Buchpreisträger Eugen Ruge im Gespräch: „Ich fühle mich wie der verlorene Sohn“
Er ist in Potsdam aufgewachsen, mit der Adaption seines Romans „In Zeiten des abnehmenden Lichts“ kehrt er jetzt ans Hans Otto Theater zurück. Autor Eugen Ruge über Heimkehr, Verschlimmbesserungen der DDR und zwei Gründe gegen den Aufbau der Garnisonkirche
Herr Ruge, wir treffen uns in Berlin, wo Sie schon viele Jahre leben, aber aufgewachsen sind Sie in Potsdam. Ich wollte Sie einladen, mit mir dort spazieren zu gehen. Was würden Sie mir zuerst zeigen?
Ich bin ja in Babelsberg groß geworden, in einem anderen Babelsberg als das, was es heute gibt. Und zwar nicht nur, weil die Villen dort heute alle rücküberführt worden sind oder anderen wohlhabenden Leuten gehören, sondern auch weil es fast noch ein Nachkriegs-Babelsberg war. Das war mir damals nicht so bewusst, aber im Espengrund waren da wirklich noch Ruinen. Und in diesen Ruinen, die man natürlich auf keinen Fall betreten durfte, haben wir viel gespielt. Es gab damals viel Raum für Kinder, der aus heutiger Sicht nicht TÜV-verifiziert wäre.
Aber diese Orte gibt es nicht mehr.
Nein, die sind verschwunden. Den nächsten Ort, an den ich Sie wahrscheinlich führen würde, gibt es noch: Das wäre der Babelsberger Park, wo ich einen Teil meiner Kindheit verbracht habe. In der Badeanstalt, die es auch immer noch gibt. Gegenüber, wo jetzt das Theater ist, wurde früher Kohle verladen. Da sah man immer nur Fabrikbauten, und mit Kränen wurde Kohle verladen. Auch das Hans Otto Theater hat mich sehr geprägt …
… das damals noch in der Zimmerstraße zu Hause war. Auch dort wird längst nicht mehr gespielt.
Da habe ich meine erste Theateraufführung überhaupt gesehen. Ich hatte ein Schulabo und habe viele Stücke gesehen. Ein Stück von dem russischen Autor Daniil Granin hat mich sehr beeindruckt. Das war allerdings ein Gastspiel aus Senftenberg, eine Inszenierung mit nur zwei Stühlen. Das hat mir eigentlich erklärt, was Theater im Unterschied zum Film ist. Theater ist eine Geschichte, die mit Händen und Füßen erzählt wird.
Sie haben lange vor allem Stücke geschrieben. Nahm Ihr Theaterweg in der Zimmerstraße seinen Anfang?
In gewisser Weise kann man das sagen. Das waren meine ersten Theaterimpulse. Ich erinnere mich an „Der weiße Anzug“, die Geschichte eines südamerikanischen Autors, die mich damals sehr beeindruckt hat. Der Autor war selbst da, erhob sich von seinem Platz und wurde vom Publikum gefeiert. Ich erinnere mich aber auch an die Shakespeare-Inszenierungen von Rolf Winkelgrund.
Woher kam Ihre Lust, für das Theater zu schreiben?
Das hatte auch mit einem anderen Ort zu tun, den ich Ihnen in Potsdam zeigen würde: die Filmhochschule. Ich war damals mit einer Dramaturgiestudentin zusammen und wohnte auch kurze Zeit in einem der Wohnheime der Filmhochschule – ein Haus, das inzwischen auch nicht mehr existiert, ehemals Besitz von Katharina Röck, der berühmten deutschen Schauspielerin. Auf diese Weise habe ich ein wenig Dramaturgie mitstudiert, und das führte mich naturgemäß zum Schreiben für das Theater.
Später haben Sie dann zunächst auf dem Telegrafenberg gearbeitet.
