Van Gogh und Monet kommen nach Potsdam: Highlights im Barberini: Van Gogh und Monet
Es bleibt aufregend im Barberini: Das Museum bereitet für Oktober 2019 eine Ausstellung mit Stillleben Vincent van Goghs vor. Und plant bereits Deutschlands bislang größte Schau mit Werken von Claude Monet.
Und wieder gibt es einen Paukenschlag: mit Stillleben! Van Gogh kommt nach Potsdam. Ins Museum Barberini. Auf Gerhard Richter, Henri-Edmond Cross, Picasso und die Alten Meister folgt im Oktober 2019 der große Holländer, dessen Sonnenblumen in jedem zweiten Wohnzimmer hängen. Nun kommen die Originale. Die Sonnenblumen sind wohl nicht dabei, aber einige Werke seien noch in Anfrage. „Die Ausstellung ist derzeit in der Planungsphase“, so Pressesprecher Achim Klapp. Drei Räume mit 20 bis 25 Gemälden soll es geben. So der jetzige Stand.
Van Goghs Stillleben zeigen seine entscheidenden Etappen
Die Stillleben werden die entscheidenden Etappen im Werk und Leben van Goghs spiegeln, ist auf der Homepage des Museums zu lesen. So wie das „Stillleben mit Zwiebeln“ von 1889, das ein Jahr vor van Goghs Tod entstand. Mit nur 37 Jahren starb der Maler. Wohl aus Angst vor einer neuen Krise beendete er durch einen Revolverschuss sein Leben.
Wer van Goghs Bilder betrachtet und hineinfällt in dieses aufwühlend-sanfte, farbtrunkene Meer, sieht natürlich auch immer das Leben des Künstlers vor sich, weiß um die inneren Kämpfe, die er austrug, getrieben und verzehrt von flammender Leidenschaft. Biografien, Romane, Filme nehmen sich immer wieder gern dieser Schicksalsschwere an.
Er malte wie besessen um sein "Gelbes Haus" auszuschmücken
Vor allem der Zeit in Arles, der van Gogh so freudig entgegensah und die so erschütternd endete. „Hier sehe ich Neues, ich lerne, und wenn ich ein bisschen sanft mit ihm umgehe, verweigert mir auch mein Körper seinen Dienst nicht“, schrieb er noch 1888 an seinem Bruder. Hier, in der Provence, wollte er in einer Gemeinschaft von Malern zusammenleben, mietete sein berühmtes „Gelbes Haus“, vor dem heute Touristen Schlange stehen. „Wenn jemand zu Besuch kommt, soll er das hübscheste Zimmer oben haben, das ich so gut wie möglich einrichten will, wie ein künstlerisches Damenzimmer“, freute sich der Künstler. Doch einzig der finanziell klamme Gauguin kam. Um den Kollegen zu beeindrucken und das für ihn gedachte Zimmer auszuschmücken, malte van Gogh wie besessen Bilder, darunter die bekannten Sonnenblumen. Erschöpft nahm er den Freund in Empfang.
Nach einem Streit mit Gaugin war das Ohr ab
Doch das Zusammenleben der beiden Querköpfe erwies sich als schwierig und endete genau zwei Monate später mit einem nie völlig geklärten Eklat. „Vincent van Gogh bedrohte in einem Zornesausbruch Gaugiun mit dem Messer und verstümmelte sich dann selbst das Ohr“, ist dazu im Museumsführer des Rijksmuseums in Amsterdam zu lesen. Zwei Wochen später wird van Gogh aus dem Krankenhaus in Arles entlassen. Er porträtierte sich nun mit dickem Verband um den Kopf selbst, wieder allein im Gelben Haus.
Tabak und Pfeife waren van Goghs Trostspender
Er setzte sich an die Staffelei, malte Stillleben, wie das mit den Zwiebeln, das in jedem Fall in Potsdam zu sehen sein wird. Ein symbolträchtiges Bild. Es zeigt die Pfeife und etwas Tabak, seine Trostspender, wie er dem Bruder schrieb. Rechts daneben liegt ein Briefumschlag, auf dem der Adressat Vincent und der Absender Theo van Gogh, sein um vier Jahre jüngerer Bruder und Mäzen, zu erkennen sind. Die Kerze brennt noch, der Lebenswille ist nicht erloschen. Und die gefüllte bauchige Teekanne ragt frohlockend hinter dem Zeichenbrett auf, verdrängt die leer getrunkene Weinflasche an den Rand. Mitten auf dem Brett ein Gesundheitslexikon, das „Annuaire de la santé“: Es empfiehlt Zwiebeln gegen Schlaflosigkeit.
