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Begeistert. Die 43-jährige Hendrikje Warmt hat zu Hagemeister promoviert und das erste Werkverzeichnis über ihn herausgebracht. Mit dem Potsdam Museum arbeitet sie derzeit an einer Ausstellung über den Werderaner Künstler, die 2020 gezeigt werden soll.
© A. Klaer

Karl Hagemeister-Forschung: Auf Spurensuche

Wie Kunsthistorikerin Hendrikje Warmt das Werk und Leben des Werderaner Künstlers Karl Hagemeister erforscht.

Werder (Havel) - Sie wusste es bereits im zweiten Semester. Da seien diese intensiven Farben gewesen, diese Bewegungen. Die Bilder Karl Hagemeisters haben es der Studentin damals angetan. Wenig war über den Werderaner Künstler bekannt. Die Spurensuche begann.

Heute, gut zwanzig Jahre später, sitzt die 43-jährige Kunsthistorikerin Hendrikje Warmt an ihrem Schreibtisch in Berlin. Das Regal hinter ihr voller Aktenordner mit Notizen, Tagebuchauszüge, Kopien aus Archiven. Warmt hat sich auf Hagemeister spezialisiert. Steht eines seiner Werke zum Verkauf, wird sie gerufen, um eine Fälschung auszuschließen. Warmt besucht auch die kleinste Ausstellung zu Hagemeister, fährt in Deutschland umher, um Auktionshäuser und Kunstsammler zu Hagemeister zu beraten und erhält immer wieder dicke Pakete mit Dokumenten aus Nachlässen. Das Leben und Werk Hagemeisters ans Licht zu bringen, hat sich Warmt zur Lebensaufgabe gemacht.

Nicht nur die Pinselstriche, die Arbeit Hagemeisters hat die Kunsthistorikerin erforscht. Auch sein Leben, den Menschen hinter der Staffelei will sie bekannter machen. Hagemeister, der Eremit, der Werdersche, der Kauzige. Der, der immer mit seinem Kahn und seinen Farben loszog und viele Motive wohl vom Wasser aus gemalt haben muss. Die Sache mit dem Kahn hat Warmt über Notizen des Potsdamer Künstlers Heinrich Basedow und durch die Betrachtung von Hagemeisters Werken herausbekommen. Die Sicht auf die Havellandschaft sei eine flache, erklärt Warmt und ist sofort wieder mittendrin im Werk des Werderaners.

Kurz hält sie inne, es ist ja nicht nur das Werk, das so spannend ist, es geht ihr auch um seine Herkunft. Und da habe die Stadt Werder etwas ganz Besonderes: Sein Geburts- und Sterbehaus steht noch gut erhalten auf der Werderaner Insel. Warmt sagt es nicht direkt, aber spielt darauf an, dass man vor Ort daraus mehr machen könne. Klar, das Haus werde nie so sein wie die Liebermannvilla in Wannsee – sei aber dennoch ein sehr wichtiges Zeitzeugnis.

Obwohl Hagemeister zu den wichtigsten Künstlern der Berliner Sezession gehört, kennen ihn wenige. Seine Kollegen wie Max Liebermann, Lovis Corinth, Max Slevogt oder Leo Lesser Ury seien viel bekannter. Nur in Werder sei das anders. Da hätten viele noch Hagemeisterwerke zuhause. Er soll beim Metzger und Bäcker ja mit seiner Kunst gezahlt haben.

Wie oft Warmt in den vergangenen Jahren in Werder war, weiß sie schon nicht mehr. Sie kennt mittlerweile den Unterschied zwischen den Werderanern und den Werderschen, den Zugezogenen und den Altvorderen. Die Letzteren kurz und knapp angebunden, gerne auch mal etwas ruppig, „so wie Hagemeister“.

Das Ruppige muss vor allem Hagemeisters Haushälterin abbekommen haben. Der im Jahr 1848 geborene Künstler hatte keine Familie. Frau Spinde erbte viele seiner Bilder. Widmungen an sie im Holzrahmen seiner Gemälde zeigen Warmt, dass es sich um echte Hagemeister handelt. Der Künstler arbeitete meist draußen, ein Atelier hatte er nicht. Dennoch muss er wohl etliche Arbeiten zuhause fertiggestellt haben. Warmt zeigt ein altes Schwarz-Weiß-Foto von Hagemeister in seinem Haus, neben ihm eine große Leinwand. Hagemeisters Blick wirkt scheu.

Auch wenn er so scheu wohl nicht war. Er besuchte immer wieder Künstlerkollegen in Berlin und nahm laut Warmts Recherche an Salonabenden von Hannah Schreiber de Grahl teil. Die Frau aus wohlhabendem Hause, die auf dem Geltower Franzensberg wohnte, muss fast zwei Jahrzehnte lang seine Schülerin gewesen sein.

Die Verbindung zwischen Hagemeister und Schreiber de Grahl ist ein weiteres von vielen Puzzleteilen, die die Kunsthistorikerin zusammengesetzt hat. Per Zufall: Der Urenkel der Künstlerin habe ihr Einblicke in den Nachlass seiner Urgroßmutter gewährt, erzählt Warmt. Darin ein Brief, in dem Hagemeister Schreiber de Grahl gutes Gelingen beim Malen in Lohme auf Rügen wünscht. Und dann sei da die Ähnlichkeit der Motive gewesen, die Warmt darauf schließen lasse, dass es sich um ein Lehrer-Schüler-Verhältnis gehandelt habe.

Wenn die Kunsthistorikerin von Hagemeister erzählt, dann klingt sie begeistert. Es war Warmt, die das erste Werkverzeichnis Hagemeisters erstellte. Es ist Warmt, die mit dem Potsdam Museum eine große Hagemeisterausstellung im Jahr 2020 organisiert und zum diesjährigen 170. Geburtstag des Künstlers eine Ausstellung in Langerwisch. Die Spurensuche ist noch lange nicht vorbei. Mittlerweile helfen ihr auch die Werderschen. Dass sie die geknackt hat, darauf ist die Kunsthistorikerin besonders stolz.

Die Ausstellung mit Arbeiten von Hagemeister und Schreiber de Grahl ist noch an diesem Wochenende von 11 bis 18 Uhr bei Mawa-Design in Langerwisch zu sehen

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