Ja, ich hatte Physik studiert und arbeitete dann im Geophysikalischen Institut auf dem Telegrafenberg, im Bereich der Seismologie. Ich hatte dort ein Büro in einem Neubau, dessen Fenster genau auf den Einsteinturm rausging. Das Institut steht noch, aber unser ehemaliges Rechenzentrum ist abgerissen. Das war gegenüber vom Eingang zum Babelsberger Park in der Allee nach Glienicke. Dort, auf dem Gelände der Sternwarte, stand in einer großen, gläsernen Hallenkonstruktion ein riesiger Robotron-Rechner. Man schrieb ein Programm, stanzte es eigenhändig in Lochkarten, und dann gab man einen solchen „Job“ bei einer Art Pförtner ab, der sich ein kleines bisschen wie der Herr des Rechners aufspielte. Das dauerte dann ein, zwei Tage, bis das Programm dran war, und dann bekam man einen Ausdruck wieder und stellte fest, dass man irgendwo ein Komma oder eine Klammer vergessen hatte, und die Ergebnisse waren unbrauchbar. Sie merken: Gut, dass wir nicht in Potsdam sind, wir müssten tagelang durch die Stadt laufen, um auch nur halbwegs die Orte ausfindig zu machen, die für mich eine Bedeutung hatten.
Wo genau wohnten Sie in Babelsberg?
In der Domstraße 24 zunächst. Eine sehr schicke Villa, inzwischen auf etwas skurrile Weise verwildert. Sie wurde in den 1940er-Jahren von einem Nazi erbaut, ich glaube, er hieß Aude und produzierte Scherenfernrohre für die Wehrmacht. Die Fabrik baute nach dem Krieg dann Zylinderschlösser. Dann sind wir in die Domstraße 31 umgezogen, fast schon Nowawes. Babelsberg zerfällt ja in zwei völlig unterschiedliche Teile: Im Ostteil standen die Millionärsvillen, die größten am Griebnitzsee, riesige schlossartige Häuser reicher Bankiers. Aber der eigentliche Ort hieß Nowawes, ein altes Weberdorf mit niedrigen Hütten, wo damals ärmere Leute wohnten, manche an der Grenze zum Asozialen. Das wuchs zusammen und irgendwo in der Mitte wohnten wir in einem zweistöckigen Haus. Die Wohnung wollte damals keiner haben: Sie war 164 Quadratmeter groß und kostete mit Garage 200 Mark. Das fanden die Leute so teuer, dass nur meine wahnsinnige Mutter gesagt hat: Die Wohnung nehmen wir! Obwohl wir noch nicht mal ein Auto hatten für die Garage.
Kann man sich Irina und Kurt Umnitzer in „In Zeiten des abnehmenden Lichts“ also dort, in der Domstraße, vorstellen?
Nein, nicht ganz. Wenn ich im Roman Neuendorf beschreibe, ist das immer ein augenzwinkerndes Changieren zwischen Kleinmachnow und Babelsberg. In Kleinmachnow ging ich zur Schule. Aber das Haus, bei dessen Gestaltung die Kreativität und das Geschick meiner Mutter zum Ausdruck kam, steht an der Ostsee. Ein Ferienhaus, das meine Mutter, die eigentlich kaum einen Gasbetonstein von einem Klinker unterscheiden konnte, in nur einem einzigen Sommer erbaute. Ein kleines Haus, aber mit Schilfdach. In meiner Fantasie hat sich das Haus in den „Fuchsbau“ verwandelt, wie es im Roman heißt.
War das Anverwandeln anderer Orte auch eine Reaktion darauf, dass die tatsächlichen Orte nicht mehr existieren?
Nein, das kam eher daher, dass es mich immer blockiert hat, solange ich mich irgendwie an eine äußere Wahrheit halten wollte. Dieser Roman ist aber nicht unwahr, er ist wahr in einem tieferen Sinne. Ich habe zum Beispiel das Haus meiner Großeltern so beschrieben, dass es dem Charakter meines Stiefgroßvaters entsprach. Das Haus ist auch eine Figurenbeschreibung und eine Beschreibung der Situation. Andererseits habe ich bestimme Dinge auch mit großem Vergnügen übernommen: wie mein Stiefgroßvater das Haus durch bestimmte Reparaturen verschlimmbesserte. Weil das etwas über die DDR erzählt.
Was erzählt diese Verschlimmbesserung denn über die DDR?
