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Rita Feldmeyer ist Friedrich II.
© dpa

PREMIERE AM HANS OTTO THEATER: Zerplatzte Friedrich-Klischees

Das „alte Ekel“ hält noch immer die Fäden in der Hand. Eine Feier zu seinem 300. Geburtstag? „Wenn ich könnte, würde ich mich ekeln, würde ich kotzen, würde ich euch die Knochen brechen“, tönt der unheilvolle Geist des Preußenkönigs Friedrich II. vom Bühnenrand am Donnerstagabend im Hans Otto Theater.

Uraufführung von "Fritz! Ein Theaterspiel für den König von Preußen" vor ausverkauftem Haus.

Es wurde der Abend von Rita Feldmeier. Ihr Auftritt, zum Niederknien! Was Theater kann, was Theater soll, was Theater muss, das zeigte diese Schauspielerin in der Rolle des „Alten Fritz“, der im August 1786, wenige Tage vor seinem Tod sich Intrigen erwehren muss und seine Lebensgeschichte in einer Oper verewigen will. Regisseur Tobias Wellemeyer hat das Stück von Uwe Wilhelm als Groteske und Burleske, Respektlosigkeit und famose Frechheit, als Abgrundspektakel und Seelenwirrwarrtanz inszeniert. Wenn Friedrich heute auf die Bühne geholt werden soll, so sagt uns Wellemeyer, dann bitteschön als Klamotte. Als Klamotte, in der der Irrsinn den Taktstock schwingt. Als durchgeknallte Nummernrevue im 20er und 30er Jahre-Schick. Die Bühne ist hier bloße Fassade, wortdünne Inszenierung mit überdimensioniertem, preußisch-rotem „Sanssouci“ auf drehbarem Gerüst. Ansonsten nur Leere und ein abgeranztes Küchenkabuff. Denn je prachtvoller die Fassade, umso abgründiger und nichtssagend das Dahinter.

„Es ist die Hölle, aus der Höllisches entsteht“, schnurrt die Feldmeier herrlich zynisch zum Ende der zweistündigen Inszenierung. Bis dahin sind schon Köpfe gerollt, ist die unschuldige Ulrike zu Tode gefoltert worden und hat sich Thronfolger Friedrich „Willi“ Wilhelm mittels „einer Flöte Ihrer Majestät“ ausgiebig penetrieren lassen. Friedrich hat die Traumata seiner Kindheit offen gelegt und Gift und Galle gespuckt. Patrizia Carlucci in der Rolle der Ulrike hat sich das linke Knie verdreht und nach einer unfreiwilligen Pause von 40 Minuten mit Krücke und im Rollstuhl weitergespielt und diesen Premierenabend trotz sichtlicher Schmerzen gerettet. Ihr gehörten die Herzen der Zuschauer an diesem Abend.

„Still!! Alle still! Der König ist tot“, heißt es am Ende. Und Schweigen überzieht die Irrenhausbande auf der Bühne. Das Publikum ist ordentlich irritiert. Nur einer scheint hier noch lachen zu können: Friedrich II., das „alte Ekel“. Er, besser gesagt Rita Feldmeier, hat es allen gezeigt. Hat Erwartungen zerschlagen und Friedrich-Klischees wie überpralle Luftballons platzen lassen, hat geschockt und begeistert, erschüttert und berührt. Doch am Ende zeigt dieser König, im übertragenen Sinne, uns allen nur den Mittelfinger: „Was immer man von mir erzählt, es sind die Lügen derer, die sie singen und derer, die sie hören. Niemals ist es meine eigene Geschichte. Denn die kennt niemand außer mir.“

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Die ausführliche Rezension lesen Sie in der Samstagausgabe der Potsdamer Neuesten Nachrichten

Dirk Becker

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