„Damit Strukturen erhalten bleiben“: Potsdam kündigt Hilfen für Kulturszene und Sport an
Nach Krisenrunden kündigt die Stadt erste konkrete Hilfen für die Kulturszene und den Sport an. Viele Vereine und Einrichtungen plagen Geldsorgen.
Die Stadtverwaltung will den wegen der Coronakrise in Existenznöte geratenen Kultureinrichtungen und Sportvereinen helfen. Das machte die zuständige Beigeordnete Noosha Aubel (parteilos) am Dienstag nach mehreren Krisenrunden mit Betroffenen vor Jounalisten deutlich. So werde die Stadtverwaltung ihre Zuwendungen an Träger weiter ausreichen, auch wenn derzeit keine Kultur stattfindet, versprach sie. Ferner gebe es einen ersten Notfallfonds für Kultur und Sport in Höhe von 200 000 Euro – „damit in der Krise solche Strukturen erhalten bleiben.“
Sie appellierte aber auch an die Potsdamer, sich an der Rettung zu beteiligen. So sollten Mitgliedsbeiträge für Sportvereine möglichst weiter gezahlt werden: „Stehen Sie zu ihrem Verein!“ Auch ausbleibende Einnahmen bei Ticketverkäufen oder Sponsoring werden als große Bedrohung angesehen. „Jedem muss bewusst sein, dass in der aktuellen Lage auch Existenzen von Mannschaften und Vereinen gefährdet sind“, sagte Toni Rieger, Sportdirektor des SC Potsdam, den PNN. Der SCP ist mit 5500 Mitgliedern der größte Sportverein Brandenburgs.
Hohe Verluste für Volleyballerinnen
Für die SCP-Volleyballerinnen hat beispielsweise die bisher erfolgreichste Spielzeit der Vereinsgeschichte schon vergangene Woche ein vorzeitiges Ende genommen – die Bundesligasaison ist abgebrochen. Das bedeutet laut Rieger Einbußen in Höhe von 40 000 Euro, durch fehlende Erfolgsprämien und Ticketeinnahmen in den Playoffs. Es sei zudem davon auszugehen, dass sich Sponsoringleistungen auch mindestens für die nächste Saison reduzieren, weil Partner durch die Coronakrise in wirtschaftliche Probleme geraten sind, so Rieger. „Das ist ja ein Teufelskreis.“
In Bezug auf die Kultur sagte Aubel: Jeder Potsdamer solle sich überlegen, ob Geld für abgesagte Konzerte gerade von kleineren Trägern zurückgefordert werden müsse. Bedrohlich ist es zum Beispiel für die Potsdamer Kammerakademie. Deren Chef Alexander Hollensteiner sagte zum Beispiel der Frankfurter Allgemeinen Zeitung: „Unsere Orchestermitglieder arbeiten alle frei.“ Wenn diesen nun auch andere berufliche Standbeine wie Unterrichtsstunden wegfallen, würde „es schnell existenzbedrohend“. Aubel bestätigte die Sonderlage der Kammerakademie, die mitten in einer wichtigen Saison von der Krise getroffen worden sei. Sie empfahl, dass sich die Künstler umgehend an das Jobcenter wenden sollten. Auch rechtliche Hilfen wolle man den Einrichtungen möglichst gebündelt zukommen lassen, so Aubel.
Kultureinrichtungen in Gefahr
Laut Hollensteiner sei auch sein Orchester als Einrichtung bedroht, sollte die Stadt kein Geld zuschießen, „weil wir unserem Auftrag nicht nachkommen können, da wir keine Konzerte geben“. Er hofft, die Kommune habe ein Einsehen. „Ohne Zuwendungen der Stadt kann ich die Gehälter unserer zehn Angestellten ab April nicht auszahlen.“ Aubel verwies darauf, dass Zuwendungen eben weiter fließen sollen – und sie sagte, auch für solche Fälle sei gerade der Notfallfonds geschaffen worden. Und auch das Land sei in den Krisenrunden dabei gewesen.
Auch das Waschhaus in der Schiffbauergasse hatte bereits deutlich gemacht, dass bei ausbleibenden Einnahmen eine Insolvenz drohe. Waschhaus-Chef Mathias Paselk gab sich nach dem Treffen aber etwas optimistischer: Es sei deutlich geworden, dass die Stadt versuche, die kulturellen Strukturen zu erhalten, sagte er den PNN. „Da die Schwierigkeiten der einzelnen Häuser teilweise ganz unterschiedlicher Art sind, müssen mit den Trägern auch ganz unterschiedliche Probleme behandelt werden.“ Für sein Haus sehe die Situation „im Moment noch so aus, dass eine Insolvenz zwar grundsätzlich noch nicht vom Tisch ist, wir aber zuversichtlich sind, dass wir eine Lösung finden werden“. Zwar sei der Spielbetrieb eingestellt: „Wir denken aber über kreative und neue, vielleicht virtuelle Formate der Kunstrezeption nach, um diese Formate unseren Gästen anzubieten und um das Kulturleben unter diesen Bedingungen aufrechtzuhalten“, so Paselk.
Reihenweise Absagen
Auch der Babelsberger Lindenpark hatte sämtliche Partys und Konzerte absagen müssen, am Dienstag kamen der Skatepark und der Spielplatz auf dem Gelände dazu. Insofern begrüßte Lindenpark-Sprecher Reiko Käske gegenüber den PNN die gezeigte Bereitschaft der Stadt, „bestehende Förderungen beizubehalten und darüber hinaus konkret zu helfen“. Dies sei für den Fortbestand der vielfältigen Potsdamer Kulturszene „entscheidend“, so Käske. Herausfordernd sei für den Lindenpark vor allem, dass kein Ende für die Hausschließung absehbar sei. Für ein Konzert „Dusk plays Nirvana“ plane das Haus am 4. April schon einen Livestream, hieß es weiter. Auch Beigeordnete Aubel sagte, bei den Krisenrunde habe man sich über erste Ideen ausgetauscht, wie Kultur digital angeboten werden könne.
Probleme haben auch kleinere Theater wie das T-Werk oder das Poetenpack – auch diese hatten schon gefordert, solche Institutionen dürften nicht allein gelassen. Als eines der letzten Kulturhäuser der Stadt kündigte am Dienstag auch das Kabarett Obelisk in der Charlottenstraße eine Spielpause bis 19. April an. Auch solche Häuser haben nun Existenznöte. Doch es sind eben auch einzelne Künstler, die in Sorge sind, wie es weitergeht. Die bekannte Potsdamer Band Subway To Sally hat nun ihre komplette Tour in den Herbst verschoben – und hofft, dass dann wieder Menschen zu Konzerten gehen können. "Uns trifft leider die Corona-Krise mit voller Härte", schreibt die Band auf Facebook. Die Termine der Tour sollen demnach von Ende August bis Ende November nachgeholt werden. "Wir wünschen Euch und uns, dass der Corona-Spuk bald vorüber ist. Passt auf Euch auf, bleibt gesund!"
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