Neue Ausstellung in Potsdam: Reformations-Schau in Potsdam: Luther in Silber
Die Reformations-Schau im Haus der Brandenburgisch-Preußischen Geschichte stellt wichtige Werke von Cranach und Luther aus. Mit dabei: Die meistgelesene Schrift des 16. Jahrhunderts.
Potsdam - Aufruhr bei den Hohenzollern: Kurfürstin Elisabeth begeisterte sich für Luther. Die Ehefrau von Kurfürst Joachim I. nahm 1527 zum ersten Mal das Abendmahl ein – in beiderlei Gestalt, mit Brot und Wein. Der Kurfürst beschloss daraufhin, sie lebenslänglich in den Hausarrest in ein Schloss zu schicken. Doch Elisabeth floh 1529 nach Kursachsen. Ihr Mann blieb erbitterter Gegner Martin Luthers. Doch auch sein Sohn wandte sich von ihm ab: Joachim II. wurde am 1. November 1539 in der Spandauer Nikolaikirche Brot und Wein gereicht. Noch am selben Tag trat die „Kirchen-Ordnung im Churfürstenthum der Marcken zu Brandenburg“ in Kraft, in der die Lehre, die Organisation sowie das Leben der Kirche geregelt sind. Damit konnte die Reformation in der Mark Brandenburg offiziell Einzug halten.
Die Kirchen-Ordnung, die in der neuen Berliner Druckerei von Hans Weiß gedruckt wurde, und das Ölporträt des Kurfürsten Joachim II. (Giovanni Battista Perini aus Florenz zugeschrieben) gehören zu den wertvollen Exponaten der Ausstellung „Reformation und Freiheit – Luther und die Folgen für Preußen und Brandenburg“, die gestern im Haus der Brandenburgisch-Preußischen Geschichte (HBPG) eröffnet wurde. Kuratorin Ruth Slenscka weiß mit einer Fülle von Anschauungsmaterial die reformatorischen Ideen mit ihren Erkenntnissen und Ermutigungen, die mit Zweifeln und Ablehnungen in Brandenburg, in der Neumark und in Preußen aufgenommen wurden, erlebbar zu machen. Die Schau ist eine weitere wichtige Facette innerhalb des nicht enden wollenden Luther-Ausstellungsreigens in diesem Jubiläumsjahr. Das Beste daran ist, dass sie vor allem wertvolles Wissen weitergibt.
„Von der Freiheit eines Christenmenschen“: Die meistgelesene Schrift des 16. Jahrhunderts
Die 1520 von Luther geschriebene Schrift „Von der Freiheit eines Christenmenschen“ ist der Leitfaden der Ausstellung. Das 23-Seiten-Werk war im 16. Jahrhundert die meistgelesene Schrift. Sie fügte der Reformator in einem Brief bei, den er an Papst Leo X. sandte, in dem er sein neues Frömmigkeitsideal umriss, das sich sowohl gegen das Papsttum als auch gegen eine „fleischliche“ Auslegung des Evangeliums richtete. Somit war diese Schrift ein weiterer Angriff auf die Grundfesten der römischen Kirche. Für einen Christen gibt es in Glaubensfragen, so Luther, nur eine bindende Autorität: das Wort Gottes.
Eine ganze Reihe von Büchern des berühmten Traktats kann man in der Schau besichtigen, so aus Wittenberg, Straßburg oder Basel. Luther wurde sehr oft mit seinem Konterfei abgedruckt. Somit wurde er eine der berühmtesten Persönlichkeiten aus dem Bürgertum seiner Zeit. Viele sahen die Schriften des Reformators als etwas sehr Kostbares an. Albrecht von Brandenburg-Ansbach, der sein Amt als katholischer Ordensritter niederlegte und als Herzog von Preußen den lutherischen Glauben annahm, hat sie sogar in Silber binden lassen. Diese große Wertschätzung für Luther wirkt fast wie eine Reliquie. Großartige Meister der Königsberger Goldschmiedezunft haben den Schriften einen Silbereinband gegeben. Sie wurden preußischer Staatsschatz. Längere Zeit galten die Bücher als verschollen. 15 der ursprünglich 20 Bände wurden jedoch in Polen bewahrt. Während einer Ausstellung im Jahre 2015 in der Universitätsbibliothek Thorn konnte man sie nach langer Zeit wieder bewundern. Zwei Bände werden nun in Potsdam gezeigt. Die Buchdeckel sind mit kostbaren Bildern ausgestattet. Neben ornamentalem Dekor findet man auf ihnen auch figürliche Darstellungen. Eine weitere kostbare Bibliothek mit Schriften der Wittenberger Reformatoren und des Humanisten Erasmus von Rotterdam besaß der adlige Laientheologe Kaspar von Köckritz, der von 1543 bis 1562 Amtmann in Potsdam war. Sie hat im Kutschstall ebenfalls Platz gefunden.
Werke der Barmherzigkeit als Früchte der Freiheit
Nach der Exponaten-Überfülle gibt es auf dem „Dachboden“ Möglichkeiten der stillen Betrachtung von Bildepitaphien, die zur Erinnerung an Verstorbene in Auftrag gegeben wurden, an Maler, die im Umkreis von Lukas Cranach d.Ä. wirkten. Die Bilder aus der St. Marienkirche Bernau, der Berliner St. Marienkirche, der Dorfkirche Blankensee erzählen aus dem Leben Jesu, von seinem Tod am Kreuz und der Auferstehung, von den Werken der Barmherzigkeit als Früchte der Freiheit.
Noch einmal fällt beim Hinausgehen aus der Ausstellung das Porträtbildnis Martin Luthers von Lukas Cranach d.Ä. ins Auge. Ein Mann, der sich fast gegen die ganze Welt stellte, der sich seiner Sache ganz gewiss war und nie etwas gegen das eigene Gewissen tat. Als Befreier hat er sich verstanden, der anderen zur Freiheit verhelfen wollte.
Die Ausstellung ist noch bis zum 21.Januar 2018 zu sehen. Sie ist immer dienstags bis donnerstags von 10 bis 17 Uhr, freitags, sonntags und an Feiertagen von 10 bis 18 Uhr geöffnet. Der Ausstellungskatalog kostet 22 Euro.
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