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Florian Aigners Film "Im Niemandsland": Konfliktreiche Liebe

Der Film „Im Niemandsland“ von Florian Aigner erzählt vom Kleinmachnower Häuserstreit kurz nach der Wende - und einer bezaubernden Liebesgeschichte.

Potsdam - Zwei Familien, die ein Haus in Kleinmachnow für sich beanspruchen. Die Behrendts, weil es ihnen vor der Zwangsenteignung im Zuge der Deutschen Teilung gehörte. Die Paulsens, weil sie sich dort zu Hause fühlen. Eine verkantete Situation – die auch dadurch nicht einfacher wird, dass Alexander Behrendt einen Wohnwagen vor dem Haus aufgestellt hat, um dessen Bewohner drangsalieren zu können. 

Diese Szenerie aus Florian Aigner Spielfilm „Im Niemandsland“, den er am 8. November in den Kleinmachnower Kammerspielen und am 10. November im Potsdamer Thalia vorstellt, klingt nach übermütigem Drehbuch – beruht aber tatsächlich auf einem Zeitzeugenbericht aus Kleinmachnow. Mit vielen Bewohnern vor Ort hat Aigner während seiner Recherchen für den Film gesprochen. Weil in Kleinmachnow das Thema der Zwangsenteignung und die Rückforderungen von Häusern Anfang der 90er Jahren besonders aktuell waren. Schon damals als Teenager trieb den heute 44-jährigen Berliner das Thema um. Dieses Umschlagen der grenzenlosen Freude über den Mauerfall in eine Verbitterung. 

Katja (Emilie Neumeister) und Thorben (Ludwig Simon) sind verliebt.
Katja (Emilie Neumeister) und Thorben (Ludwig Simon) sind verliebt.
© Armin Dierolf/promo

„Ich hatte Lehrer, die vor Freude geweint haben und ein halbes Jahr später war alles ganz anders“, sagt Aigner. Plötzlich kursierten Begriffe wie „Besserwessi“ und „Jammerossi“, alles sei verhärtet gewesen. „Das hat sich total bei mir eingebrannt.“ Aigner selbst stammt aus einer eher neutralen Familie, wie er sagt: Seine Eltern kommen aus Österreich und obwohl er in Zehlendorf geboren sowie aufgewachsen ist, spielte Ost-West in seiner Jugend kaum eine Rolle. Erst nach der Wende fing er an, sich dafür zu interessieren, Kleinmachnow rückte durch die räumliche Nähe in den Fokus. Nach seinem Regiestudium an der Deutschen Film- und Fernsehakademie Berlin war er einige Zeit als Dokumentarfilmer unterwegs. Die Idee, einen Film wie „Im Niemandsland“ zu machen schwelte aber schon lange in ihm. 

Im Jahr 2009 fing er schließlich mit den Recherchen an – und stieß auf die Geschichte mit dem Wohnwagen. „Ich konnte das selbst kaum glauben“, sagt Aigner. Es war klar: Das muss in den Film.

Und so sitzt Alexander Behrendt (Andreas Döhler) in „Im Niemandsland“ gemeinsam mit Tochter Katja (Emilie Neumeister) im Liegestuhl vor dem Wohnwagen und beobachtet. Auf eine Auszahlung der Familie Paulsen möchte er sich nicht einlassen, besonnene Gespräche sind nicht möglich. Schon gar nicht als Frau Paulsen ihren Job verliert und dem westlichen Kapitalismus die Schuld dafür gibt. 

Regisseur Florian Aigner ist in Zehlendorf aufgewachsen.
Regisseur Florian Aigner ist in Zehlendorf aufgewachsen.
© Ottmar Winter

Noch findet Katja nichts dabei, plappert eifrig Sätze, wie „Wer in Kleinmachnow wohnt, war in der Stasi“ nach. Doch das kippt, als die fanatische Fixierung ihres Vaters zum Ehestreit zwischen den Eltern führt. In ihrem Frust demoliert Katja den Wohnwagen und beeindruckt damit wiederum Thorben (Ludwig Simon), der in dem Kleinmachnower Haus mit seinen Eltern wohnt. Zwischen den beiden entwickelt sich eine Romanze, so wie sie sich zwischen Teenagern eben entwickelt: etwas überstürzt, aber dafür sehr intensiv. 

Durch die verkrachten Familien entsteht hier eine „Romeo und Julia“-Dynamik, die zum Ende hin etwas überstrapaziert wird, insgesamt aber überzeugt. Weil sie ganz deutlich den Generationenkonflikt zeigt, dem die Kinder nicht entkommen können. Zwar sind sie nicht wie ihre Eltern, haben kein Haus oder den Job verloren – aber ganz neutral sind sie auch nicht. Immer wieder werden sie in die Konflikte der Eltern hineingezogen und wissen nicht, wie sie sich verhalten sollen. 

Von den jungen Darstellern wird dieser Konflikt glaubhaft gespielt, die zarte Liebe emotional inszeniert. Für Aigner, der den Film in Potsdam und Kleinmachnow drehte, war diese Beziehung sehr wichtig: „Ich wollte damit die Sehnsuchtsstimmung der Zeit auffangen, die Begeisterung für den Moment.“ Kein reiner Problemfilm sollte „Im Niemandsland“ werden und auch kein „Erklärbärfilm“. Um den Schauspielern nicht ständig politische Statements in den Mund legen zu müssen, hat Aigner Archivmaterial aus der Zeit als Kapitelübergänge in den Film montiert. Unter anderem deshalb ist der gesamte Film im Format 4:3 gedreht. Für den einheitlichen Look – und auch aus Nostalgiegründen. 

>>„Im Niemandsland“ mit Florian Aigner als Gast, am 8. November um 20.15 Uhr in den Kleinmachnower Kammerspielen und am 10. November um 12 Uhr im Babelsberger Thalia-Kino

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