Noch sind sie ungeschält. Doch sie helfen auch nicht nach ihrer Zubereitung. Im Februar muss van Gogh wegen Depressionen wieder ins Krankenhaus. „Im März wird er dann entlassen, aber seit dem Vorfall mit Gauguin halten die Bewohner von Arles ihn für wahnsinnig und machen ihm das Arbeiten unmöglich“, ist im Amsterdamer Katalog zu lesen. So weist sich der Maler selbst ein: in die Nervenheilanstalt von Saint-Rémy. „Vorläufig möchte ich interniert bleiben, um meiner eigenen Ruhe willen und auch der anderen wegen.“ Doch trotz seiner Anfälle malt er weiter: „ein Bild mit lauter Blumen und Frühlingsgrün. Aber drei dunkle, düstere Baumstämme durchschneiden es wie Schlangen, und im Vordergrund vier große, düstere Buchsbaumsträucher.“ Genius und Tragik. Das sind die Pole dieses Künstlers, der zu Lebzeiten nur wenige seiner rund 860 Gemälde und 1000 Zeichnungen verkaufte. Heute erzielen sie Rekordpreise.
Barberini kooperiert mit Asterdam, Chiacago und Washington
Die Potsdamer Ausstellung entsteht in Kooperation mit dem Van Gogh Museum Amsterdam und dem niederländischen Kröller-Müller Museum Otterlo, das über die zweitgrößte Van-Gogh-Sammlung der Welt verfügt. Leihgaben kommen auch aus dem Art Institute of Chicago und der National Gallery of Art, Washington, D. C..
Am 5. Dezember 2018 veranstaltet das Museum Barberini ein Symposium in Vorbereitung auf die Ausstellung: über einen Künstler, der die Sonnenblumen liebte und unter einem rosa Himmel versank.
Und noch einer der ganz großen Künstler kommt erneut mit seinen Werken nach Potsdam: Claude Monet. Vom 29. Februar bis 1. Juni 2020 plant das Barberini die größte Monet-Ausstellung, die es je in Deutschland gegeben hat. Wir sehen ihn noch vor uns: Monets triumphalen Schlussakkord in Blau. Sein zwei Mal zwei Meter großes Seerosenbild fesselte in der glanzvollen Impressionisten-Ausstellung des Museums Barberini 2017 den Blick zwischen Blättern und Blumen.
Gezeigt werden mehr als 100 Monet-Gemälde
„Orte“ ist sie überschrieben und entsteht in Zusammenarbeit mit dem Denver Art Museum in Colorado. Dort ist die Ausstellung unter dem Titel „Claude Monet: The Truth of Nature“ vom 20. Oktober 2019 bis 2. Februar 2020 zu sehen. Co-Kuratorin ist Ortrud Westheider, die Direktorin des Museums Barberini. Diese Gemeinschaftsausstellung ist auch in den USA ein Glanzlicht: die größte Monetausstellung der vergangenen zwei Jahrzehnte, heißt es in Denver. Sie zeigt mehr als 100 Gemälde, die Monets gesamte Karriere umfassen, und konzentriert sich auf die dauerhafte Beziehung des gefeierten französischen Künstlers zur Natur. Hauptleihgeber sind das Musée d’Orsay Paris, das Musée Marmottan Monet Paris, das Museum der Schönen Künste Boston, das Kunstinstitut von Chicago und das Metropolitan Museum of Art New York.
Die Farbe als eigentlicher Akteur
Für seine Landschaftsbilder suchte Claude Monet immer wieder die gleichen Orte auf oder fertigte an einer Stelle umfangreiche Serien an. Er malte die wechselnden Lichteinfälle wieder und wieder: zu unterschiedlichen Tages- und Jahreszeiten, um die jeweilige Wirkung festzuhalten. Die Farbe wurde zum eigentlichen Akteur. Allein dieses Malen in Serie wurde damals als Affront gegen das Einzigartige eines Motivs begriffen. Monet war indes fasziniert vom Spiel des violett und pink flirrenden Lichtes an den Steilküsten, vom tiefen Himmel über freie Felder.
Van Gogh hat Monets Bilder geschätzt
In Giverny legte Monet einen Garten an, um die Lichtspiele zu erforschen, die Blüten seiner eigens aus Japan angelieferten Seerosen. Van Gogh hat übrigens Monets Bilder geschätzt. Er schrieb: „In Antwerpen wusste ich nicht einmal, was Impressionisten sind; jetzt habe ich sie gesehen und, obwohl ich nicht zu ihrer Gruppe gehöre, doch gewisse Bilder der Impressionisten sehr bewundert – Degas Akt – Claude Monets Landschaft.“
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Die Ausstellung mit Werken von Vincent van Gogh wird vom 26. Oktober 2019 bis 2. Februar 2020 im Museum Barberini zu sehen sein. Die Werke von Claude Monet folgen im Anschluss: Vom 29. Februar bis 1. Juni 2020.