Waldbrand bei Fichtenwalde: Die Helfer halten durch
Noch immer dauern die Löscharbeiten bei Fichtenwalde an. Der Brand ist unter Kontrolle. Allerdings können von Glutnestern weiter Gefahren ausgehen.
Fichtenwalde - Der Rauch zieht am Freitagmittag noch immer in dichten Schwaden über den Waldboden bei Fichtenwalde. Dutzende Feuerwehrleute stehen am Europaradweg, der eine Schneise zwischen dem Brandort und den Wohnhäusern bildet. Ein Räumpanzer wühlt den Waldboden in einigen Schneisen auf, anschließend fährt der Löschpanzer hindurch. „Für uns heißt es jetzt: Durchhalten und durchbeißen“, sagt der Werderaner Feuerwehrmann Ronny Seiler den PNN.
Durch die Nähe zur Autobahn seien die Werderaner am Donnerstagmittag die ersten Feuerwehrleute vor Ort gewesen, mit fünf Wagen und 28 Kameraden. „Bis Mitternacht waren wir im Einsatz, und ich bin seit sieben Uhr morgens wieder hier“, sagt Seiler. Natürlich sei der Einsatz hart, der Waldboden ist knochentrocken und die Hitze von 34 Grad macht den Kameraden zu schaffen. Zudem ist der Brand am Mittag zwar unter Kontrolle, es gibt aber überall qualmende Glutnester am Waldboden, aus denen wieder Flammen schlagen könnten. „Der Landkreis sorgt aber gut für uns“, so der Werderaner.
1000 Feuerwehrleute aus ganz Brandenburg im Einsatz
Kistenweise stehen Wasserflaschen für die insgesamt 250 gleichzeitig im Einsatz befindlichen Feuerwehrleute bereit. Insgesamt waren von Donnerstag bis Freitagabend etwa tausend Feuerwehrleute aus ganz Brandenburg im Einsatz, dazu kamen viele Bauern, die mit Tankwagen Wasser angefahren haben, was dann in die Feuerwehrautos umgepumpt wurde. Das Technische Hilfswerk hat eine kilometerlange Wasserleitung zwischen dem Schwielowsee und dem Brandort gelegt. Die Bundeswehr half mit einem Hubschrauber, der aber gegen 16.30 Uhr abgezogen werden konnte. Am Freitagabend sollte neues Benzin aus Rostock in Klaistow eintreffen. Das Deutsche Rote Kreuz war auch mit mehreren Rettungswagen beim Einsatzkommando in Klaistow stationiert. In den Wagen musste bis Freitagnachmittag jedoch kein Verletzter behandelt werden, mehrere Feuerwehrleute erlitten laut Kreissprecher Kai-Uwe Schwinzert aber Schwächeanfälle und wurden versorgt.
Da der Waldboden munitionsbelastet ist, kamen in der Nacht ein Berge- und ein Löschpanzer von einer Spezialfahrzeugfirma aus Sachsen-Anhalt nach Fichtenwalde. „Mit dem Bergepanzer reißen wir den Waldboden auf, sodass das Feuer sich auf der blanken Erde nicht mehr weiterfressen kann. Der Löschpanzer benässt anschließend die frei gewordenen Schneisen“, sagt ein Firmenmitarbeiter.
„Problematisch ist, dass es neben diesem Brand und dem bei Jüterbog noch einen Feldbrand im Hohen Fläming in Reetz gibt“
Kai-Uwe Schwinzert zufolge soll so der ganze Wald in kleinere Vierecke aufgeteilt werden, damit die Feuerwehr anschließend Stück für Stück die Glutnester löschen kann. Der Kreissprecher geht davon aus, dass die Löscharbeiten auch am heutigen Samstag andauern werden. Wann die Autobahn 9, von der aus die Bundespolizei mit einem Wasserwerfer den Brand löscht, auch in Fahrtrichtung Leipzig wieder freigegeben werden kann, stand bis Redaktionsschluss noch nicht fest. „Problematisch ist, dass es neben diesem Brand und dem bei Jüterbog noch einen Feldbrand im Hohen Fläming in Reetz gibt“, so Schwinzert. Langsam würden deshalb die Kapazitäten knapp.