Die DDR war auch die Übernahme eines Nazi-Hauses, wenn Sie so wollen. Oder nehmen Sie die Idee des Sozialismus: Sie ist umgebaut worden bis zur Unkenntlichkeit. Das ist jetzt Interpretation, steht so nicht im Buch, aber irgendwie ist das Haus und seine Geschichte auch symbolisch für dieses Land. Aber es ist auch konkret: Jeder, der in der DDR gelebt hat, kennt diese notdürftigen Reparaturen, die schlimmen Sanierungen, die schrecklichen Anbauten und Ersatzlösungen.
Jetzt kommt der Roman auch in Potsdam auf die Bühne. Heimkehr ist ein großes Wort – trifft es das trotzdem?
Ein bisschen schon, das muss ich zugeben. Wenn überhaupt, dann fühle ich mich als Potsdamer. Ich bin in Russland geboren, aber in Babelsberg aufgewachsen, das prägt sehr. Ich war zwischendurch ein paar Jahre im Westen und lebe inzwischen lange schon in Berlin, aber zu Potsdam habe ich eine ganz besondere Beziehung. Ich fühle mich schon ein bisschen wie der verlorene Sohn, der wiederkehrt, aber nicht bemerkt wird. Insofern finde ich das schon sehr schön, dass das Stück jetzt nach vielen anderen Städten auch in Potsdam aufgeführt wird – zumal zu Beginn einer Spielzeit und einer Intendanz. Das empfinde ich schon als eine Art von Ehre. Und Trost.
2013 haben Sie selbst das Buch für die Uraufführung am Deutschen Theater dramatisiert. Da schreibt man jahrelang einen Roman, und später dann sägt man das runter auf drei Stunden Theater. Ist das nicht ein ziemlich masochistischer Vorgang?
Nach vielen Jahren wäre mir das sicher noch leichter gefallen. Bei mir lagen zwei Jahre zwischen dem Roman und der Theaterfassung. Aus 450 Seiten wurden 80. Das fiel mir schwer, aber: Ich bin, nachdem ich einen Text abgeschlossen habe, relativ schnell auf Distanz. Übrigens ist die ganze Sache ja ziemlich absurd, denn es gab ja zuvor schon ein Theaterstück.
Ein Theatertext wurde zu einem Roman, aus dem ein Theatertext wurde?
Ja. Der ursprüngliche Theatertext heißt „Babelsberger Elegie“, er wurde 1997 in Magdeburg uraufgeführt. Der spielt in der nämlichen Villa an drei verschiedenen Geburtstagen Wilhelms: 1989, 1990 und 1991. Das Stück ist nicht besonders avantgardistisch, denn ich wollte tatsächlich bestimmte Figuren in Szene setzen, eine Geschichte erzählen. Dieses Stück habe ich in Potsdam mal vorgestellt, zu einer Lesung der Werkstatttage Neuer Dramatik. Ich erinnere mich, dass die Schauspielerin Gertraud Kreissig, die bei der Lesung als Charlotte mitgewirkt hatte, danach aufsprang und kreischte, dass es eine Zumutung sei, ein Stück über solche Leute zu machen, dass man mit solchen Leuten doch nichts mehr zu tun haben wolle.
Das war also die erste Begegnung zwischen dem Stoff und der Stadt Potsdam.
Das war der warmherzige Empfang der Potsdamer Theaterszene. Das Stück wurde nach der Uraufführung dann nicht mehr gespielt. Damals, in der Blütezeit des Regietheaters, war das nicht, was die Theater suchten. Heute kehrt das Geschichtenerzählen ja langsam zurück. Zehn Jahre später schreibe ich einen Roman, und nach dem großen Erfolg kommen die Theater und fragen mich: Willst du uns nicht aus dem Roman ein Theaterstück schreiben?
Die neue Potsdamer Fassung stammt von der Intendantin Bettina Jahnke und ihrer Dramaturgin Alexandra Engelmann. Sie haben noch einmal draufgeschaut.
