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Karl Raetsch hielt 1976 bis 1980 "Potsdamer Maler" fest. Das Gemälde lagert im Debot des Potsdam Museums. 
© Repro: Andreas Klaer

Debatte um städtischen Kunstraum für Potsdamer Kunst: Zeigt her eure Schätze

Potsdam braucht endlich einen städtischen Raum für Potsdamer Künstler, fordert Markus Wicke, der Vorsitzende vom Förderverein des Potsdam Museums. Er hat auch schon konkrete Vorstellungen, wie das aussehen könnte.

Die Diskussion um eine Dauerausstellung von Potsdamer Kunst nimmt Fahrt auf. Gerade erst haben sich alle sechs Oberbürgermeisterkandidaten offen für eine städtische Kunstgalerie gezeigt. „Keiner sagte jedenfalls, dass unser Anliegen vermessen sei“, sagt Markus Wicke, der umtriebige Fördervereinsvorsitzende des Potsdam Museums. Er hat die Umfrage initiiert. „Einige wandten ein, dass vorher der Haushalt geprüft werden müsse.“

Wicke hat schon genaue Vorstellungen, wo eine solche Galerie ihren Platz finden könnte. Dort, wo jetzt Autos parken, gleich hinterm Potsdam Museum, wäre es möglich. Er sieht einen schmalen Anbau vor sich – mit Verbindung zum Haupthaus und dazwischen Luft und Raum für einen Skulpturengarten. „Wir haben zwar noch keinen Millionär an der Seite, durchaus aber einen Unterstützerkreis.“ Wicke kennt auch Interessenten, die diesen Raum als Bauträger entwickeln und an die Stadt vermieten könnten. Und natürlich wäre auch der stadteigene Kommunale Immobilien Service (KIS) bestens als Partner geeignet. 

Schritt eins: Kulturausschuss und Stadtverordnete ins Boot holen

Doch so weit ist es noch lange nicht. „Natürlich kann niemand sagen: Dieser Raum steht in fünf Jahren und ist finanziert“, so Wicke. Erst einmal gilt es, den Kulturausschuss und die Stadtverordneten parteiübergreifend ins Boot zu holen. Wicke nennt auch noch andere Standortideen, die im Gespräch sind, wie die alte Turnhalle in der Kurfürstenstraße, einen Neubau in der Schiffbauergasse oder im geplanten Langen Stall an der Plantage. Er würde indes den Ort direkt am Museum bevorzugen, im Scheinwerferlicht des Museums Barberini: die regionale Kunst an der Seite der nationalen und internationalen. Zudem würde ein direkter Anbau ermöglichen, nochmal über die jetzige vertrackte Eingangssituation des Potsdam Museums nachzudenken.

Markus Wicke und sein inzwischen auf 240 Mitglieder angewachsener Verein sind bekanntlich hartnäckig. Ihnen war es mit zu verdanken, dass nach einem Memorandum 2005 überhaupt über einen neuen Standort für das Potsdam Museum nachgedacht wurde. Seit 2012 residiert es am Alten Markt: auf einer Ausstellungsfläche von 1 300 Quadratmetern. 800 bis 1000 Quadratmeter müssten für die Dauerpräsenz von Kunst noch zusätzlich geschaffen werden, sagt Wicke. Auf der jetzigen Fläche ist neben der Dauerausstellung zur Geschichte kein Platz dafür, da Museumschefin Jutta Götzmann sowohl im Sockelgeschoss wie in der ersten Etage Platz für Sonderausstellungen benötigt. Durchaus berechtigt, so Wicke, wie sich bei der Schau zu Max Baur wieder gezeigt habe. 

Bestrebungen für einen Kunstraum gehen bis in die 1920er Jahre zurück

Das Thema Potsdamer Kunstgalerie schwelt schon seit Jahrzehnten und wurde immer wieder auch vom Potsdamer Kunstverein mit befeuert. Schließlich sorgte der Vorläufer des jetzigen Vereins in den 1920er Jahren dank Spenden aus der Bürgerschaft für den Grundstock der jetzigen Sammlung. Es folgte zu DDR-Zeiten die Galerie Sozialistische Kunst, in die Werke hiesiger, aber auch überregionaler Künstler einflossen, sowie die Ankäufe und Schenkungen nach der Wende. Der jetzige Ankaufsetat ist jedoch sehr gering und der Förderverein des Museums und der Kunstverein um Andreas Hüneke unterstützen, wo sie können.

