Geschlechterrollen: Männer? Ach!
Die HOT-Sommerkomödie „Ein seltsames Paar“ zeigt, wie Männer früher einmal waren, als das Leben noch einfach war.
Die diesjährige Sommerkomödie im Gasometer des Hans Otto Theaters erinnert daran, wie sie mal so waren, die Männer, als das Leben noch einfach war. Immer unordentlich, immer breitbeinig, immer Bier, am liebsten Poker. Und die Frauen? Solange die da sind, kümmern sie sich um Bett, Kinder und Küche und stören ab und zu durch nervtötendes Gekeife am Telefon die traue Pokerrunde mit den Kumpels. Die Ehefrauen geben Einkaufslisten durchs Telefon, die Exfrauen stellen Unterhaltsforderungen, so ist das in „Ein seltsames Paar“ von Neil Simon.
Der hypochondrisch veranlagte Felix (Jon-Kaare Koppe) ist von seiner Frau verlassen worden, hat gegen den Schreck die kleinen grünen Tabletten geschluckt, die er im Schrank der Fast-Ex gefunden hat, und jetzt ist ihm weder nach Poker noch nach Bier. Nun ist es ja nicht so, dass die Kumpels Oscar (drohend-bullig: Raphael Rubino), Speedy (spillrig mit feinem Gespür für Komik: Jan Kersjes), Murray (äsig-glatt: Florian Schmidtke) und Vinnie (moon-walk-smart: Frédéric Bossier) kein Herz hätten, sie sind nur reichlich ungelenk darin, es zu zeigen.
Oscar bietet Felix an, bei ihm einzuziehen – und alle Klischee-Probleme erwachsenen Zusammenlebens werden durchgespielt: Oscar hat’s lieber verkramt, Felix stört jeder Fleck. Oscar isst egal was, Felix kocht leidenschaftlich. Die Pokerrunde ist futsch, weil die bierselige Stimmung im von Felix aufgeräumten Haushalt nicht mehr in Gang kommen will. Die Beziehung ist hin. Aber welche Beziehung eigentlich? Oscar und Felix sollen beste Freunde sein – zu sehen ist davon nichts. Regisseur Niklas Ritter, der hiermit in Potsdam seine erste Komödie vorstellt, gibt wenig Anhaltspunkte, was für eine Freundschaft die beiden verbinden soll. Mindestens das aber wäre nötig gewesen, um dieser Komödie so etwas wie die nötige Fallhöhe zu verleihen.
Ausführlich getüftelt wurde hingegen an den Songs der Live-Band BubeDameFinck&Knecht: Jon-Kaare Koppe klöppelt auf leeren Gläsern in der Küche, alle viere klatschen einen Beat-Rhythmus auf Raphael Rubinos nacktem Leib. Meike Finck spielt anrührend Xylophon und Katharina Uhland, neu im Ensemble, zeigt, dass sie wunderbar singen kann: mal zart, mal röhrend, mal gurrend. Die Melancholie, die sich hier momentweise auftut, tut gut – aber die Szenen werden dadurch eher notdürftig zusammengekittet. Meike Finck und Katharina Uhland gurren später noch als Schwestern Gwendolyn und Cecily Taube, die im zweiten Teil den beiden Männern als erotische Ablenkung dienen. Pech für Oscar, dass die Taubes den weinerlichen Felix bevorzugen und seinen Trennungsschmerz am Ende noch wegsäuseln. Pech auch für Zuschauer, die gehofft hatten, dieser Abend bewege sich doch noch in Richtung Relevanz – oder hebe als Komödie endlich ab. „Ein seltsames Paar“, 1965 für den Boulevard geschrieben, muss damals einen Nerv getroffen haben: Es wurde nach der New Yorker Premiere knapp 1000 Mal gespielt, ein Kinokassenschlager mit Walter Matthau und Jack Lemmon entstand. Warum man es 2017 wieder auf die Bühne holt, bleibt ein Geheimnis. Diese insgesamt ambitionierte Spielzeit hätte einen weniger mauen Abschluss verdient.
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