Ich gucke nur drauf, wenn man mich darum bittet. Wenn nicht, dann lasse ich das. Aber ich fange nicht an, mit einem Rotstift Korrekturen zu machen. Mir geht es nur darum, dass die Inszenierung wirklich das Buch meint. Ob dann auf der Bühne auch immer die Stimmung getroffen wird, die ich mir vorgestellt habe, ist eine andere Sache. Auch am Deutschen Theater habe ich die Atmosphäre des Textes nicht immer wiedererkannt. Aber das ist okay. Da bin ich nicht nur tolerant, sondern auch neugierig.
Wo liegen die Differenzen zwischen Ihrer Stückfassung und der Potsdamer? In Potsdam wird Alexander im Mittelpunkt stehen, der alles rückblickend erzählt.
Das steckt ja im Roman schon drin. Zumindest kann man es so lesen, dass im Grunde Alexander diesen Roman schreibt. Die Stimmung, in der Alexander am Ende ankommt, im Angesicht des Todes, ist die Stimmung des Buches insgesamt. Eine Stimmung, die einen durchaus harten Blick mit einer gewissen Wehmut verbindet, aber auch mit Heiterkeit. Ein wesentlicher Unterschied: Meine Theaterfassung ist chronologischer. Ich habe den Roman für das Theater ein wenig geordnet. Die Theaterleute haben es wieder durcheinandergebracht, auch die Potsdamer tun das. Aber das dürfen sie.
In einer Kritik der Uraufführung hieß es, es gelinge der Regie nicht, das Beste des Romans, seine komplexe Struktur, zu zeigen. Stellt man sich als Autor ein Bein, wenn man seinen Roman auf die Bühne bringt?
Die Theater werden den Roman sowieso auf die Bühne bringen – es sei denn, ich verbiete das. Aber das käme mir komisch vor. Also versuche ich ein Angebot zu machen, das dann irgendwie umgestaltet wird. Man kann von einem Stück nicht dasselbe erwarten wie von einem Roman. Das Vergnügen an einem Theaterstück ist das der Verkörperung der Figuren. Das ist der Spaß daran. Ich sehe da nicht die Figuren, die ich geschrieben habe. Ich sehe Varianten davon. Der Vergleich mit dem Roman bringt da nichts. Wenn es auf der Bühne nicht gelingt, eine bestimmte Stimmung rüberzubringen, dann liegt das nicht an der mangelnden Komplexität, dann muss man woanders suchen. Beim Bühnenbild, der Spielweise, der Konzeption.
In den auf die Bühne gebrachten Romanfiguren sahen einige Kritiker Karikaturen. Sehen Sie auch die Gefahr?
Das ist schwierig. Nehmen Sie eine Figur wie Wilhelm. Der Roman hat die Möglichkeit, in den Kopf dieses schon altersdementen Menschen zu gehen und zu erzählen, wie es dazu kommt, was er da von sich gibt. Das Theater kann das nicht, es kann nur zeigen, was aus dem Mann herauskommt, wenn er den Mund aufmacht, und das ist eine Menge Unsinn. Das ist ein Problem. Ich weiß nicht, wie man das lösen kann – es sei denn, man erzählt auch etwas über den früheren Wilhelm. Christian Grashof am DT hat das sehr gut gemacht, ihn stark verteidigt. Auch der Roman versucht, jede Figur zu verteidigen. In Saarbrücken habe ich eine völlig absurde Wilhelm-Figur gesehen, die sich bewegt wie ein Klappstuhl. Und trotzdem hatte auch dieser Wilhelm die Tragik der gescheiterten Idee, der gescheiterten Bewegung.
Wandern wir noch mal zurück nach Potsdam. Es steht an vielen Orten auch für die dunkle Seite der DDR. Das Gefängnis in der Lindenstraße, das „KGB-Städtchen“. Haben Sie das damals mit reflektiert?
