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Volker Schlöndorff im Filmmuseum Potsdam.
© Andreas Klaer

Potsdamer Regisseurslegende: Filmmuseum feiert 80. Geburtstag von Volker Schlöndorff

Am 31. März wird der Potsdamer Regisseur und Drehbuchautor 80 Jahre alt. Im Filmmuseum feierte Volker Schlöndorff schon einmal vor und erinnerte sich an seinen erfolgreichsten Film: "Die Blechtrommel".

Potsdam - Cool. Anders lässt sich der Auftritt von Volker Schlöndorff am Freitagabend im Potsdamer Filmmuseum nicht beschreiben: Mit einem schwarzen Basecap auf dem Kopf stürmt er den schrägen Gang zur Bühne entlang und begrüßt dabei das Filmmuseum-Team mit Handschlägen. Vorne angekommen lüftet er die Mütze vor Kollege Andreas Dresen und begrüßt auch Filmproduzent Peter Hartwig – beide sitzen in der ersten Reihe – mit einem „High five“. Von Starallüren keine Spur. Dafür ein jungenhafter Schalk, der kontinuierlich seine Mundwinkel umspielt – der 80. Geburtstag, den der Regisseur und Drehbuchautor am Sonntag feiert, ist ihm nicht anzusehen.

Mit Handschlag begrüßt Volker Schlöndorff das Filmmuseum-Team.
Mit Handschlag begrüßt Volker Schlöndorff das Filmmuseum-Team.
© Andreas Klaer

Die rbb-Filmlounge am Freitag im Filmmuseum war quasi eine Art Vorfeier, bei der die Zuschauer sich noch einmal Schlöndorffs oscarpremierte Verfilmung von „Die Blechtrommel“ ansehen konnten – im Director's Cut. Vierzig Jahre ist der Film nun alt und damit lange genug her, nicht mehr darunter leiden zu müssen, dass er der einzige Oscarerfolg in Schlöndorffs Karriere blieb.

„Der Rest war wohl nicht so doll“, sagt der in Potsdam lebende Regisseur vor der Filmvorführung im Gespräch mit Knut Elstermann. Das beste Werk, das er jemals geschaffen habe, sei sowieso seine Autobiographie „Licht, Schatten und Bewegung. Mein Leben und meine Filme.“, fügt er hinzu. „Darauf bin ich eigentlich am stolzesten, weil ich mich darin am meisten wiedererkenne.“ Ist da etwa Verbitterung herauszuhören? „Nein, ach, ganz und gar nicht“, versichert er später. Gerade „Die Blechtrommel“ habe ihm vieles ermöglicht, das sonst nicht möglich gewesen wäre. 

Schlöndorffs Spitzname war "Knilch"

Dabei brauchte Schlöndorff relativ lange, um mit Günter Grass’ Roman warm zu werden. „Ich habe dazu keinen Zugang gefunden“, sagt er. Alles war ihm zu voll mit grotesker Phantastik, eine Verfilmung sei erst recht nicht in Frage gekommen. Und dass, obwohl Filmproduzent Franz Seitz – mit dem er 1965 die Verfilmung von Robert Musils „Der junge Törless“ verwirklichte – ihm immer wieder sagte: „Du musst die Blechtrommel machen.“

Erst ein persönliches Treffen mit Günter Grass und eine daraus resultierende Fahrt nach Danzig überzeugte Schlöndorff schließlich. „Grass hat aus diesen grauen, trostlosen Vorort kommend diesen Kosmos seines Romans geschaffen“, erzählt er. „Wenn er das geschafft hat, muss ich es auch schaffen.“

Mit der Figur des Oskars konnte er sich dann auch irgendwie gut identifizieren. Wegen seiner eigenen, eher kurzen Körpergröße: „Ich kann das ja hier verraten: mein Spitzname war früher ’Knilch’“, sagt Schlöndorff und schmunzelt dabei. Das Motiv des ewigen Kleinseins, aber dabei trotzdem alle Privilegien zu haben, habe ihn angesprochen.

