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Newseum
© AFP

Journalismus: "Newseum" öffnet in Washington

Nüchterne Nachrichten, journalistische Scoops und fette Schlagzeilen bekommen nun ein spektakuläres, neues Museum: Mitten in Washington, ganz in der Nähe von Kapitol und Weißem Haus, eröffnet am Freitag das "Newseum".

Das Museum rund um das Nachrichtenwesen und die Pressefreiheit nimmt seine Besucher mit auf eine Zeitreise, die mit der Erfindung des Buchdrucks beginnt und bis ins digitale Zeitalter führt. Eine eigene Ausstellung widmet sich der Rolle der Medien zu Zeiten der Berliner Mauer.

Zu einer neuen Touristenattraktion soll das "Newseum" werden, das früher in einem kleinen Gebäude in einem Vorort Washingtons untergebracht war und jetzt einen großen Hightech-Bau mitten im Museumsviertel der US-Hauptstadt bezieht. Zehn Jahre haben die Bauarbeiten gedauert und rund 450 Millionen Dollar (286 Millionen Euro) Investitionen verschlungen.

Fernsehstudios inklusive

Drinnen wimmelt es nur so von historischen Titelseiten, Schlagzeilen und berühmten Fotos. Wem das nicht reicht, der kann sich von hunderten Stunden Film berieseln lassen oder sich bei interaktiven Stationen spielerisch mit dem Thema Medien auseinandersetzen. Auch 14 Galerien, 15 Auditorien und zwei Fernsehstudios gehören zu dem Museum, das der Gründer der großen Tageszeitung "USA Today", Al Neuharth, initiierte. Seine gemeinnützige Organisation "Freedom Forum", die sich die Verteidigung der Pressefreiheit auf die Fahnen geschrieben hat, setzte die Idee um.

In die Marmorfassade des Gebäudes wurde in riesigen Lettern der 1. Zusatzartikel zur Verfassung der Vereinigten Staaten eingemeißelt. Dieser verbietet dem Kongress, Gesetze zu verabschieden, die die Meinungs- und Pressefreiheit einschränken. "Das Newseum ist ein Museum, das zeigt, wie wichtig Berichterstattung und Pressefreiheit in einer freien Gesellschaft sind", erklärt Museumsdirektor Joe Urschel.

Helikopter an der Decke

Die Besucher, die 20 Dollar (12,72 Euro) Eintritt zahlen, werden in der "Great Hall of News" mit ihrem riesigen Atrium empfangen. Von der Decke schweben der Helikopter eines Fernsehkanals und ein Nachrichtensatellit herunter. Wer dann die historische Galerie besucht, kann in Titelseiten von mehr als 350 Zeitungen stöbern. Die "Baltimore News Post" vom 1. September 1939 verkündet hier den Zweiten Weltkrieg mit der Schlagzeile "Hitler greift die Polen an", während die "Los Angeles Times" am 15. August 1945 ganz schlicht "Frieden" titelt.

Das Museum zeigt ausführlich, wie Medien über wichtige historische Ereignisse berichteten. Eine Ausstellung über den 11. September 2001 etwa lässt den Tag der Terroranschläge in den USA noch mal Revue passieren. Die "Berlin Wall Gallery" befasst sich wiederum mit der Berichterstattung über den Mauerfall 1989 und zeigt, wie Nachrichten und Informationen dabei halfen, das DDR-Regime zu stürzen. Bundesaußenminister Frank-Walter Steinmeier (SPD) soll die Galerie im Zuge seiner USA-Reise am Freitag besuchen.

Erinnerung an Hemingway

Hunderte von Erinnerungsstücken werden in dem Museum auf mehr als 23.000 Quadratmetern zur Schau gestellt. Darunter ist etwa der Presseausweis von Ernest Hemingway, der 1944 als Kriegskorrespondent aus Europa berichtete. Zu sehen ist auch der rote Pullover von Helen Thomas, der Präsidentin der akkreditierten Journalisten im Weißen Haus, den sie gerne trug, um bei Pressekonferenzen die Aufmerksamkeit des Präsidenten auf sich zu ziehen.

So sehr das Museum übrigens die Sternstunden des Journalismus feiert - Pleiten, Pech und Pannen werden nicht unter den Teppich gekehrt. Da ist zum Beispiel ein Aufmacher der "Chicago Daily Tribune", die am 3. November 1948 voreilig den Sieg von Thomas Dewey bei der US-Präsidentenwahl herausposaunte. Tatsächlich aber war Harry Truman wiedergewählt worden.

Chris Lefkow[AFP]

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