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Die Cellistin Malaika Maria Möller.
© promo

Cello-Spielerin aus Potsdam: Spielen ohne Angst

Die junge Potsdamer Cellistin Malaika Maria Möller ist mit der Jungen Philharmonie Brandenburg auf Reisen und in Österreich das erste Mal bei einer Operninszenierung dabei

Potsdam - Die Geliebte als Jagdtrophäe, dunkler Aberglaube, Rachegedanken und teuflische Zauberrituale um Mitternacht – Carl Maria von Webers Oper „Der Freischütz“ kommt als düsteres Märchen daher. Seit fast 200 Jahren wird es erfolgreich auf den Bühnen gespielt. Aber ist die Geschichte rund um den Jägerburschen Max, der seine Liebste durch einen erfolgreichen Jagdschuss gewinnen muss überhaupt noch zeitgemäß?

Ja ist sie, sagt Musikerin Malaika Maria Möller, schließlich gehe es dabei auch um erhöhten Leistungsdruck und der Angst vor Versagen – Phänomene, die auch heute viele Menschen umtreiben. Die 18-Jährige Potsdamerin ist derzeit als Cellistin mit dem Orchester der Jungen Philharmonie Brandenburg (JPB) in Österreich unterwegs. Auf Schloss Tabor wird sie beim diesjährigen Jennersdorfer Festivalsommer die Inszenierung von „Der Freischütz“ musikalisch begleiten.

Am heutigen Donnerstag ist die Premiere, das Orchester ist allerdings schon seit dem 26. Juli vor Ort – um alle Abläufe zu proben.„Wir haben mit den Registerproben begonnen“, sagt Möller. Das heißt: Alle Stimmen proben einzeln, die Streicher klären ihre Striche, der Rhythmus und die Tempi werden einstudiert.

Seit ihrem sechsten Lebensjahr spielt die junge Musikerin schon Cello, ein Instrument, das sie inzwischen gegen kein anderes mehr eintauschen wollen würde. „Ich muss gestehen, als ich angefangen habe, musste ich noch zum Üben getriezt werden, aber da war ich ja auch noch klein“, sagt sie lachend. Heute liebt sie vor allem die Wandelbarkeit des Cellos und die angenehme Tonhöhe.

Unterricht nimmt sie an der Städtischen Musikschule Potsdam „Johann-Sebastian-Bach“, in deren Jugendsinfonieorchester sie sogar erste Cellistin ist. Dabei spielt sie nicht nur Klassik – am liebsten Musik von Antonin Dvorák oder Gustav Mahler – sondern auch Titel aus Filmsoundtracks oder Jazz.

Zur JPB kam sie im Jahr 2013 als festes Mitglied und ist sehr stolz, dabei sein zu dürfen – für die Teilnahme musste sie sich durch ein extra Vorspiel qualifizieren. Das 1992 gegründete Orchester hat schon nationale und internationale Preise gewonnen, unter anderem den 1. Preis beim 25. Internationalen Jugendmusikfest in Wien 1996, mittlerweile gastiert es weltweit. Für Konzerte ist es in den vergangenen Jahren unter anderem nach China, Norwegen, Indien, Südkorea und Mittelamerika gereist. Selbst internationale Solisten wie Daniel Barenboim, Jochen Kowalski, Marlis Petersen oder Claudio Bohorquez musizierten bereits mit der JPB.

In der Orchestergemeinschaft fühlt sich Möller, die in ihrer Freizeit auch gerne mal Linkin Park oder K.I.Z. hört und Tischfußball kickert, sehr wohl, sie hat dort viele Freunde gefunden. Für die 18-Jährige ist es auch ein weiterer Schritt ihres musikalischen Werdegangs, den sie gerne in einen beruflichen umwandeln würde. Dafür nimmt sie dieses Jahr an der studienvorbereitenden Ausbildung ihrer Musikschule teil – schaut sich aber auch rechts und links um. „Schon einen Studienplatz an einer Musikhochschule zu bekommen ist schwer, sein Geld mit dem Musizieren zu verdienen noch viel schwerer“, so die Cellistin. Deswegen möchte sie das nächste Jahr auch nutzen, um Praktika zu absolvieren und Vorlesungen verschiedener Themengebiete zu besuchen.

Im Moment konzentriert sie sich aber auf die Operproduktion, die für sie etwas ganz Besonderes ist: Von den rund 170 Mitgliedern der JPB – alle zwischen 13 und 25 Jahren – dürfen gerade mal 50 Musiker mitfahren. Außerdem verlangt es viel Disziplin, weil die Musik zunächst im Selbststudium zu Hause geübt werden musste, bevor sich das Orchester zu den Proben zusammenfand. Und obwohl sie schon viele Jahre Erfahrung hat, ist bei der Opernproduktion vieles neu für Möller, die vor wenigen Wochen auch noch ihr Abitur am Potsdamer Helmholtz-Gymnasium absolvierte.

„Ich spiele das erste Mal in einem Orchestergraben und auch die Abstimmung mit den Sängern ist eine echte Herausforderung.“ Die singen nämlich oft nicht im vorgegebenen Rhythmus, verzögern oder sprechen zwischendurch Dialoge, was große Konzentration von den Musikern verlange. Trotzdem: das Projekt macht ihr Spaß, die Gemeinschaft motiviert sie und die Musik sei sowieso wunderschön. Besonders die Overture hat es ihr angetan. Zur Handlung sagt sie lachend: „Sicher ist es etwas veraltet, dass ein Mann nur seine große Liebe bekommt, wenn er gut schießen kann.“ Aber die Oper beschreibe auch eine Art von Burnout und wie sehr man über diesen Zustand verzweifeln könne. „Das ist sehr wohl ein aktuelles Thema.“

>>„Der Freischütz“ von Carl Maria Weber hat am heutigen Donnerstag um 20 Uhr auf dem Schloss Tabor Premiere. Weitere Vorstellungen sind am 8., 9., 12., 14., 15. und 16. August

Sarah Kulgler

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