Die erste konkrete Szene, die er sich vorstellen konnte zu drehen, ist gleichzeitig die berühmt-berüchtigtste des Films: das Strandbad und das Brausepulver im Bauchnabel der damals noch ganz jungen Katharina Thalbach. Von da aus entwickelte sich der Film dann nach hinten und vorne weiter, wie Schlöndorff erzählt. 

Brausepulver mag er eigentlich gar nicht

Am Freitag findet Schlöndorff deswegen auf seinem Bühnentisch auch ein Päckchen Brausepulver, das er prompt in sein Wasserglas kippt und dem Publikum damit zuprostet. „Waldmeister“, sagt er. „Genau wie im Film.“ Erst nach dem offiziellen Gespräch verrät er: Brausepulver schmeckt ihm gar nicht. „Das ist viel zu süß, von Waldmeister keine Spur. Ich habe mir gleich einen Weißwein bestellt“, sagt er lachend.

Begeisternd hingegen schwärmt er von Oskar-Darsteller David Bennent. „Da stand auf einmal der leibhaftige Oskar Matzerath vor mir“, erinnert sich Schlöndorff an die erste Begegnung. Ein Glücksfall sei das gewesen. „Ohne ihn wäre der Film tot, er hat etwas Magisches, der dem Film ewige Jugend verleiht.“ Mario Adorf, der in „Die Blechtrommel“ Oskars Vater spielt, habe sich allerdings beschwert, dass er gar nicht mehr wahrgenommen würde. „Ich bin Wasserträger für Oskar, alle gucken nur auf den“, soll er damals gesagt haben, wie Schlöndorff mit einem Schmunzeln erzählt. Er selbst ist bis heute mit dem Schauspieler befreundet, zu seiner Geburtstagsfeier am Sonntag hat er Bennent auch eingeladen.

Volker Schlöndorff im Gespräch mit Knut Elstermann.
Volker Schlöndorff im Gespräch mit Knut Elstermann.
© Andreas Klaer

Einen zweiten Blechtrommel-Teil wird es nicht geben

Eigentlich habe er Günter Grass damals auch versprochen, den zweiten Teil von „Die Blechtrommel“ und damit die Geschichte des erwachsenen Oskar Matzerath zu erzählen. „Es gab immer wieder Überlegungen für das Drehbuch, aber die Produzenten haben es immer abgelehnt“, sagt Schlöndorff, der bekannt für seine Literaturverfilmungen ist. Eine Fortsetzung würde den ersten Film herabsetzen, so die Begründung.

Auf die Frage, ob er seine 80 Jahre selbst überhaupt spüre, gibt er zu, dass die Energie im Augenblick etwas nachlasse. Erst im Dezember letzten Jahres starb seine Frau Angelika nach langer Krankheit. Trotzdem lässt Schlöndorff die Arbeit nicht los. Gerade war er vier Wochen für eine Dokumentation in der Sahel-Zone unterwegs, wie er erzählt.

Drehbuchautorin Cooky Ziesche, Regisseurskollege Andreas Dresen und Produzent Peter Hartwig (v.l.n.r.) feierten mit. 
Drehbuchautorin Cooky Ziesche, Regisseurskollege Andreas Dresen und Produzent Peter Hartwig (v.l.n.r.) feierten mit. 
© Andreas Klaer

Und ansonsten schöpft er Energie in Potsdam, seiner gewählten Heimatstadt, in der er seit 1992 lebt. „So lange habe ich sonst nirgendwo gewohnt“, sagt Schlöndorff und lacht schon wieder sein offenes Lachen. „In meiner Geburtsstadt Wiesbaden bin ich nur 14 Jahre geblieben.“ Alles rund um den Griebnitzsee liebe er sehr, den Babelsberger Park, das Babelsberger Strandbad ebenfalls.

Das passe auch wieder gut zu seiner Filmkarriere, sagt er. Denn: „Da gibt es auch solche Kabinen wie in der Blechtrommel.“

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