Christian Morgenstern zum 150. Geburtstag: Witzes Bruder
Die Turmgalerie Bismarckhöhe in Werder gratuliert Christian Morgenstern zum 150. Geburtstag und zeigt erstmals sein bildnerisches Werk - verschränkt mit Arbeiten von Hans Ticha.
Werder (Havel) - Es dürfte kaum übertrieben sein: Werder hat Literaturgeschichte geschrieben. In den Jahren 1895 und 1896 soll Christian Morgenstern hier regelmäßig mit acht Kumpanen das „Restaurant Galgenberg“ besucht haben – heute besser bekannt als Bismarckhöhe. Morgensterns „Galgenbrüder“ kamen her, spielten Henkersrituale durch und lasen oder sangen einander Verse vor. Man nannte sich „Gurgeljochen“, „Verreckerle“ und „Raabenaas“. Der Tod: nicht nur Schlafes, sondern auch Witzes Bruder.
Morgensterns Gedichte „Fisches Nachtgesang“, „Der Seufzer“ oder „Der Lattenzaun“ gehen auf diese Zeit in Werder zurück. Seine „Galgenlieder“ erschienen erstmals 1905 im Verlag Bruno Cassirer. Morgensterns Humor und Sprachwitz verorten Literaturwissenschaftler als Vorboten großer Humoristen wie Robert Gernhardt und Ernst Jandl; seine Abgründigkeit in der Nähe des rund zehn Jahre jüngeren Franz Kafkas.
Ein prägnantes Werk, ein kurzes Leben
Auch Christian Morgenstern hatte nicht viel Zeit, um sein prägnantes Werk zu schaffen: Er sollte an einer Bronchitis erkranken und nur 42 Jahre alt werden. Geboren wurde er am 6. Mai 1871 in München, als Sohn des Landschaftsmalers Carl Ernst Morgenstern. Seine Mutter Charlotte starb an Tuberkulose, als er erst zehn war. Der Vater schickte ihn zu seinem Paten, einem Kunsthändler, danach kam er in ein Internat. Beides keine glücklichen Erfahrungen. Im Internat wurde körperlich gezüchtigt.
Erste dichterische Versuche gab es zwischen 1885 und 1889 am Gymnasium in Breslau. Dort lernte er auch den zukünftigen Schauspieler Friedrich Kayssler und den Architekten Fritz Beblo kennen – beide wurden enge Freunde und später „Galgenbrüder“.
Zum 100. Geburtstag öffnete die Turmgalerie
Seit 2014 erinnert in Werder ein Museum an den berühmten Dichter und dessen Ausflüge zur Baumblüte – die Turmgalerie Bismarckhöhe. Eröffnet wurde es damals als Geschenk zum 100. Geburtstag Morgensterns. Es folgten regelmäßige Ausstellungen.
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Den 150. Geburtstag feiert die Turmgalerie mit der mittlerweile 59. Schau: „Morgenstern – mein Morgenstern“. Zunächst ist sie nur online zu besuchen. Kuratiert hat der Kunstwissenschaftler Andreas Hüneke, der nicht nur Gründer und Vorsitzender des Potsdamer Kunstvereins ist, sondern auch im Vorstand der Christian-Morgenstern-Gesellschaft.
Erstmals ist Morgensterns eigener bildnerischer Nachlass zu sehen
Die Ausstellung wird Landschaftsskizzen des Vaters Carl Ernst Morgenstern (1847–1928) zeigen, der als Professor an der Kunstgewerbeschule in Breslau die Freilichtmalerei einführte. Und erstmals soll auch Christian Morgensterns eigener bildnerischer Nachlass zu sehen sein: Skizzen, Collagen, Klecksographien, Photogramme.
Ergänzt wird das durch zeitgenössische Positionen von Hans Ticha. Der Maler, Grafiker und Buchillustrator wurde 1940 im tschechischen Tetschen-Bodenbach geboren, studierte Kunsterziehung an der Karl-Max-Universität Leipzig und später an der Hochschule für bildende und angewandte Kunst Berlin-Weißensee. Als freischaffender Maler und Buchillustrator war Ticha für fast alle maßgeblichen Verlage der DDR tätig und auch in der BRD bekannt. Er gilt als „einziger Pop-Art Künstler der DDR“.
Die Ausstellung kann bis 18. Juli online auf der Website www.bismarckhoehe-in-werder.de besucht werden.
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