Im Ort Fichtenwalde selbst mit seinen derzeit 2926 Einwohnern liegt am Freitag noch ein leichter Rauchgeruch in der Luft. Von Aufregung ist aber nichts zu spüren, die Straßen sind leer. Klaus Storbeck, der seit 1943 im Ort wohnt, ist mit dem Rad extra an die Brandstelle gefahren, um sich ein Bild zu machen. „Ich wohne nur drei Querstraßen vom Waldrand entfernt, da hat es besonders am Nachmittag schon ordentlich gequalmt, bis der Wind leicht gedreht hat“, so der 78-Jährige. Am Abend sei die Polizei durch die beiden Straßen zwischen ihm und dem Waldrand gefahren und habe die Einwohner noch einmal gebeten, sich auf eine Evakuation vorzubereiten. „Meine Frau hat dann auch Dokumente und Arzneien eingepackt, aber ich bin ruhig geblieben. Das ist hier nicht mein erster Waldbrand“, so Storbeck.
„Uns gegenüber wohnt der Ortswehrführer. Da meinte ich zu meiner Frau nur, dass der schon dafür sorgen wird, das nichts passiert.“
1976 sei er bei einem starken Brand selbst bei den Löschtruppen dabei gewesen, als sich das Feuer von Seddin aus über die Autobahn ausgebreitet hat. Doch vor Fichtenwalde habe man es aufhalten können. Daran, dass das auch jetzt gelingt, hatte er keinen Zweifel. „Uns gegenüber wohnt der Ortswehrführer. Da meinte ich zu meiner Frau nur, dass der schon dafür sorgen wird, das nichts passiert.“ Durch die deutschlandweite Berichterstattung über den Brand hätten aber viele Bekannte angerufen, Freunde aus Ferch hätten auch Ersatzunterkünfte angeboten. Nutzen mussten die Storbecks dies nicht. Gegen 23 Uhr wurde entscheiden, den Ort nicht zu evakuieren.
Von großer Hilfsbereitschaft berichtet auch der Beelitzer Bürgermeister Bernhard Knuth (Bürgerbündnis). „Bei uns haben sehr viele Bürger angerufen, die eine Unterkunft für Betroffene angeboten haben. Auch an die Feuerwache haben die Beelitzer Essen gebracht. Man spürt einfach, dass der Brand die Menschen betroffen gemacht hat.“ Er selbst habe gestern schon „ganz schön gezittert“ und habe kaum schlafen können, schließlich galt die Lage lange als kritisch. „Wir haben uns wegen der Stimmung in der Stadt auch entschieden, den Kunst- und Handwerkermarkt an diesem Wochenende abzusagen“, so Knuth. Die Händler hätten dafür alle Verständnis gezeigt. Da alle Beelitzer Ortsteile von Wald umgeben seien, wüssten einfach alle Bewohner, dass es sie so ein Waldbrand auch treffen könnte.
Besitzer des Klaistower Spargelhofes hofft auf Entwarnung
Der Bürgermeister dankte noch einmal ausdrücklich allen Ehrenamtlichen sowie der Einsatzleitung des Kreises, die die Situation vom Klaistower Spargelhof aus „völlig professionell“ gemanaget habe. Er selbst war an den Einsatzgesprächen beteiligt und froh, als er um 23 Uhr seiner etwa 20-köpfigen Bereitschaftscrew, die die Fichtenwalder in Sporthallen und auf Spargelhöfe gebracht hätte, Entwarnung geben konnte.
Auf Entwarnung hofft auch Ernst-August Winkelmann, Besitzer des Klaistower Spargelhofes, der durch die Sperrungen auf der Autobahn gestern kaum besucht war. Ihm gehören auch große Waldflächen um Klaistow und Fichtenwalde, er hatte sich daher am Europaradweg die Löscharbeiten angeschaut. „Wir können alle nur dankbar sein, dass wir so gute Feuerwehren mit so guter Technik haben“, so Winkelmann. Er glaubt, dass ab dem heutigen Samstag wieder normaler Betrieb auf seinem Hof möglich ist, da die A10 wieder freigegeben ist. Auf einem Teil des Parkplatzes bleibt jedoch die Einsatzzentrale.
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