion mit Vertretern der Opposition sowie den rund 200 Besuchern im überfüllten Scala-Kino stellte.

Eine Frage, auf die Saß jedoch keine Antwort geben konnte, da das Verfahren mit dem neuen Betreiber, mit dem bald ein Vertrag geschlossen werden soll, noch laufe. „Das ist mein Dilemma: Erst wenn unsere Anwälte das Okay geben, kann ich Ihnen die Details liefern“, so Saß. Anders als im Fall des ersten Partners, der Kristall Bäder AG, von der sich die Stadt nach langwierigem Streit getrennt hatte, solle danach aber absolute Transparenz herrschen, gelobte Saß: „Dann können die Bürger sehen, dass wir verantwortungsbewusst mit dem Geld umgehen und es nicht zum Fenster rauswerfen.“ Mit dem Weiterbau der Blütentherme, der seit 2014 ruht, soll noch in diesem Jahr begonnen werden, eine Fertigstellung werde aber nicht vor 2020 erfolgen, so Saß.

"Ohne Schnickschnack drumherum“

Die Vertreter der anderen Parteien, die ebenfalls auf dem Podium saßen, kündigten an, wie ihre Fraktion bei der nächsten Stadtverordnetenversammlung über die 30 Millionen Euro abstimmen würden, die zur Vollendung der halbfertigen Therme verwendet werden sollen. „Wir werden dagegen stimmen“, sagte die Vorsitzende der SPD-Fraktion, Anja Spiegel. Man bleibe dabei, die Therme in kleinerer Form „ohne Schnickschnack drumherum“ fertig bauen zu wollen, also ohne die geplante Seesauna und den erweiterten Familien- und Wellness-Bereich.

„Das dafür angesparte Geld ist in den vergangenen Jahren nicht investiert worden“, sagte Spiegel und meinte damit vor allem die in Werder benötigten Kitas und Schulen. Außerdem bezweifelte sie, ebenso wie viele Anwesende, dass es bei den 30 Millionen bleiben werde. Saß widersprach: Der Doppelhaushalt 2018/19 sei mit rund 100 Millionen Euro solide aufgestellt, keine Schulen oder Kitas hätten wegen der Therme gestrichen werden müssen. Zu der Podiumsdiskussion geladen hatte die kürzlich gegründete Bürgerinitiative „StadtMitGestalter“, die einen Alternativ-Vorschlag für die Gestaltung der Havelauen eingebracht hatte. Dieser sieht den Abriss der Therme und stattdessen die Errichtung eines Parks mit Spielplätzen, einer Gartensiedlung, zwei Schulen, einer Sporthalle, einem Sportplatz und einer kleinen Schwimmhalle mit Sauna für den Schul- und Vereinssport vor. „Das Ganze würde rund 28 Millionen Euro kosten, davon neun Millionen für die Schwimmhalle“, sagte Elmar Schlenke von der Bürgerinitiative. „Für den Abriss der Therme haben wir etwa zwei Millionen Euro kalkuliert.“ Ihre Pläne begründete die Initiative vor allem mit den steigenden Einwohnerzahlen in Werder, zu denen viele junge Familien mit Kindern zählen.

„Man sollte dem schlechten Geld kein gutes Geld hinterherwerfen"

Der Alternativ-Vorschlag erhielt von Teilen des Publikums viel Applaus. Auch Markus Altmann, Fraktionsvorsitzender der Grünen, sprach sich dafür aus: „Man sollte dem schlechten Geld kein gutes Geld hinterherwerfen“, so Altmann. Bereits jetzt hat die Stadt Werder in die Blütentherme, deren Bau 2011 begonnen hatte, rund 21 Millionen Euro investiert. Insgesamt würde die Blütentherme also rund 50 Millionen Euro kosten. Peter Hinze, Fraktionsvorsitzender der Linken, zeigte zwar Sympathie für die Alternative, befürchtete aber, dass das Projekt dadurch nur weiter verzögert würde. Genau wie die SPD will die Linke gegen die 30 Millionen Euro für die Blütentherme stimmen und befürwortet eine abgespeckte Version der Therme.

Klare Ablehnung gegen die Alternative zeigten Sigmar Wilhelm vom Bündnis Freie Bürger und Peter Kreilinger von der CDU, der das Ganze als „Milchmädchenrechnung“ bezeichnete: „In dem Entwurf sind ein bis zwei Hektar private Grundstücke überplant worden, die Grunderwerbskosten müssten in der Rechnung auch auftauchen.“ Kreilinger schätzte, dass die Alternative etwa doppelt so teuer würde wie geplant. Die Blütentherme hingegen würde Attraktivität für Werder bringen und wirtschaftlich zu betreiben sein.

Daran zweifelte Ludwig Zimmermann vom Bund der Steuerzahler: „Wir haben das Projekt von Anfang an kritisiert, weil die Bäderlandschaft in Brandenburg bereits gesättigt ist. Um eine Therme dieser Größe wirtschaftlich betreiben zu können, braucht man ein Einzugsgebiet von 800 000 Einwohnern.“ Dietmar Schulze, Rentner aus Werder, äußerte ähnliche Bedenken an der Wirtschaftlichkeit und befürchtete hohe Eintrittspreise: „Wenn ich mit meiner Frau und meinen zwei Enkeln einen Tag lang ins Potsdamer blu gehe, lege ich schon 120 Euro auf den Tisch – das kann ich mir vielleicht einmal im Halbjahr leisten.“ Saß hingegen betonte, dass die Preise in der fertigen Blütentherme eher ein wenig günstiger als im blu (dessen Bau rund 40 Millionen Euro gekostet hat) ausfallen würden.

Neben kritischen Stimmen aus dem Publikum meldeten sich auch viele, die für den Weiterbau der Blütentherme sind: „Alle Investoren und Wohnungskäufer haben darauf gebaut, dass diese Therme entsteht“, sagte eine Unternehmerin aus Werder. „Ich bin unter anderem wegen der Therme in die Havelauen gezogen und freue mich, dass es endlich weitergeht“, sagte eine andere Anwohnerin.

Vielen ging es nicht nur um die Frage, ob die Therme nun gebaut werden soll oder nicht. Sondern darum, dass Fehler der Vergangenheit wiederholt und das Verfahren transparenter gemacht werde: „Es hat damals Warnungen von Seiten der Bürger gegeben, sich nicht mit der Kristall Bäder AG einzulassen“, erinnerte ein Anwohner. „Genau wie damals vertraut man auf einen privaten Investor – welche Garantie haben wir, dass dieser sich an die Vorgaben hält?“ Vielfach wurde kritisiert, dass das ursprüngliche Verfahren zur Blütentherme undurchsichtig gewesen sei, es keine frühzeitige Bürgerbeteiligung gegeben habe. „Ich möchte diese Therme nach wie vor gerne haben“ , sagte die Anwohnerin Ulrike Hegemann. „Aber vor allem möchte ich Vertrauen.“ 

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