Chormusik in der Coronakrise: Zurück ins Leben
Singen in Zeiten der Pandemie: Das ist in Brandenburg inzwischen wieder erlaubt. Ob mit Maske oder Open Air: Der Vocalkreis Potsdam und das Gesangsfestival Vocalise zeigen, wie Potsdamer Chöre trotz Corona auftreten.
Potsdam - Es wird wieder gesungen in Potsdam. Und es finden wieder Chor-Konzerte statt. Am 18. September tritt der Potsdamer Vocalkreis mit Solisten im Atrium der Friedenskirche auf. Und bereits vor drei Wochen hatte die Potsdamer Kantorei das im Krisenjahr 2020 über zwanzig Wochen gestreckte Gesangsmusikfestival Vocalise eröffnet. „Das Singen, das innigste unserer Ausdrucksmittel, ist gefährlich, denn es schafft Aerosole - brrr…“ schreibt Ud Joffe, Kantor, Chorleiter und Vocalise-Gründer auf der Internetseite. Und „wenn die Kanonen donnern, schweigen die Musen“.
Was tut man da, als Künstler, Musiker oder Chorsänger? „Wir können uns über den neugewonnenen Boden schleichen und diesen wieder musisch beleben“, sagt Joffe. „Und genau das werden wir machen.“ Das nächste Vocalise-Konzert findet am 26. September in der Erlöserkirche statt, mit dem „Lied von der Erde“ von Gustav Mahler und Beethovens 1. Sinfonie, es spielt das Neue Kammerorchester mit Gesangssolisten. Weitere Konzerte folgen, die Termine werden kurzfristig festgelegt. Aber das Motto steht: „Zurück ins Leben!“
Reduzierte Besetzung, Proben und Auftreten mit Maske
Für die Sänger der Potsdamer Kantorei bedeutet das, in reduzierter Besetzung mit Maske zu proben und aufzutreten. Die aktuellen Corona-Regelungen im Land Brandenburg besagen, „dass das gemeinsame Singen regelmäßig nur mit bis zu sechs Personen erfolgen sollte und ein Abstand von drei Metern zwischen Personen und von sechs Metern in Atemausstoßrichtung sowie eine Raumgröße von mindestens zehn Quadratmeter pro Person sichergestellt werden sollte.“ So schreibt es der Chorverband Brandenburg. Das gilt noch bis Mitte Oktober.
Im Freien kann man freier singen – aber das ist gar nicht so einfach, sagt Johannes Lang, Leiter der Chöre der Friedensgemeinde. Die Akustik für den Gesamtklang fehlt und weil man auch draußen den Mindestabstand einhalten muss, hört man plötzlich seine Chor-Nachbarn nicht mehr. „Der Einzelne ist viel mehr gefordert und muss sicherer und in einer fast schon solistischen Qualität singen“, so Lang. Aber auf Proben zu verzichten sei auch keine Lösung gewesen. „Die Stimme ist ein Muskel. Wenn man das Training vernachlässigt, merkt man das schnell.“
Singen im Freien: Im Atrium vor der Friedenskirche
Deshalb habe er während der Wochen, in denen gar keine Treffen möglich waren, online-Proben für kleine Gruppen angeboten. Auf freiwilliger Basis, nicht jeder Sänger kam damit zurecht. Seit Juni proben sie nun im Atrium vor der Friedenskirche und werden jetzt dort auch auftreten. Der Platz ist ein Glücksfall unter diesen Umständen: Man ist im Freien, dennoch überdacht und die Akustik ist auch gut. Etwa 60 Sänger finden hier trotz Abstand Platz, das Publikum sitzt an den drei Seiten.
Das Konzert am 18. September gestaltet der Vocalkreis. Geübte Sänger, plus Klavierbegleitung von Inge Lindner. Die Kombination Chor und Klavier fand sich im 19. Jahrhundert häufig und ist zudem aktuell praktikabler, als ein ganzes Orchester auf eine Bühne zu bekommen, so Lang. Im Programm stehen Werke von Schubert und Schumann, Romantiker, die, so sagt Lang, den Blick auf die Natur als Abbild Gottes richteten.
Gottes Wirken in jeder Pflanze
Es sind Texte über die Schönheit der Sonne, über Gottes Wirken in jeder Pflanze, in jedem Detail der Natur. Dazu passen Instrumentalstücke von der Flötistin Birgitta Winkler, die unter anderem „Syrinx“ für Flöte solo von Claude Debussy spielen wird, ein Stück über die Nymphe Syrinx, die auf der Flucht vor dem Hirtengott Pan in Schilfrohr verwandelt wird. Pan baute sich daraus eine Flöte, auf der er seine Sehnsucht nach Syrinx beschwor.
Die Konzertbesucher im Atrium vor der Friedenskirche erleben weiterhin eine Uraufführung. Der Potsdamer Komponist Gisbert Näther hat Texte von Klaus Büstrin, langjähriger Kulturchef der Potsdamer Neuesten Nachrichten, für mehrstimmigen Chor vertont. Dabei geht es um die Bedeutung des Singens und des Träumens. „Du singst, nichts lenkt dich ab, nichts kann dich zerstören und nichts lässt dich verzagen.“
Konzert im Atrium der Friedenskirche Sanssouci, am 18.9. um 19 Uhr. Kartenbestellungen über den Verein für musikalisch-literarische Soireen in Potsdam unter 0331 2896868.
Die Vocalise 2020 findet bis zum 31.12. statt. Das Programm der Vocalise finden Sie hier.
Steffi Pyanoe
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