Whisky-Produktion in Werder (Havel): Der erste Durchlauf hat geklappt
An Whisky aus Deutschland kommt kein Fachhandel mehr vorbei. Auch für Michael Schultz, der in Werder seinen Glina-Whisky brennt, läuft es gut. Und er hat noch weitere Pläne.
Werder (Havel) - Die große kupferne Brennblase steht schon in der neuen Destillerie, dahinter die silbern glänzenden Gärtanks. Ende des Monats soll die Produktion des Glina-Whiskys auf Schultz’ens Siedlerhof im Werderaner Ortsteil Elisabethhöhe in die neue Produktionshalle umziehen, in der sich die Produktion verzehnfachen soll. Direkt neben der neuen Halle wächst derzeit der Winterroggen, durch die große Glasfront kann man von der Brennblase direkt auf das Feld sehen. „Wir wollen die komplette Produktion vom Getreideanbau über das Maischen und Brennen bis zur Abfüllung aus dem Fass erlebbar machen“, sagt der Inhaber der Destillerie, Michael Schultz, den PNN.
Noch müssen Lichter eingebaut, ein paar Rohre verschweißt und Regale in den neuen Hofladen eingebaut werden, doch vor dem Beginn des Baumblütenfestes am 30. April soll die neue Produktionshalle für Whisky und Gin fertig sein, um Führungen für Besucher zu veranstalten. „Einen ersten Probelauf der Anlage haben wir schon für den Zoll gemacht, da hat alles funktioniert“, so Schultz. Da die Whiskyherstellung der Brandweinsteuer unterliegt, musste der Zoll die neue Anlage abnehmen.
Produktion soll auf 1000 Fässer pro Jahr steigen
Seit 2004 brennt Michael Schultz Whisky, angefangen hat es damals mit zwei Fässern. Die Getreidepreise waren niedrig, da war es naheliegend, die eigene Ernte auch selbst zu veredeln. Der erste „Glina“ wurde dann 2008 nach knapp vier Jahren Lagerzeit im Eichenfass abgefüllt und verkauft. Inzwischen ist die Produktion bei rund hundert Fässern im Jahr angelangt. Mehrere internationale Preise hat das Destillat bereits gewonnen. In der neuen Halle soll die Produktion auf bis zu 1000 Fässer pro Jahr gesteigert werden. Vier Mitarbeiter sollen sich dann um die bernsteinfarbene Spirituose kümmern.
Bundesweit nehme die Beliebtheit deutschen Whiskys zu, wie Hans-Gerhard Fink, Präsident des Verbandes Deutscher Whiskybrenner, den PNN sagt. „Eine Zeit lang wurden die deutschen Brenner belächelt. Inzwischen erlaubt es sich im Fachhandel niemand mehr, keinen deutschen Whisky zu führen“, so Fink. Zwar würden erst 0,2 Prozent des in Deutschland verkauften Whiskys aus heimischer Produktion stammen, die Tendenz sei aber stark steigend.
Alle Zutaten kommen aus Werder (Havel)
Im Regal des Hofladens von Michael Schultz findet man die Spirituose in unterschiedlichen Farb- und Geschmacksvarianten, je nachdem, ob es sich um Single Malt aus Sommergerste oder sogenannten Ray-Whisky aus Winterroggen handelt und was vor dem Whisky im Fass war. Beim Single Malt wird die Gerste vor dem Brennen zu Maische verarbeitet, also geschrotet und mit Wasser vermischt. Dabei wird Stärke durch Enzyme in Zucker umgewandelt, was auch dem Whisky eine leicht süßliche Note gibt. Etwa 80 Prozent der Glindower Produktion sei Whisky aus Gerste.
Der Roggen für den Ray-Whisky wird hingegen nicht gemaischt. „Das gibt dann einen Whisky mit brotig-kräftigem Geschmack“, so Michael Schultz. In den großen, gekühlten Tanks vergärt der Getreidebrei anschließend bei 20 bis 25 Grad Celsius. Wärmer dürfe es dem 44-Jährigen zufolge nicht werden. „Das ist wie beim Marmeladekochen: Wenn es zu heiß wird, gehen die ganzen Aromen raus.“
Bis auf die Fässer, die entweder bei einem Böttcher im Landkreis Oder-Spree hergestellt oder von Weingütern aus Bordeaux bezogen werden, kommen alle Zutaten aus Werder. Und auch das könnte sich in den kommenden Jahren verändern. „Wir haben erste Gespräche mit Katharina Lindicke geführt, um die Fässer vom Werderaner Wachtelberg für unseren Whisky zu testen“, so Schultz. Schließlich wurde der Regent von der DLG in diesem Jahr mit einer Goldmedaille ausgezeichnet, die Fässer würden sich dem Destillateur zufolge gut dafür eignen, dem heimischen Whisky noch ein paar kräftige Geschmacksnoten zu verpassen.
Glina-Whisky schon in Potsdamer Restaurants
Zeitgleich mit der Erhöhung der Produktion steigern Schultz’ens auch den Vermarktungsaufwand. Seit Kurzem gibt es ihren Whisky etwa im Potsdamer Q-Regio-Laden am Bassinplatz, mehrere Restaurants in Potsdam führen ihn inzwischen. Auch auf dem Siedlerhof, der jetzt wieder täglich geöffnet hat und etwa Spargel vom eigenen Feld anbietet, können die Whiskys getestet werden.
Den Verkauf ankurbeln soll auch der neue Hofladen im vorderen Teil der Produktionshalle, der deutlich größer und heller ist als der bisherige. Dort werden auch neue Kreationen angeboten: So haben Schultzes ihren Whisky einem Senf beigemischt, dessen Saaten um die Ecke im Fläming produziert werden. In Marmeladen und Gelees mit leichter Whisky-Note kann das Destillat sogar auf den Frühstückstisch.
Mehr Infos zum Glina-Whisky gibt es hier >>
Schultz’ens Siedlerhof, Karl-Liebknecht-Straße 17, 14542 Werder (Havel), geöffnet täglich von 10 bis 20 Uhr.
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