Zunächst hegte Stephan Märki große Hoffnungen. Als Intendant des Hans Otto Theaters wollte er der künstlerisch-kulturellen Aufbruchstimmung in Potsdam einen Schub geben. Doch er wurde enttäuscht. Sein Wunsch, nicht Opfer der Umstände, sondern Herr der Möglichkeiten zu werden, erfüllte sich in der Landeshauptstadt nicht. Auch Guido Huonders Nachfolger, der 1993 von München nach Potsdam kam, musste mit Theaterprovisorien leben.
Aus dem von ihm gegründeten Team-Theater München brachte Märki die vor 1989 bereits am Hans Otto Theater engagierten Schauspieler Thorsten Bauer, Christian Kuchenbuch und Ralf-Günther Krolkiewicz mit. Mit ihnen sowie mit Diana Dengler, Nadja Uhl, Gertraud Kreißig, Rita Feldmeier, Claudia Meyer, Stefan Eichberg, Roland Kuchenbuch oder Bernhard Geffke versuchte Märki, poetisches Theater auf die Potsdamer Bühne zu bringen. Er, der Feingeist, nahm sich selbst der Komödien wie „Die Hose“ von Carl Sternheim oder Edmond Rostands „Cyrano von Bergerac“ an. In seinen Inszenierungen wurde das Komödiantische der Figuren nicht grell ausgestellt, sondern deren Brüche und Widersprüche kunstvoll-warm ausgeleuchtet.
Leider sparte der Intendant, der seine Wurzeln in der Schweiz hat und in München eine Schauspielausbildung genoss, aus Zeitgründen mit eigenen Regiearbeiten. Doch Märki sorgte für etliche Neu- und Wiederbegegnungen von Regisseuren, die teilweise spannende Stücke-Lesarten vorstellten: Piet Drescher, Ralf-Günter Krolkiewicz oder Thomas Thieme. Goethes „Faust“ kam nach 40 Jahren endlich wieder auf die Bühne des Theaters. Nadja Uhl spielte das Gretchen, Thomas Bading den Faust und Matthias Günther war Mephisto.
Werner Schwabs Stück „Faust:: Mein Brustkorb: Mein Helm“ bot einen ganz neuen, ungewohnten Blickwinkel auf die Figur Faust. Neben Blixa Bargeld als Mephisto, dem populären Geschwisterpaar Jennifer und Hans-Peter Minetti als Marthe und Wagner engagierte man auch die Band „Einstürzende Neubauten“. Die Ästhetik des Stücks und seine Inszenierung waren für viele Potsdamer irritierend. So war der Aufführung nur eine kurze Lebensdauer beschieden. Große Publikumsresonanz dagegen hatte „Das Ballhaus“ von Steffen Mensching. In einer hinreißenden Tanzfolge wurden 60 Jahre deutsche Geschichte erzählt. Als Regisseur fungierte Günter Rüger, der mit seinen Inszenierungen immer noch für Begeisterung sorgte.
Märki beklagte in Potsdam die spärliche Kommunikation zwischen der Stadt- und Landespolitik sowie dem Theater. Die fehlende Gesprächskultur sei für ihn ein Kulturschock gewesen, sagte er in einem Interview. Die Abwicklung des Musiktheaters aber wurde vorangetrieben. Die Oper sollte nach dem Willen der Politik nur eine Marginalie sein. Das Orchester trennte sich 1994 vom Theater und gründete als Brandenburgische Philharmonie Potsdam eine GmbH, zwei Jahre später gab es einen Abschied vom Chor. Es wurden noch manch kleine, spannende Opernprojekte verwirklicht. Aber der schleichende Tod des Musiktheaterensembles war von oben verordnet.
Stephan Märki litt darunter, dass die Stadtpolitiker sich nicht zu einem eindeutigen Bekenntnis zu ihrem Theater durchrangen. 1997 beendete er seinen Vertrag. Drei Jahre später wurde er Generalintendant des Deutschen Nationaltheaters Weimar. Klaus Büstrin
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