Natürlich, ein Freund von mir saß mal in dem Untersuchungsgefängnis. Warum kommt das im Roman nicht stärker vor? Es kam in meinem Leben nicht stärker vor. Natürlich gab es das alles, es gab schreckliche Übergriffe von der Stasi, auch wenn die Arbeit der Stasi vor allem in der sinnlosen Anhäufung von Material bestand. Oft wird die Stasi in Dokumentationen und Filmen besonders hervorgehoben – aber so war der Alltag in der DDR nicht. Wenn ich im Stasi-Knast gelandet wäre, würde der Roman wahrscheinlich anders aussehen. Aber es ist nicht richtig, so zu tun, als ob das Leben in der DDR von der Stasi geprägt war. Wer wirklich denkt, dass die DDR etwas war, das sich ein paar alte Männer ausgedacht haben, um andere zu quälen und zu unterdrücken, der hat sie nicht begriffen. Man muss bedenken, dass am Anfang eine emanzipatorische Idee stand – und das hat uns in der DDR auch gerettet. Man konnte denen ihre eigenen Parolen vor die Nase halten.
Wie das?
In der Armee, der sogenannten Friedensarmee, konnte man durchaus sagen: Das soll jetzt eine sozialistische Armee sein? Das sind sozialistische Inhalte? Auf der untersten Ebene, bei dumpfen Unteroffizieren, half das nicht. Aber in den höheren Rängen konnte man denen den eigenen Anspruch vor die Nase halten. Die DDR war ursprünglich ein antifaschistischer Staat, der nach Gerechtigkeit und Gleichheit strebte, das sollte man nicht vergessen oder verleugnen.
Und wie sehen Sie Potsdam heute?
Potsdam ist heute auf jeden Fall eine reiche, oder zumindest doch eine wohlhabende Stadt. Eine bestimme Prominenz wohnt dort, zumindest sehr verdichtet. Es war schon unter Friedrich dem Großen eine Kulturstadt und eine Garnisonstadt, wo es nicht nur die Garnisonkirche gab, gegen deren Aufbau ich natürlich bin. Potsdam war schon immer eine privilegierte Stadt und scheint dies auch wieder zu werden. Eine Stadt der Upper Class.
Warum sind Sie so deutlich gegen den Wiederaufbau der Garnisonkirche?
Es gibt mindestens zwei Gründe. Ich kenne einige wiederaufgebaute Kirchen und Bauwerke, von der Erlöserkirche in Moskau bis hin zur Frauenkirche in Dresden. Ich finde, das sieht einfach nicht gut aus. Ich finde diese Wiederaufbauten grundsätzlich verfehlt. Auch das Potsdamer Stadtschloss mit seinen Betonmauern wird nie eine richtige Patina kriegen. Und vor allem: Wenn uns wirklich nichts anderes einfällt, als diese alten Dinger nachzubauen, dann sind wir als Zivilisation auch irgendwie am Ende.
Und der zweite Grund?
Gerade die Garnisonkirche ist ein Ort, der eine Symbolik hat, die ihm nicht mehr zu nehmen ist. Wenn einige Leute jetzt sagen, wir müssen daraus eine Stätte der Versöhnung machen, sage ich: Sie können aus einem Friedhof keine Geburtsklinik machen. Die Dinge haben einen bestimmten Charakter, gegen die keine Propaganda ankommt. Im Kern wird die Garnisonkirche der Ort bleiben, wo sich Hindenburg und Hitler die Hand gereicht haben.
Das Gespräch führte Lena Schneider
Eugen Ruge wurde 1954 in Soswa, Sowjetunion, geboren. Er ist der Sohn des DDR-Historikers Wolfgang Ruge, der von den sowjetischen Machthabern in ein sibirisches Lager deportiert worden war. Seine Mutter ist Russin. Im Alter von zwei Jahren kam er mit seinen Eltern in die DDR. Er wuchs in Potsdam auf. Ruge ist diplomierter Mathematiker. 1986 begann er mit dem Schreiben, zunächst mit Theaterstücken und Hörspielen. 1988 siedelte er in die Bundesrepublik über. Für „In Zeiten des abnehmenden Lichts“ wurde er 2011 mit dem Deutschen Buchpreis ausgezeichnet. Zuletzt erschien sein Roman „Follower“. Am 22. September um 18 Uhr eröffnet Potsdams neue Intendantin Bettina Jahnke ihre erste Spielzeit am Hans Otto Theater mit einer Adaption von „In Zeiten des abnehmenden Lichts“. les
Lena Schneider