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Wie Filmplakate Geschichte erzählen, zeigt eine aktuelle Ausstellung im Potsdamer Filmmuseum. 
© Ottmar Winter

Plakate-Ausstellung im Filmmuseum Potsdam: In erster Linie Propaganda

Das Potsdamer Filmmuseum zeigt Ausstellung die „Plakativ. Filmwerbung und Propaganda in Demokratie und Diktatur – Deutschland 1930 - 1950“.

Potsdam - Die Plakate von „Im Westen nichts Neues“ und „Das Flötenkonzert von Sanssouci“ sind nebeneinander platziert. Beide Filme entstanden 1930. Sie gehören zu den ersten Tonfilmen, die weltweit produziert wurden. „Im Westen nichts Neues“ ist nach dem Antikriegs-Roman von Erich Maria Remarque in den USA mit Lew Ayres in der Hauptrolle entstanden. In der Verfilmung von Lewis Milestone bleibt er eine unmissverständliche Anklage gegen den Krieg, wurde jedoch in der Weimarer Republik von der Zensur verboten. Im Ufa-Film „Das Flötenkonzert von Sanssouci“ wird der Siebenjährige Krieg hingegen melodramatisch verherrlicht und verbuchte hohe Zuschauerzahlen.

Die Plakate zu dem US-amerikanischen und dem deutschen Film eröffnen die Ausstellung „Plakativ. Filmwerbung und Propaganda in Demokratie und Diktatur – Deutschland 1930-1950“ im Filmmuseum. Kuratiert wurde diese unter anderen von Ursula von Keitz, der Direktorin des Filmmuseums. Das Team griff bei der Präsentation in erster Linie auf die Filmplakat-Sammlung des australischen Historikers William Gillespie zurück. Mehr als 500 Plakate, vor allem zu deutschen Filmen, hat er in gut 35 Jahren zusammengetragen.

Die meisten Plakate sind Steinlithographien

Gestaltet wurden die Werbeträger von erstklassigen Grafikern und Malern, wie Kurt Geffes, Peter Pewas, Theo Matejka oder Alfred Herrmann. „Die meisten Plakate sind Steinlithographien und wurden 400 bis 500 Mal gedruckt, also Kunstwerke, jedoch von unterschiedlicher Qualität“, erzählt Gillespie, der extra aus Sydney angereist ist, um an der Ausstellungseröffnung am morgigen Freitag teilzunehmen. „Die meisten Plakate wurden großformatig gestaltet und gedruckt, waren sie doch fast das einzige Medium, das für die Filmproduktionen warb. Doch man verkaufte sie in der Entstehungszeit nicht. Die Vertriebsfirmen gaben die wertvollen Blätter nur als Leihgaben an die Kinos heraus.“

Natürlich sollten die damaligen Stars wie Zarah Leander, Emil Jannings, Sybille Schmitz oder Heinrich George im Blickpunkt stehen, Schauspielerinnen und Schauspieler, die man schon vom Stummfilm kannte, oder die gerade ihre ersten Lorbeeren einheimsten, nahmen den Betrachter in den Blick, denn sie sollten mit dem Inhalt, der Sprache und der Atmosphäre des Films einen ersten bildlichen Eindruck erhalten. Da sollte man an den Plakaten zu den Unterhaltungsfilmen wie „Die große Liebe“ oder „Serenade“, den Melodramen „Der Schimmelreiter“ oder „Titanic“, den expressiven Streifen über den Arzt Robert Koch oder „Die Geierwally“ nicht vorbeigehen. Propagandaminister Goebbels forderte Filme, die den Nationalsozialismus verherrlichen, glückliche Menschen zeigen und die zum Durchhalten des Krieges auffordern. 

Viele Propagandaplakate

Der Sprachwissenschaftler Otto Klemperer sagte über die NS-Literatur: „Worte können sein wie winzige Arsendosen; sie werden unbemerkt verschluckt, sie scheinen keine Wirkung zu tun, und nach einiger Zeit ist die Giftwirkung doch da.“ Auch für den Film galt das Wort.

Der erste Film nach dem Zweiten Weltkrieg entstand 1946 bei der DEFA: „Die Mörder sind unter uns“ mit Hildegard Knef. Das Plakat zu diesem Antikriegsfilm und leider nur wenige andere sind nicht repräsentativ für die Propagierung der Filmkunst jener Jahre. Das ist schade, denn in Ost- und Westdeutschland war die Filmplakatbranche wohl nicht untätig.

Interessant der Vergleich der Werbung zu dem Unterhaltungsfilm „Das doppelte Lottchen“ aus dem Jahr 1950 in der BRD und in der DDR. Der ostdeutsche Grafiker platzierte die glückliche Familie vor der Sehnsuchtslandschaft der Deutschen, vor den Alpen. 

>>Die Ausstellung ist vom 12. April bis 25. August im Filmmuseum zu sehen

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