Werder (Havel): Blütentherme wird doppelt so teuer
Die Blütentherme soll noch einmal 17 Millionen Euro kosten, damit sie fertiggestellt werden kann. Nun sucht die Stadt Werder nach einem neuen Partner aus der Wirtschaft - trotz der bisherigen schlechten Erfahrungen. Wenn das nicht klappt, denkt die Stadt sogar über einen Eigenbetrieb nach.
Werder (Havel) – Es wird doppelt so teuer: Aus Werders Blütentherme ein attraktives Bad zu machen, wird genauso viel kosten, wie bislang in das Bad investiert wurde. Das Beratungsbüro Pro-Fund aus Hamburg hat im Auftrag des Rathauses einen weiteren Investitionsbedarf von rund 17 Millionen Euro ermittelt. Allein um den Badrohbau zu vollenden, seien nochmals rund 10 Millionen Euro erforderlich, sagte Pro-Fund-Geschäftsführer Paul Oppermann am Donnerstagabend im Badausschuss.
Mindestens weitere zwei Millionen würden für eine Panoramasauna im Zernsee benötigt, rund fünf Millionen Euro für einen Splashbereich, ein großes Außenbecken mit Kinderattraktionen. Oppermann hält diese zusätzlichen Attraktionen, womöglich auch noch ein Lido als Club-Außenbecken, für dringend erforderlich, um ausreichend Gäste anzuziehen und das Bad wirtschaftlich betreiben zu können.
Werder will sich sich erneut einen Partner aus der Wirtschaft suchen
In einem realistischen Szenario könne die Stadt mit jährlich 286 000 Besuchern rechnen, damit ließe sich das Bad auch ohne weitere Zuschüsse betreiben, sagte der Badberater, der bereits an zahlreichen Machbarkeitsstudien und Neukonzeptionen von deutschen Bädern beteiligt war. Diese Gästezahl wiederum ließe sich nur umsetzen, wenn das Bad mit attraktivem Konzept auch erfolgreich am Berliner Markt platziert werden kann, sagte Oppermann. Der frühere Projektpartner der Stadt, die Kristall Bäder AG, hatte mit 350 000 Gästen gerechnet. Zum Vergleich: Die Kristalltherme Ludwigsfelde hat jährlich rund 600 000 Gäste, die Steintherme in Bad Belzig 145 000.
Fakt scheint nach der Sitzung am Donnerstagabend, dass sich Werder trotz der schlechten Erfahrungen mit Kristall erneut einen Partner aus der Wirtschaft suchen wird, um das schlingernde Großprojekt zu vollenden. Unterschiedliche Auffassungen gab es im Badausschuss darüber, welchen Weg man dabei genau beschreitet. Wird der Badrohbau mit Investitionsverpflichtungen komplett verkauft, womit die Stadt alle Risiken des Badbetriebs hinter sich lassen würde? Oder sucht man sich einen Pächter für das von der Stadt fertiggestellte Bad und behält mehr Einfluss? Im Badausschuss gab es dazu unterschiedliche Auffassungen.
Städtischer Bäderbetrieb oder Betriebführungsmodell?
Die Frage soll nun gemeinsam mit Bewerbern in einem Interessenbekundungsverfahren beantwortet werden. In dem Verfahren will man auch klären, wer in beiden Modellen welche Anteile der Investitions- und Betriebskosten übernimmt und welche Feinjustierungen am Konzept womöglich noch erforderlich sind. Ob bereits Kauf- oder Pachtpreise aufgerufen werden, blieb offen. Das Rathaus will bis zu einer Sondersitzung des Badausschusses am 6. Juli einen Textentwurf für die Ausschreibung vorbereiten, der dann voraussichtlich nicht öffentlich diskutiert werden soll.
Erst wenn das Interessenbekundungsverfahren erfolglos bleibt, will man sich über Modelle wie einen städtischen Bäderbetrieb oder ein Betriebsführungsmodell unterhalten, bei dem nur das Management der Blütentherme extern eingekauft werden würde. Letzteres ist nach Oppermanns Darstellung ein gängiges Modell in der Branche, mit dem sich gegenüber dem Eigenbetrieb 20 Prozent Kosten sparen ließen. Alle Risiken würden freilich bei der Stadt bleiben.
Weitere Pläne zur Blütentherme werden noch überarbeitet
Bei der Sitzung wurde erneut auch Planspiele für die Nutzung des Umfelds der Therme diskutiert. Das Büro GBP Project Hamburg, dass vom Rathaus mit der Ideenfindung beauftragt ist, hatte dafür im Mai ein Konzept mit Bausteinen wie Atrium-Wohnen, Hotel, Leuchtturm und Gated Community für Ältere vorgestellt. Die Pläne wurden mittlerweile überarbeitet und werden es offenbar noch.
Der Eventhafen im exklusiven Wohnkarree zum Beispiel sei nicht genehmigungsfähig, wie GBP-Geschäftsführer Gerhard Geising im Badausschuss erklärte. Zudem soll es in dem Karree nun auch Ferienwohnungen geben. Statt einer Gated Community ist jetzt ein öffentlicher Park mit Naturteich geplant, mit zentralem, seniorengerechten Mehrgeschosser und Einzelhäusern zum Wasser hin.
Bürgermeisterin Manuela Saß (CDU) betonte einmal mehr, dass sie als Hauptaufgabe der Stadt die Fertigstellung der Therme ansieht, die Stadt rund um das Badgrundstück nicht aktiv werden möchte. CDU-Fraktionsvize Peter Kreilinger mahnte, dass man nicht das komplette Thermenumfeld bebauen, sondern Optionsflächen für einen künftigen Badausbau bereithalten sollte.
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