Umso wichtiger ist ein Schaufenster dieser bedeutenden Kunstsammlung, findet Wicke. Denn in der Tat: Was nützen die schönsten Werke, wenn sie im Depot verkümmern? Wie die Sammlung von Otto Niemeyer-Holstein, Werke verstorbener Potsdamer wie Wolfgang Wegener, Hubert Globisch, Werner Gottsmann, Peter Wilde; Bilder von Zeitgenossen wie Peter Rohn, Stephan Velten, Barbara Raetsch, Alfred Schmidt, Wolfgang Liebert; von Fotografen wie Monika Schulz-Fieguth, Joachim Liebe, Michael Lüder. Und auch von dem Maler Karl Raetsch, der 2004 verstorben ist.

Eigene Initiativen entwickeln statt ostdeutsche Jammerstadt sein

Raetsch war als einziger Potsdamer mit seinem Bild „Potsdamer Maler“ (1976–1980) in der Ausstellung „Hinter der Maske. Künstler aus der DDR“ im Museum Barberini vertreten, was Kritiker auf den Plan rief. Damals stellte sich Wicke vor das Barberini und wandte sich energisch gegen „die ostdeutsche Jammerstadt“. In einem Leserbrief an die PNN schrieb er: „Statt sich auf sein städtisches, bürgerliches Selbstbewusstsein zu besinnen und mit eigener Kraft eine ständige Ausstellung zu Potsdamer Kunst im eigenen Potsdam Museum am Alten Markt zu fordern, zeigt man in bequemer Pose mit dem Finger auf das erfolgreiche Privatmuseum nach nebenan und nimmt übel.“

Für ihn ist Potsdam ein Markenzeichen, mit dem man über die Region hinaus strahlen kann. „Wir sind eine große Stadt mit einer großen Kunst- und Fotografenszene, und wir haben selbst eine großartige Privatsammlung: die Sammlung der Potsdamer Bürger.“ Aber die wird eben nicht gezeigt, oder nur zersplittert und zeitlich begrenzt. Auch die Künstler, die noch leben, hätten ein Recht, präsentiert zu werden: die alten und die jungen. Wicke schließt die Künstler vom Rechenzentrum mit ein, von denen Werke angekauft und gezeigt werden müssten.

Wo sind die Werke von Göran Gnaudschun, von Karl Hagemeister?

Der 47-Jährige kennt den Einwurf des „Heimatkunstmuseums“, den er für elitär hält. „Das stimmt einfach nicht, denn wir haben durchaus überregional wirkende Künstler, wie den Fotografen Göran Gnaudschun, der gerade in der Villa Massimo arbeitete. Oder die Werke von Karl Hagemeister, dessen Auktionspreise durch die Decke gehen.“ Ihm wird 2020 zwar eine Sonderausstellung gewidmet, aber ein Hagemeister müsse auch ständig zu sehen sein. Oder die Dauerleihgabe „Der Fensteröffner“ von Bernhard Heisig, die 2017 zu den wichtigsten Werken der Ausstellung „Die wilden 80er Jahre in der deutsch-deutschen Malerei“ im Potsdam Museum gehörte. Das Gemälde verstaubt nun wieder im Depot, obwohl es signifikant für die Wendezeit 1989 steht.

Dresden, Rostock, Lübeck: Sie alle leisten sich eine städtische Kunstgalerie, wie sie auch in Potsdam immer wieder mal Thema war, in den 1990er Jahren im Persiusspeicher, später im Schaufenster der abgerissenen Fachhochschule. „Bis heute hat es Potsdam nicht geschafft, eine bedeutende Kunststadt aus eigenem, bürgerschaftlich begründeten Antrieb zu sein. Stattdessen ruht sich die Stadtspitze auf dem bequemen Polster aus, das Könige, Kaiser und neuerdings auch private Mäzene ihrer Stadt hinterlassen haben“, schrieb Markus Wicke in seinem PNN-Artikel. Dabei will er es nicht belassen. Ihm gefällt der Vorschlag des OB-Kandidaten Mike Schubert für einen Kunstpreis. Schubert schwebt ein Wettbewerb vor, für den die Künstler ihre Arbeiten einreichen können. Eine Jury entscheidet darüber, welche die besten sind. Und diese könnten dann für die Sammlung des Museums angekauft und bestenfalls in der Ständigen Kunstausstellung gezeigt werden.

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