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Überlebende und Politiker gedachten Ende Januar dem 70. Jahrestag der Befreiung des KZ Auschwitz-Birkenau in Polen.
© Andrzej Grygiel/dpa

Hörbuch über Auschwitz: "Es war nicht leicht" - Überlebende berichten

„Es war nicht leicht.“ Mit diesem dürren Satz beantwortete der Holocaust-Überlebende Hermann Langbein einst die Frage, wie er Auschwitz ausgehalten habe, wie er mit dem Schuldgefühl umgehe, davongekommen zu sein, während er so viele andere sterben sah.

„Es war nicht leicht.“ Mit diesem dürren Satz beantwortete der Holocaust-Überlebende Hermann Langbein einst die Frage, wie er Auschwitz ausgehalten habe, wie er mit dem Schuldgefühl umgehe, davongekommen zu sein, während er so viele andere sterben sah. Mehr konnte er nicht sagen, viel mehr kann man vielleicht auch nicht sagen.

1961 unternahm der Historiker Langbein gemeinsam mit seinem Freund, dem Schriftsteller und ebenfalls ehemaligen KZ-Gefangenen H. G. Adler, trotzdem den Versuch, das Unfassbare in Worte zu fassen. Das Ergebnis ihrer Bemühungen war das Radiofeature „Auschwitz. Topographie eines Vernichtungslagers“, das der Berliner Audio Verlag nun zum 70. Jahrestag der Befreiung von Auschwitz erstmals veröffentlicht hat.

Adler und Langbein lassen darin zahlreiche Überlebende zu Wort kommen, die von ihrer Deportation, von ihrem eigenen anfänglichen Unglauben, von den täglichen Gräueln, dem Hunger erzählen. Vom Tätowieren mit improvisierten Nadeln, vom Herausreißen von Zahngold und von „Leibesertüchtigungen“, die nur den Zweck hatten, Menschen zu Tode zu schinden.

Kein Zorn, keine Verbitterung

All diese Dinge mögen inzwischen oft beschrieben worden sein, das Besondere und Bemerkenswerte an dieser Hör-Produktion, die erstmals während des Eichmann-Prozesses  ausgestrahlt wurde, allerdings ist der Tonfall, in dem sich die Überlebenden erinnern: kein Zorn, keine Verbitterung, keine Anklage. Distanziert, fast hört man ein Schulterzucken, berichten die Zeugen – immer wieder unterbrochen durch eingesprochene Zitate von Lagerkommandant Rudolf Höß.

Wie Auschwitz geschehen konnte, vor dieser Frage muss auch dieses beeindruckende Zeitdokument kapitulieren. Was in Auschwitz geschah, wird einem hier jedoch eindrücklich und schonungslos nahegebracht.

Ausgestrahlt wurde das Feature das erste Mal im Jahr 1961, kurz vor Ende des Eichmann-Prozesses.
Ausgestrahlt wurde das Feature das erste Mal im Jahr 1961, kurz vor Ende des Eichmann-Prozesses.
© WDR

H. G. Adler, H. Langbein: "Auschwitz. Topographie eines Vernichtungslagers". WDR/Der Audio Verlag, Berlin 2015. Drei CDs, 170 Minuten, 19,99 Euro

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