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Formvollendet. Paul Agnew ist Meister des musikalischen Ausdrucks.
© Denis Rouvre

Potsdamer Musikfestspiele: Leise Laute

Tenor Paul Agnew und Lautenist Thomas Dunford brillieren mit Dowlands Liedern in der Orangerie.

Potsdam - Raffael und Dowland im Orangerieschloss im Park Sanssouci: Die Musikfestspiele Sanssouci brachten die italienische Hochrenaissance und das elisabethanische Zeitalter in einem Raum zusammen. Während Raffaels Gemälde als Kopien seit gut 120 Jahren hier versammelt sind, erklangen John Dowlands Lautenlieder nur am Mittwochabend.

Während Raffael in offiziellen Aufträgen das Wahre, Gute und Schöne in Geschichten aus der Antike und dem Christentum sucht, bleibt Dowland mit seiner Musik ganz privat, intim. Raffael und Dowland ermöglichen eine spannungsreiche Reise in verschiedene Welten der Künste und zu emotionalen Erlebnissen.

John Dowland (1563–1626) war ein Lautenvirtuose ersten Ranges, der auf eine Anstellung bei Queen Elizabeth I. hoffte. Doch seine Bewerbung für die freie Stelle als Hoflautenist wurde abgelehnt. Nach Reisen an andere Höfe in Europa, beispielsweise an den dänischen, ging er 1612 nach London zurück. Sein langgehegter Wunsch wurde erfüllt, er wurde Lautenist am englischen Königshof. Seine von ihm kreierten Lautenlieder machten die Runde beim Adel und im Bürgertum. Dowlands Lieder, auch seine Liebeslieder, haben einen ausdrucksstarken, melancholischen und eher düsteren Charakter.

Eine der Herausforderungen für jeden Interpreten besteht darin, für jedes Lied, für jede Strophe einen angemessenen Ausdruck zu finden. Die Musikfestspiele Sanssouci konnten für das Konzert zwei englische Künstler verpflichten: den Tenor Paul Agnew sowie den Lautenisten Thomas Dunford. Beide sitzen im Raffaelsaal an einem Tisch, was die Intimität der gesungenen Geschichten unterstreicht: Paul Agnew hat die Noten vor sich liegend, Dunford benötigt keine Partitur, er musiziert auswendig.

Die beiden Künstler führen einen intensiven musikalischen und inhaltlichen Dialog, zugleich kommunizieren sie mit dem Publikum, erzählen von Liebe, Leid, Sehnsucht und Trost. Davon singt die Musikgeschichte bekanntlich „viele Lieder und Opern“. Dowland jedoch macht das völlig unaufgeregt, mit nur zwei Instrumenten: mit der Singstimme und der Laute. Und dennoch sind Dowlands Lieder voller Emotionalität.

Paul Agnew, der nicht nur als Sänger in der Alten Musik-Szene zu Hause ist, sondern mittlerweile auch als Dirigent von Kammerorchestern einen Namen hat, besitzt ein außerordentliches Gespür und große Sensibilität für die subtilen Nuancen der englischen Sprache und der Musik. Sein Gesang kommt vom gesprochenen Wort her, und das ist für Dowland genau der richtige Interpretationsansatz. Agnew deutet den Text sehr fein aus, und seine ganze Kunst des differenzierten Ausdruckgesangs demonstriert er an den Strophenliedern Dowlands. Zugleich hat und nutzt er die vielen Möglichkeiten seines warmen Tenors, die Klangfarben der Lieder zu variieren.

Agnews Interpretationskunst ebenbürtig ist die Begleitung durch den Lautenisten Thomas Dunford, der bereits als Dreißigjähriger eine große Weltkarriere gestartet hat. Einfühlsamkeit ist dabei seine große Stärke. Auch die Lautenstücke von Dowland, die er zwischen den Liedern musiziert, die hochexpressiven sowie poetischen und leisen, bezeugen Dunfords großartige Lautenkunst. Das kostbare Konzert wurde zu Recht von den Zuhören langanhaltend gefeiert.

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